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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
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Wieviel Tote?«
    »Sechs. Diese Schafe aus den Ebenen haben scharfe Zähne.«
    »Und mein Sohn – hat er gut gekämpft?«
    »Wie ein Mann von doppeltem Alter. Vier hat er getötet, bis ihn ein Speer traf. Wir wollten ihn in einem Wagen zurückbringen, doch er bestand darauf, mit den anderen zu reiten.«
    »Und diese hier?« Er deutete auf Kirk und seine Gefährten.
    »Beshwa. Die fanden wir auf dem Pfad.«
    »Weiß ich selbst du Idiot, daß dies Beshwa sind. Warum habt ihr sie mitgebracht?«
    »Alt hat es befohlen. Er sagte, vielleicht betrifft der Befehl des Messias sie nicht. Beshwa konnten sich immer frei in den Bergen bewegen.«
    »Die Vergangenheit ist vergangen«, erwiderte der Häuptling barsch. »Sie sind nicht von unserem Blut. Tötet sie.«
    »Die Frau auch?«
    Tram Bir nickte. Aber ein anderer, stämmiger Krieger, der die Abzeichen eines Unterhäuptlings trug, hielt den Mann auf und flüsterte ihm etwas zu.
    »Bringt die Frau«, befahl er und deutete auf Sara. Zwei Männer zerrten sie vorwärts. Tram Bir musterte sie kritisch. »Ein schönes Gesicht hat sie, Greth, aber viel Fleisch hat sie nicht auf ihren Knochen.«
    Der Unterhäuptling lachte häßlich. »Na, wir werden sehen«, sagte er und zog einen Dolch mit rasiermesserscharfer Schneide aus einer Lederscheide.
    Kirk suchte fieberhaft sein Beshwa-Gedächtnis nach einem Ausweg ab. Plötzlich fiel ihm etwas ein.
    »Azrath!« rief er mit tiefer Stimme und hob sein Gesicht zum Himmel. »Azrath, höre! Sie wollen deine treue Dienerin töten!«
    »Was soll dieser Unsinn?« fragte Tram Bir gereizt.
    »Sie ist Azrath geweiht. Die Macht, die sie von ihm bezieht, beschützt uns vor Unbill. Warum, glaubst du, tragen die Beshwa keine Waffen? Warum lassen Räubersippen die Beshwa in Frieden ziehen? Wenn du unserer Schwester ein Leid antust, wird dich Azraths Rache verfolgen und dich und deine Kinder und Kindeskinder vernichten. Dein Samen wird bis ans Ende aller Zeiten verflucht sein.«
    »Das hat früher vielleicht gegolten, aber fremde Götter fürchten wir nun nicht mehr. Wir sind vom Messias auserwählt.«
    »Und eure Schwester wird vom Sohn des Häuptlings gewählt, wenn ihm gefällt, was er sieht«, höhnte Greth und ließ seinen Dolch in den Ausschnitt von Saras kurzer Ledertunika sinken, die er dann mit einer scharfen Handbewegung aufschlitzte. Die Posten grinsten, als der Häuptlingssohn die halbnackte Sara seinem Vater vorführte.
    »Schau mal, sie hat viel Fleisch auf den Knochen«, bemerkte er.
    »Für meinen Geschmack zu wenig«, erwiderte Tram Bir. »Du kannst sie mitnehmen, wenn du willst. Aber du wirst sie beseitigen, ehe wir morgen zur Versammlung kommen. Und diese hier ...« – er deutete auf die anderen Gefangenen – »denen kannst du die Kehlen durchschneiden.«
     

 
13.
     
    Die Krieger stießen und traten nach ihnen, und die Dolche hoben sich, um zuzustechen. Da schrie jemand: »Häuptling, sieh deinen Sohn Alt!«
    Ein Neelot jagte heran. Das Tier hatte einen Jungen im Sattel, dessen Kopf mit geschlossenen Augen nach unten hing. Sein Reittier war blutig. Der Reiter versuchte sich vor dem Häuptling im Sattel aufzurichten.
    »Vater und Häuptling, deine Befehle wurden ausgeführt«, meldete der Sohn mit leiser, angestrengter Stimme. »Ich versuchte dir Ehre zu machen und ...« Seitlich rutschte er ab. Ein paar Hände fingen ihn auf und legten ihn vorsichtig auf den Boden. Sein Vater kniete neben ihm nieder und öffnete den Kampfmantel des Jungen. Aus seiner Seite ragte ein abgebrochener Speerschaft.
    »Hestor«, sagte er, »kann man das Ding hier herausholen?«
    Ein gebeugter alter Mann kniete neben Tram Bir nieder und zog vorsichtig am Schaft. Der Junge biß sich auf die Lippen, damit er nicht schrie, dann hustete er und hatte blutigen Schaum um den Mund.
    »Der Speer hat Widerhaken«, stellte der alte Mann fest. »Er kann nicht entfernt werden. Es hat keinen Sinn, den Jungen noch länger leiden zu lassen.«
    Schweigend sah der Häuptling auf seinen sterbenden Sohn hinab, dann entnahm er einer Scheide einen reichverzierten Dolch. Dessen Spitze tauchte er in das Blut seines Sohnes und sagte leise: »Ich opfere meinen Sohn dem Messias. Er stirbt wie ein Krieger. Zur vorausgesagten Zeit wird er mit den übrigen zur himmlischen Wonne erhoben.« Dann senkte er langsam den Dolch.
    »Sein Leben gegen unsere Leben«, sagte leise eine Stimme. »Ich kann deinen Sohn retten, Tram Bir.«
    Der Häuptling wandte sich zu den Gefangenen um. »Der Speer
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