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Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
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treiben. Unsere Gesichter sind so offen wie unsere Herzen und wir tragen keine Waffen. Dürfen wir euch begleiten, wenn ihr zu euren Zelten zurückkehrt? Es wird gut sein, wieder bei alten Freunden aus den Bergen unser Lager aufzuschlagen. Wir haben neue Lieder, neue Geschichten und neue Waren. Die beiden ersten sind frei, und die Waren brachten wir eher aus Freundschaft mit als des Profites wegen.«
    Aber die roten Augen blickten um nichts freundlicher durch die Augenschlitze. Einer der Reiter wandte sich zu seinem Nachbarn um, der an der Lanze ein schwarzes Banner mit weißem Kreis flattern ließ.
    »Sollen diese Leute getötet werden?« fragte er.
    »Tram Bir befahl, daß alle, die nicht unseren Sippen angehören, getötet werden«, antwortete dieser. »Enthauptet sie.«
    Kirk trat einen Schritt vor. »Ist das die Handlungsweise von Kriegern?« rief er zornig. »Wir tragen keine Waffen. Wenn ihr mit unseren Köpfen nach Hause reitet, brüstet ihr euch eines heftigen Kampfes, nicht wahr?«
    »Alle Fremden müssen sterben. Das ist der Befehl.«
    »Wir sind keine Fremden, denn wir kommen jeden Sommer, um in diesen Bergen Handel zu treiben. Hat euer Häuptling die Beshwa unter jene eingereiht, die euren Stahl schmecken sollen?«
    »Nein«, erwiderte der Reiter langsam. »Aber ...«
    »Dann bringt uns zu euren Häuptling«, fiel ihm Kirk ins Wort. »Müssen wir sterben, dann geht es nicht anders, aber wenn er sieht, wer wir sind, wird er vermutlich anders sprechen.«
    Das folgende Schweigen schien eine Ewigkeit zu dauern, doch endlich zuckte der Reiter die Schultern. »Ich werde seinen Sohn fragen, denn ich will meine Hände nicht mit dem Blut von Beshwa oder Frauen verunreinigen, wenn es nicht ausdrücklich so befohlen ist.«
    Der Reiter galoppierte zur Hauptgruppe zurück, die nur noch ein paar hundert Meter entfernt war. Der Anführer kauerte in sich zusammengesunken im Sattel. Um den maskierten Kopf hatte er einen blutigen Verband, und die rechte Seite seines Kampfmantels war blutig. Hinter ihm kam eine Reihe von Wagen, die hoch mit Rohren, Stangen und Blöcken beladen waren. Zu beiden Seiten ritten Krieger, und viele davon trugen Verbände. Auf einigen Neelots waren tote Krieger festgebunden.
    Nach einer kurzen Unterredung kam der Reiter zurück. »Alt sagt, wir sollen euch zu Tram Bir bringen.« Er winkte zweien seiner Kameraden, die von Tieren abstiegen und herankamen. »Bindet sie«, befahl der Reiter, »und werft sie in ihr Wagenhaus.«
    Chekow wollte sich gegen die Fesselung wehren, doch Kirk warf ihm einen warnenden Blick zu. Mit gefesselten Händen und Füßen wurde er zum Wagen geschleppt. Einer öffnete die Tür und lugte hinein.
    »He, Chef, schau mal, was wir da gefunden haben!« schrie er. »Da ist ein Weib drinnen!« Er sprang in den Wagen und zerrte Sara heraus. »Hübsch ist sie auch noch. Wie wär's, wenn wir die anderen in den vorderen Wagen packen? Ich fahre dann zusammen mit ihr.«
    Der Anführer schüttelte den Kopf. »Alt hat befohlen, wir sollen sie unverletzt zu seinem Vater bringen. Binde das Mädchen und wirf sie zu den anderen.« Brummend gehorchte der Mann.
    Kirk wurde zuletzt hineingeworfen, dann schlug die Tür zu. McCoy stöhnte. »Das war aber knapp«, bemerkte er. »Zur Abwechslung hat Chekow wenigstens mal den Mund gehalten.«
    »Und wohin werden wir jetzt gebracht?« fragte Sara.
    »Wohin sie wollen«, antwortete Kirk. »Ich glaube nicht, daß wir da wählen können.«
    »Aber wenigstens reisen wir stilvoll. Wir haben einen Chauffeur«, bemerkte McCoy voll Galgenhumor.
     
    Eine halbe Stunde lang zockelten sie dahin, und dann hielt der Wagen an. Jemand bellte ein Kommando und die Wagentür wurde aufgerissen. Die Krieger griffen hinein und zerrten alle heraus. Sie wurden achtlos auf den Boden geworfen. Mühsam setzte sich Kirk auf und blinzelte.
    Mindestens hundert Neelots waren auf der einen Seite zusammengetrieben, und etliche hatten tote Krieger als Last. Um kleine Feuer hockten die Männer in Gruppen und brieten Stücke getrockneten Fleisches an grünen Ästen. In geringer Entfernung sah Kirk einen Mann stehen, der zweifellos ein Sippenhäuptling war. Er starrte irgendwohin in die Ferne. Der Krieger, der die angeblichen Beshwa gefangengenommen hatte, salutierte vor ihm und sagte etwas. Der Häuptling musterte die gefesselten Gefangenen und schaute dann den Pfad entlang.
    »Gut«, brummte er. »Sie bringen mehr Speerspitzen als ich dachte. Der Messias wird zufrieden sein.
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