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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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haben.«
    »Und?«
    »Wir sind in der Angelegenheit noch nicht weitergekommen.«
    Uff!
    »Ist ja auch nur eine Vergewaltigung«, sage ich sauer. »Viel zu unbedeutend für euch.«
    Raggi beugt sich abrupt in meine Richtung. So weit wie es sein Bauchspeck erlaubt.
    Will mir ganz deutlich aus vollem Hals antworten.
    Aber bremst sich im letzten Moment ab.
    Für eine Weile herrscht eine drückende Stille im Besprechungszimmer.
    »Jetzt weißt du genauso viel wie wir«, sagt Raggi schließlich.
    Ich stehe auf.
    »Was ist mit deinem Teil der Abmachung?«, fragt er.
    »Ich werde die Klage zurückziehen«, antworte ich. »Dieses Mal.«
    Sie verabschieden mich nicht, als ich gehe. Sind mir gegenüber immer noch missgestimmt.
    Was auf Gegenseitigkeit beruht.
    Aber der Fall bewegt sich in die richtige Richtung. Das ist die Hauptsache.
    Die Tatwaffe ist auch gefunden. Das Messer, das Matti gehört hat. Und der es in seiner Gefriertruhe versteckt hat, nachdem er das meiste Blut und die Fingerabdrücke abgewischt hat.
    Nur eben nicht alles Blut. Zum Glück.
    Wenn Mattis Alibi sich in Nichts auflöst, werden die Goldjungs wohl endlich den Tatsachen ins Auge sehen müssen. Und Adalgrímur entlassen.
    Ich setze mich an den Computer in meinem Büro. Rufe die E-Mail von Matti auf. Leite sie an Raggi weiter.
    Merkwürdig, dass sie den Laptop nicht gefunden haben. Weder im Ferienhaus noch im Theater.
    Hat ihn jemand an sich genommen? Ihn versteckt?
    Ich überlege. Durchdenke die Möglichkeiten.
    Moment mal!
    In seiner Mail sprach Matti davon, dass er sich umgeben von schwarzen Felsen und schäumendem Meer mit Energie aufladen wollte. Was hat er gemeint?
    Den Turm des Künstlers?
    Ich versuche, mich daran zu erinnern, was Matti mir bei unserem Essen gesagt hatte. Irgendetwas über einen Rückzugsort, den er besitzt und von dem er als Einziger weiß. Irgendeine Hütte, die nur für ihn selber und die ungebändigten Kräfte der Natur ist.
    Ob er am Dienstag dort hingefahren ist?
    Alles weist darauf hin.
    Matti hat natürlich seinen Laptop dalassen können. Um sicherzugehen, dass er nicht den Goldjungs in die Hände fällt.
    Und die Videos?
    Diese, die aus dem Keller verschwunden sind, als die Goldjungs endlich zu Besuch kamen?
    Vielleicht sind sie auch da? In sicherer Verwahrung?
    Aber wo zum Henker ist diese Hütte?
    Der Plan ist einfach. Obwohl die Durchführung vielleicht kompliziert ist:
    Ich muss Mattis Künstlerturm finden.

42. KAPITEL
    Mittwoch
     
    G egen Mittag komme ich auf die richtige Spur.
    Dank sei dem großen Bruder der Verwaltung.
    Alle Immobilien, große und kleine, sind in Computern registriert. Deshalb ist es möglich, sogar die unbedeutendste Sommerhütte in einem Verzeichnis zu finden. Irgendwo.
    Unter der ID-Nummer des Eigentümers.
    Schnell finde ich heraus, dass Matti bei denen von der Hagstofa {} gar nicht Marteinn heißt. Die nutzen nur den ersten Vornamen.
    Sigurdur.
    Als solcher wird er in allen offiziellen Computerregistern geführt.
    Mattis ungenaue Andeutungen ließen darauf schließen, dass sich sein Ferienhaus irgendwo an einem felsigen Strand befindet.
    Aber wo?
    Er wurde in Grindavík geboren. Gemäß des Abstammungsberichts im Nachruf der Zeitungen. Da gibt es genug Felsen. Und eigentlich auch entlang des ganzen Reykjanes-Strandes.
    Am besten in seiner Heimatregion anfangen.
    Ich habe also damit begonnen, sämtliche Verwaltungsbüros der Landgemeinden anzurufen. Eins nach dem anderen.
    Bequatsche die Telefondamen, bis ich endlich den Hauptpreis ziehe.
    »… aber ein total irrer Ort für ein Ferienhaus«, erzählt mir das Mädchen fröhlich am Telefon. »Da gibt es nichts anderes als Lava und Felsen, und sobald sich das Wetter ein bisschen verschlechtert, spritzt die Gischt immer hoch ans Haus.«
    Passt gut zu Mattis Beschreibung.
    Ich schmeiße warme Kleidung in den Kofferraum meines Silberpfeiles. Fahre los.
    Sobald ich südlich von Svartsengi bin, nimmt der Schnee rapide ab. Allerdings sind Schluchten und Senken dort auch mit weißen Schneewehen gefüllt. Aber zwischendrin sieht man ringsum graue Steine und schwarze Lava.
    Das Land ist kalt und öde. Wie auf dem Mond. Oder dem Mars.
    Der Wind nimmt zu. Böen erfassen das Auto ab und zu auf dem Weg hinunter zum Meer. Die Straße, die den Südstrand entlangführt, ist unmöglich. Schotter und Steine. Und Millionen Schlaglöcher.
    Ich fahre unabsichtlich an dem Pfad vorbei, der vom Schotterweg zur Hütte führt. Zumal er nicht gekennzeichnet

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