Der falsche Mörder
Treffen mit den Goldjungs bekam.
Dass sie mir nachspionieren. Unter anderem damit, dass sie mein Telefon abhören.
Nach der Besprechung haben sie mich auch gleich auf die schwarze Liste gesetzt:
Persona non grata.
Sogar Raggi hat sich wie ein gemeingefährlicher Stier benommen und einfach den Hörer aufgeknallt.
Ich hatte auch auf dem Flughafen drüben den starken Eindruck, dass mich jemand beobachtet.
Es war auch nicht normal, wie viel Zeit sich die amerikanischen Goldjungs auf dem Kennedy-Flughafen nahmen, um meinen Reisepass zu kontrollieren.
Oder wie lange ich auf meinen Koffer warten musste.
Ich hatte gestern Abend immer noch dieses unangenehme Gefühl, nachdem ich mit meinem Anschlussflug von New York in Fort Lauderdale angekommen war, endlich im Hotel mein Zimmer bezogen hatte und auf dem Weg in die Bar war, um Jackie einen Besuch abzustatten.
Scheinbar nie ermüdende Alarmglocken schrillten ständig in meinem Inneren.
Vielleicht hat mich mein siebter Sinn gewarnt?
Oder meine weibliche Intuition?
Irgendwas ist mit Sicherheit im Gange.
Allerdings nicht greifbar. Noch nicht. Aber trotzdem real.
Da bin ich ganz sicher. Einigermaßen jedenfalls.
Bis zum Bahnhof muss ich noch ein kurzes Stück geradeaus laufen.
Es ist ein riesiges Gebäude. Modern. Und es ist viel los.
Ist mir recht so.
Ich quetsche mich mitten durch die Menschenmassen. Habe mein Handy in der linken Hand.
Warte darauf, dass der Knabe sich meldet.
Er ruft erst zehn Minuten nach drei an.
Typisch isländische Pünktlichkeit!
Ich gebe ihm die Nummer eines öffentlichen Telefons in der Innenstadt. Die ich mir heute Vormittag aufgeschrieben habe. Sage ihm, dass er um vier Uhr wieder anrufen soll. Pünktlich. Auf der neuen Nummer. Und beende das Gespräch.
Prima. Der erste Teil wäre erledigt.
Ich gehe der Nase nach direkt auf die Schließfächer zu. Sie stehen in Reihen im Inneren der Halle.
Öffne Fach Nummer 186.
Mein Rucksack liegt immer noch da, wo ich ihn heute Morgen untergebracht habe.
Ich begutachte mein Handy. Sehe, dass es immer noch Kontakt zu einem Signal hat. Lange mit dem Arm tief ins Fach. Lege das Handy dort ab. Ziehe den Rucksack zu mir. Schließe das Fach wieder ab.
Dann kommt der nächste Schritt.
Die Toiletten sind unsauber. Trotzdem gelingt es mir, eine Kabine zu finden, in der der Gestank noch zu ertragen ist.
Lege meinen Rucksack auf die Klobrille. Hole helle Jeans, ein T-Shirt, einen Hut mit breiter Krempe und eine Sonnenbrille heraus.
Ziehe mich schnell um.
Stopfe meinen Rock, den Pulli und die Jacke in den Rucksack.
Stecke mein Haar zu einem Knoten auf und bedecke ihn mit dem Hut. Setze die Sonnenbrille auf.
Hänge mir den Rucksack über die Schulter.
Fertig.
Ich ziehe wieder los.
In der Halle sind immer noch jede Menge Leute, die entweder kommen oder fahren. Daher ist es leicht, in der Menge unterzutauchen und sich mitreißen zu lassen.
Jetzt bin ich wieder draußen an der Sonne.
Gehe zügig zum Ufer, wo die Wassertaxis in Amerikas Venedig auf die Touristen warten.
Wunderbar, auf dem Weg den Kanal hoch die warme Brise das Gesicht umspielen zu lassen. Und die sattgrünen Äste der Palmen zu sehen, die sich im leichten Wind hin und her wiegen. Als ob ich in Ferien wäre.
Aber nur fast.
Das Wassertaxi legt am Ufer der großen Einkaufsstraße Las Olas an.
Hier sind den ganzen Tag Menschenmassen unterwegs.
Kurz vor vier bin ich bei den Telefonzellen angekommen.
Alles läuft nach Plan.
Habe keine Ahnung, ob mich noch jemand verfolgt. Oder überhaupt.
Hoffentlich nicht. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Ich besetze die Telefonzelle, die ich heute Morgen ausgesucht habe. Warte ungeduldig auf den Anruf.
Dieses Mal hat der Kerl nur vier Minuten Verspätung.
Er ist beunruhigt. Will wissen, warum ich mich wie ein Flüchtling beim Versteckspiel verhalte.
Es dauert ein paar Minuten, bis ich ihn auf den neuesten Stand der Dinge gebracht habe. Dass ich vermutlich ständig beschattet werde.
Erkläre ihm dann, wie es weitergehen wird. Sage ihm, wann und wo wir uns treffen werden. Wie ich angezogen bin. Und mit welchen Worten er sich vorstellen soll.
Ich hatte bereits Ort und Zeit festgelegt. Aber er hat seine eigenen Ideen.
Schließlich einigen wir uns.
Wenn nichts Unerwartetes passiert, treffen wir uns an meiner Stelle heute Abend um neun. Ansonsten an seiner Stelle morgen Mittag um eins.
Wenn alles schief geht, ruft er in vierundzwanzig Stunden zur gleichen Zeit in dieser
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