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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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alle Informationen so übertreiben musst«, sagt er barsch.
    »Ich?«
    »Es waren noch nicht mal hundert Videos im Keller und nicht über zweihundert, wie du gesagt hast.«
    »Dann hat er die anderen Videos in der Zwischenzeit woanders hingebracht. Oder die Zeit genutzt, die ihr ihm gegeben habt, um sie zu vernichten.«
    »Nein, nein, du machst uns nicht für deine Lügerei verantwortlich.«
    »Am Samstag waren es noch 234.«
    »Und ich bin George Bush.«
    »Du benimmst dich jedenfalls schon wie dieser Schwachkopf.«
    Da beginnt er mich für meine Unverschämtheit gegenüber seinen Männern in Florida auszuschimpfen »Aber jetzt kommt bald der Zahltag«, fügt er hinzu. Schadenfroh.
    »Wie meinst du das?«
    »Verfolgst du nicht die Nachrichten?«
    »Was für Nachrichten?«
    Er freut sich, dass er der Erste sein darf, der mir die Neuigkeit mitteilen darf.
    »Die Justizministerin hat eine öffentliche Untersuchung angeordnet, wie das Gerücht, dass Geirfinnur Einarsson noch am Leben sei, entstanden ist und ob diejenigen, die dafür verantwortlich sind, eine Straftat begangen haben«, sagt er. »Ich erwarte, dass du in den nächsten Tagen zum Verhör geladen wirst.«
    »Verdammte Heimsuchungen sind das!«
    »Hier passt wieder einmal die alte Weisheit, Stella: Wie du säst, wirst du am Ende ernten. Guten Appetit!«
    Dann knallt er einfach den Hörer auf.
    Uff!
    Spät am Abend, nachdem ich mich ein paar Stunden zu meinem Privatbankett eingeschlossen hatte, rufe ich erneut meine Voicebox an.
    Nur eine Nachricht weckt mein Interesse.
    Sie kommt von Matti.
    Er ist hörbar betrunken. Und wütend auf mich.
    »Du übellauniges Weibsbild!«, sagt er lallend, »warum beantwortest du nicht meine Korrespondenz?«
    Die nächsten Sätze sind völlig unverständlich. Aber zum Schluss strengt er sich noch mal an:
    »… und wissen sollst du, krankhafte Rachegöttin: Zwar bin ich verletzt, doch ich lebe noch.«

38. KAPITEL
    Samstag
     
    H eute Morgen war es mir nicht vergönnt, auszuschlafen.
    Bekam keinen Frieden, um mich von den ständigen Aktivitäten der letzten Tage auszuruhen; von der Aufregung und dem Trubel zu Hause und im Ausland, dem Herumhüpfen zwischen den Zeitzonen und der Schlaflosigkeit in Florida und auf dem Rückflug nach Keflavík.
    Adalgrímur ruft. Er wartet ungeduldig darauf, mich zu treffen.
    Also fahre ich gleich heute Morgen über die Hellisheidi.
    Der Richter am Obersten Gericht ist mürrisch. Hat hängende Schultern. Als ob er unter dem Stress zusammenbrechen würde.
    Es überrascht mich, wie fertig er aussieht. Dachte, dass er stärker sei, um den Gegenwind auszuhalten.
    Wahrscheinlich war die Umstellung zu groß für ihn. Dass er sich plötzlich in der Situation eines Untersuchungshäftlings mit totaler Isolierung und Machtlosigkeit wiederfindet. Tag und Nacht. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Immer wieder. Das kann für einen Mann nicht leicht sein, der jahrzehntelang Macht und Reichtum der Einflussreichen genießen durfte. Nie in seinem Leben etwas anderes kennen gelernt hat. Sein Fall war so tief.
    Adalgrímur ist auch mir gegenüber ungehalten. Weil er die ganze Woche keinen Kontakt zu mir hatte.
    Ich wollte eigentlich erst in ein paar Tagen über meine Amerikareise mit ihm sprechen. Wenn sich alles ein bisschen geklärt hat.
    Aber wegen seiner schlechten Laune lege ich los.
    »Ich war kurz in den Staaten«, antworte ich ebenso energisch. »Um deinen alten Bekannten zu treffen. Den, zu dem ich dich bei meinem letzten Besuch befragt habe.«
    »Es gefällt mir nicht, wenn du in Rätseln oder durch die Blume sprichst«, antwortet er. »Sag mir geradeheraus, was du meinst.«
    »In Ordnung.«
    Ich gebe ihm eine kurze Zusammenfassung über den neuesten Geirfinnswahn und lege ihm meinen Anteil an dessen Entwicklung dar. Adalgrímur fixiert mich die ganze Zeit mit gerunzelter Stirn.
    »Glaubst du denn selber, dass der Mann, mit dem du drüben gesprochen hast, Geirfinnur Einarsson ist?«, fragt er besorgt.
    Ich zucke die Achseln. Frage dann zurück: »Was hast du denn geglaubt, als du ihn in Florida um 1990 herum getroffen hast?«
    »Ich weiß nichts über so ein Zusammentreffen.«
    »Warst du zu der Zeit nicht im Süden des Staates unterwegs?«
    »Viele wissen, dass meine Frau und ich in den Jahren jedes Jahr Sommerferien in Florida gemacht haben«, antwortet er nach kurzem Zögern. »Man muss kein Genie sein, um das herauszufinden.«
    »Der Kerl hat gesagt, dass er dich auf einer Angelfahrt getroffen hat, die

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