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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodore R. Cogswell
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hing, von zahlreichen Speeren durchbohrt, daran. Weitere Körper standen in militärischer Anordnung an den Palisaden, an die sie mit ihren eigenen Schwertern festgenagelt waren.
    Langsam fuhr der Wagen durch das Tor, und die Augen der Toten schienen ihnen vorwurfsvoll zu folgen. Über eine verlassene Straße erreichten sie einen kleinen Platz. Die Baracken und Lagerhäuser, die hier gestanden hatten, waren nur noch rauchende Ruinen. Viele von Fliegen umschwärmte Leichen lagen herum. An einem Brunnen mit einer etwa meterhohen Brüstung lehnte ein Dutzend kopfloser Leichen. Das Wasser war blutrot gefärbt. Es war ein entsetzliches Grauen.
    »Ich glaube, mir wird übel«, klagte Sara.
    Kirk wußte, was sie dachte. Eine impulsive Tat – und das hier war die Folge davon ...
    »Schnell weg von hier«, ordnete er an. »Wir können gar nichts mehr tun, aber wir können vielleicht verhindern, daß noch mehr Leute abgeschlachtet werden.« Er führte die Neelots in die umgekehrte Richtung. »Hier wurde kein Pardon gegeben. Sie haben alle Verwundeten umgebracht. Aber die Bergbewohner machen auch keine Gefangenen.«
    »Jim, da ist mehr dahinter«, bemerkte McCoy. »Dein Dopp hat ja mit vielen Sippen Handel getrieben. Hast du je eine Beerdigung erlebt?«
    Kirk runzelte nachdenklich die Brauen. »Nein, aber warum nur?«
    »Mein Dopp war einmal bei einer Gruppe von Bergbewohnern, als ein alter Sippenhäuptling tot umfiel. Wahrscheinlich Herzversagen. Sie gingen einfach weg und ließen ihn liegen, wo er lag. Mein Dopp fragte nach dem Grund, und sie sagten ihm, der Geist habe ihn ja verlassen, und jetzt sei er nun ein Klumpen Fleisch, der keine Verbindung mit der lebenden Person mehr habe. So haben es die Bergbewohner immer gemacht, aber diesmal haben sie ihre Toten mitgenommen. Es müssen sehr viele gewesen sein, denn die Burschen hier ließen sich ja auch nicht willig abschlachten.«
    »Das muß Spocks Anordnung gewesen sein. Die kulturellen Veränderungen beginnen also schon«, erwiderte Kirk.
    Auch das Tor an der Nordseite des Dorfes war offen, und von dort aus kamen sie bald an eine Straßengabelung. Die bessere Straße bog nach Westen in die Schlucht ab, die andere nach Norden führende war wenig besser als eine Wagenspur. Der mußten sie aber folgen, denn einen Kilometer weiter würden sie auf den Ost-West-Wanderpfad treffen.
    »Hallo, ihr da hinten!« rief Kirk und drehte sich auf seinem Sitz um. »Wenn wir auf Bergstämme treffen, wissen wir nichts von dem, was in diesem Dorf passiert ist. Wir sagen, wir kamen vom Nordosten her.« Alle nickten. Keiner, besonders Sara nicht, fühlte sich zu einer Unterhaltung aufgelegt.
    Dieser Wanderpfad war auch wirklich nur eine breitere Spur am Grund eines flachen Tales. Gelegentliche geschwärzte Steine markierten die Stellen, wo Bergstämme nachts kampiert hatten. Kirk atmete erleichtert auf, als die Straße weiter nach Westen bog, denn hier war das Gelände ziemlich eben, und sie kamen gut voran. Hatten sie Glück, würden sie das Lager des Messias irgendwann am folgenden Tag erreichen.
    Wenig später stieß Scott einen Warnschrei aus, denn er war vom Wagen abgestiegen, um seine verkrampften Beine etwas zu bewegen. »Hinter uns sind Bergbewohner! Sie kommen von der Straße her, die zum Dorf führt!«
    Kirk schaute zurück. Eine Gruppe Reiter verließ eben einen Kilometer hinter ihnen die Schlucht, und ihre Speerspitzen glitzerten in der Sonne. Der Gruppe folgte eine lange Reihe schwer beladener Wagen mit weiteren Reitern, und auch die führenden Neelots waren beladen.
    »Eine Überfallgruppe«, sagte Kirk. »Die Hauptgruppe mußt die Schmelzhütte und das Dorf überfallen haben, und die hat sicher auch die Brücke zerstört.«
    Plötzlich schlugen die vordersten Reiter einen scharfen Galopp an und näherten sich sehr rasch.
    »Ah, wir scheinen Gesellschaft zu bekommen«, stellte Kirk ruhig fest. »Alle bleiben beim Dopp. Ihr müßt wie Beshwa denken und handeln. Die Dopps wissen, wie ihr euch zu benehmen habt. Sara, Sie verstecken sich im Wagen, bis ich Ihnen erlaube, wieder herauszukommen.«
    Alle übrigen stiegen vom Wagen ab und stellten sich daneben auf. Sie streckten den Ankommenden zum Gruß die Handflächen entgegen und verbeugten sich aus der Hüfte heraus. Doch der Gruß wurde nicht erwidert, sondern die maskierten Reiter zügelten ihre Tiere und senkten die Speere.
    »Die Beshwa grüßen euch, ehrenwerte Krieger«, sagte Kirk lächeln. »Wir bereisen die Berge, um Handel zu

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