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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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ich fühl, ist Tod Glückseligkeit.
    »Ich glaube, er könnte das geschrieben haben«, antwortet Harpa. »Aber im Theater gibt es jede Menge handgeschriebener Zettel von ihm, die ihr euch ansehen könnt, um die Schriften zu vergleichen.«
    »Hast du dieses spezielle Blatt schon einmal gesehen?«
    »Ich erinnere mich nicht daran, aber mir scheint, dass es Zitate aus Othello sind.«
    »Othello?«
    »Ja, aus dem Stück, das wir gerade in der Selbstständigen Theatergemeinschaft proben.«
    »Willst du damit sagen, dass er diese Sätze aus einem Theaterstück abgeschrieben hat, das er gerade inszeniert?«
    Sie nickt.
    »Hat dieses Blatt irgendeine spezielle Bedeutung?«, frage ich.
    »Wer weiß«, antwortet er trocken. »Zuerst müssen wir mal sehen, was bei der Obduktion herauskommt.«
    Die Protokollaufnahme ist kurz vor zwei Uhr beendet.
    Ich biete Harpa an, sie zum Ferienhaus zu fahren, damit sie ihr Motorrad holen kann, aber sie sagt, dass sie sich nicht zutraut, alleine zurückzufahren.
    Möchte lieber sofort ins Theater.
    Auf dem Weg ist sie in heller Aufregung.
    »Mir kam es vor, als würden sie andeuten, dass Matti es so gewollt hat«, sagt sie. »Du weißt schon, dass er Selbstmord begangen hat.«
    »Die haben bestimmt so etwas in der Art gedacht«, antworte ich. »Hast du andere Verletzungen an ihm gesehen?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Aber sie wissen noch nichts Genaues darüber«, füge ich hinzu.
    Harpa weigert sich, das Haus alleine zu betreten.
    »Kannst du nicht mit mir reingehen?«, fragt sie.
    »Ist das denn nötig?«
    »Bitte.«
    Ich gebe nach. Parke den Silberpfeil auf dem Bürgersteig. Will da so schnell wie möglich wieder raus. Habe kein Interesse daran, in deren Besprechung zu landen.
    Wir treffen Audur im Büro.
    »Das muss ja schrecklich für dich gewesen sein, so etwas zu erleben«, sagt sie und umarmt Harpa. »Ich hätte dich nie zu ihm hinausgeschickt, wenn ich so etwas geahnt hätte.«
    »Jetzt bist du ja in guten Händen«, sage ich.
    Auf dem Weg nach draußen stoße ich im Eingang auf Snjófrídur. Und Dísa.
    Dísa wird fuchsteufelswild, sobald sie mich sieht. Ihr hübsches Gesicht verzerrt sich vor wildem Hass.
    »Bist du schon gekommen, um deinen Sieg zu feiern?«, fragt sie aufgebracht.
    Mir kommt es vor als wolle sie mich angreifen. Buchstäblich.
    Aber Snjófrídur hält sie zurück.
    »Ist ja gut«, sagt sie und hält Dísa an den Schultern fest, »Anschuldigungen bringen niemandem etwas.«
    »Aber es ist doch alles ihre Schuld!«, ruft Dísa. »Sie hat gesagt, dass sie Matti besiegen will, und jetzt ist er tot!«
    Ich begegne ihrem wütenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Kann mich gerade noch zusammenreißen, um ihr nicht im gleichen Tonfall zu antworten.
    »Dieses so oft gelobte Theater des Lebens ist nicht immer nur ein Kinderspiel«, sage ich ruhig. »Aber vielleicht hat es ja jetzt den größten Charme verloren?«
    »Du wirst das noch bereuen!«, antwortet sie. Wutschäumende Heftigkeit schwingt in der Stimme mit. »Wart’s nur ab!«
    Als ich nach Hause komme, kicke ich meine Schuhe in die Ecke und lege mich mit einem Glas in der Hand aufs Sofa.
    So ein beschissener Tag.
    Ich habe keinen Grund, um Matti zu trauern. Er war ein gefährlicher Typ. Unmoralischer Verbrecher. Hat er nicht das bekommen, was er verdient hat?
    Aber Selbstmord?
    Ich finde diese Vermutung ziemlich unwahrscheinlich. Matti war viel zu selbstverliebt, als dass er seinem eigenen Leben ein Ende setzen würde.
    Dann ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass es ein Unfall war. Lebensgefährliche Mischung von Alkohol und Rauschgift.
    Es sei denn, jemand hat ihm geholfen, von der Bühne abzutreten? Ohne Rückfahrschein?
    Ein zweiter Mord?
    Noch nie ist es Jackie nicht gelungen, mich aufzumuntern.
    Wie hatte Matti mich bei seinem letzten Anruf genannt? Übellauniges Weibsbild? Krankhafte Rachegöttin? Oder etwa nicht? Er hatte auch noch etwas mehr gesagt. Natürlich sollte ich mich daran erinnern. Tue es aber nicht.
    Ich stehe auf. Gehe die Treppe hinunter. Ins Büro. Setze mich in meinen schwarzen Chefsessel.
    Die Nachricht ist immer noch auf dem Anrufbeantworter gespeichert.
    »… warum beantwortest du nicht meine Korrespondenz?«
    Was meinte er?
    Ich habe keinen Brief von Matti bekommen.
    Es sei denn …?
    Meine E-Mails warten noch auf mich. Der ganze Stapel, der während meiner Abwesenheit in meiner Inbox aufgelaufen ist. Ich hatte gestern keine Lust, ihn durchzusehen.
    Ich mache den Computer an.

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