Der falsche Mörder
Warte ungeduldig darauf, in mein E-Mail-Programm zu kommen, um nach einem Brief von Matti zu suchen.
Da ist die Mail.
Du bösartige Rachegöttin, schämst du dich nicht, die hungrigen Hunde des Systems auf mich zu hetzen, und ich dachte, es handele sich um einen Zweikampf zwischen uns! Was für ein Fehler, zu glauben, ein Spatz könne den Traum eines Adlers verstehen!!! Und typisch für la femme, Hilfe zu holen, aber Krieg bedeutet nicht nur ein Kampf oder zwei, sondern viele, viele mehr, und wir haben gerade erst angefangen, das verspreche ich dir!! Und derjenige, der jedes Mal zögert, wenn ein schwächlicher Hund nach seiner Ferse schnappt, kommt nie ans Ziel! Ich habe keine Angst vor Gebell! Aber jetzt werde ich in den nächsten Tagen, umgeben von schwarzen Felsen und schäumendem Meer, Kraft aus der Natur schöpfen. Und von dort werde ich um ein Vielfaches gestärkt zurückkehren, um mich mit einem nach dem anderen zu duellieren, bis der Feind zu Boden geht! Bösartiger Feind, du wirst den nächsten Kampf nicht gewinnen!
Die E-Mail ist auf Dienstag um 17 Uhr datiert. Das ist der Tag, an dem ich in die Staaten geflogen bin.
Eines ist sicher:
Das ist keine Nachricht von jemandem, der Selbstmord begehen will.
VIERTE WOCHE
40. KAPITEL
Montag
M áki ist im siebten Himmel.
Genießt es, wieder im Scheinwerferlicht zu stehen. Scheint um viele Jahre jünger geworden zu sein.
Zumal er zum größten Verteidiger der Pressefreiheit avanciert ist. Jedenfalls nach seiner eigenen Einschätzung. Zum Vertreter des heiligen Rechtes eines jeden Journalisten, seine Informanten unter allen Umständen zu schützen.
Er ergreift auch die Gelegenheit und versucht, mit mir Frieden zu schließen.
»Ich bin sogar bereit, ins Gefängnis zu gehen, um weiterhin meine schützende Hand über dich zu halten«, sagt er. »Ist das nicht genug Buße für meine Sünden?«
»Für mich ins Gefängnis?«
»Ja, ich werde mich weigern, bei der Polizei Angaben zu meinen Informanten in diesem Fall zu machen, darunter auch zu dir, und dabei bleibt es, auch wenn sie mich für mein Schweigen in den Knast stecken.«
»Was für ein Held. Und ganz ungebeten!«
»Ach, sag doch nicht so was, Stella. Ich gestehe, dass ich die erste Reportage dumm formuliert habe, aber jetzt versuche ich doch, meinen Fehler wieder gutzumachen.«
»Das werden wir ja sehen.«
»Ich bin für Freitag zu einem Verhör vorgeladen worden und berichte dir dann, wie es gelaufen ist. Okay?«
»Du kannst mich ja anrufen.«
Es hat wenig Sinn, Máki noch länger böse zu sein.
Trotzdem möchte ich ihn eine Weile in angemessenem Abstand halten. Er soll ruhig noch ein wenig zappeln. Jedenfalls bis er anfängt, Taten sprechen zu lassen.
Ich selber bin wegen des neuen Geirfinnswahns in der nächsten Woche zu einem Gespräch vorgeladen.
Aber ich mache mir darüber keine Sorgen.
Die Medien haben über den Tod von Matti berichtet. Beschreiben ihn als einen genialen, aber umstrittenen Künstler, der viel zu früh gestorben ist. Erwähnen aber nicht die Todesursache.
Am Nachmittag stellt sich heraus, dass Adalgrímur Sunndal immer noch Freunde im System hat. Trotz all dem, was über ihn hereingebrochen ist.
Immerhin einen.
Dieser eine ruft mich anonym an. Um mich auf die Goldjungs zu hetzen. Auf seine Kollegen.
Legt mir nahe, sie ganz direkt zu fragen, was sie in Mattis Ferienhaus gefunden haben, das etwas mit dem Mord am Obersten Gericht zu tun hat. Deutet an, dass es sich um die Tatwaffe handeln könnte.
Aber lehnt ab, mir näher darüber zu berichten. Um sich selber zu schützen.
»Es wissen erst so wenige«, sagt der namenlose Freund, »und heute Morgen auf der Besprechung wurde beschlossen, dieses Detail vor euch geheim zu halten, bis das Ergebnis der DNA-Analyse vorliegt. Ich selber finde es unvertretbar, dass man euch nicht sofort informieren will, aber es sind andere, die in diesem Haus das Sagen haben.«
Ich lasse alle anderen Aufgaben erst einmal ruhen.
Rufe den Vize-Polizeipräsidenten an. Bekomme im Empfang die Nachricht, dass er heute keine Anrufe annimmt.
Versuche es als Nächstes bei Raggi.
Zuerst auf dem Handy. Aber es ist ausgeschaltet.
Dann über die Telefonzentrale bei den Goldjungs.
Bekomme die gleiche Reaktion wie eben, als ich den Vize erreichen wollte.
»Er nimmt heute keine Anrufe an.«
Uff!
Dann habe ich keine andere Wahl, als meinen Angriff zu verschärfen.
Ich brause in meinem Silberpfeil zum Kripo-Palast. Verlange, den Vize
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