Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der falsche Prophet

Der falsche Prophet

Titel: Der falsche Prophet
Autoren: Theodore R. Cogswell
Vom Netzwerk:
einen Teleskopstab mit einem zusammenlegbaren Stativ. Ein Plastikbeutel enthielt ein dunkles Pulver; den hängte sie oben an den Stab und goß einen Liter sterilisiertes Wasser hinein. Sofort löste sich das Pulver auf, und die rote Flüssigkeit lief durch den Stab in eine Nadel, die in den linken Arm des Jungen eingeführt worden war.
    »Gut«, sagte McCoy. »Und jetzt ein Skalpell O-O.«
    Das reichte ihm Sara; er drückte die Spitze des dünnen Zylinders an die Seite des Jungen und machte um den Speerschaft herum einen kurzen, nicht blutenden Einschnitt. Dann machte er eine Probe mit seinem medizinischen Tricorder, den er unterhalb der Wunde ansetzte.
    »Jim, schau mal«, forderte er Kirk auf.
    »Häßlich«, antwortete Kirk, denn er sah die Speerspitze mit den Widerhaken tief im Lungengewebe stecken. »Wie willst du das Ding herausbringen?«
    »Paß nur auf. Sara, ein Ministrahlmesser.«
    Sara reichte es ihm, und er machte einen sauberen Einschnitt durch das Gewebe, das sich um die Speerspitze geschlossen hatte. Der Strahl verschloß den Schnitt sofort. Dann zog er vorsichtig die Spitze mit den Widerhaken heraus.
    »Sara, anabolischer Protoplaser, Type Null.«
    Er setzte die Spitze des Instruments in die Wunde führte sie langsam nach außen und reparierte so die zerrissenen Adern und beschädigten Arterien, fügte sogar Nerven und Muskelenden zusammen. Bald war nur noch eine sich bereits schließende Wunde zu sehen.
    »Protoplaser Typ Zwei.«
    »Moment, Bones«, bat Kirk. »Ich denke, das war der erste Kampf des Jungen. Er sieht aus, als sei er nicht älter als vierzehn oder fünfzehn. Sollte er nicht ein Andenken behalten?«
    »So ungefähr wie die Schmisse in Alt-Heidelberg, was?«
    »Ja, so ungefähr, Bones.«
    »Wenn die Flotte das erfährt, verliere ich unter Umständen meine Lizenz«, wandte McCoy ein und machte sich an die Arbeit. Als er fertig war, hatte der Junge nur noch eine halbkreisförmige Narbe auf der Brust, wo der Schaft gesteckt hatte. Schnell prüfte er die ganze Zone mit seinem medizinischen Tricorder nach und schaltete ihn ab.
    »So, die anderen Jungen werden ihn dafür bewundern«, meinte er. »Ruhe, eine kräftige heiße Suppe und so, dann wird er in zwei Tagen wieder auf den Beinen sein. Und jetzt die Kopfwunde.«
    Er untersuchte sie genau. »Gut, daß sie ihre Köpfe rasieren«, murmelte er. »Spart mir Arbeit.« Wenige Minuten später erhielt der Junge abschließend eine Dosis Antibiotika und ein Stimulans gegen die Narkose. Wenn er wieder zu sich kam, würde der Ärztekoffer längst verstaut sein.
    Alts Lider flatterten, er öffnete die Augen. »Wer ...?«
    »Ist schon gut, Junge, gleich geht es dir wieder gut«, sagte McCoy und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. »Du bist fast neu.«
    Der Junge lächelte zögernd.
    »Hier«, sagte Kirk und reichte ihm die herausgenommene Speerspitze. »Ein Andenken.« Der Junge strich mit dem Finger über die rasiermesserscharfen Kanten der Widerhaken und entdeckte dann an seiner Seite die geschlossene Wunde. Seine Augen wurden immer größer.
    »Ich bin ja ein Krieger! Aber ich glaubte, nur der Messias könne solche Wunder wirken«, flüsterte er ehrfürchtig. »Ihr habt mir mein Leben zurückgegeben. Mein Vater wird euch dankbar sein.«
    »Das hoffe ich«, antwortete Kirk. »Vor ganz kurzer Zeit wollte er uns noch den Hals abschneiden lassen.« Er ging zur Tür. »Scotty, hört jetzt mit dem Lärm auf«, befahl er, weil sie vom Blues zu einer ziemlich falsch klingenden Barockmusik übergingen.
    »Wie geht es meinem Sohn?« rief Tram Bir.
    »Fein! Du kannst ihn gleich sehen.« Kirk zischte McCoy zu: »Zieh ihm wieder die Kapuze und die Maske über. Wenn der Alte bemerkt, daß wir sein Gesicht gesehen haben, sind wir erledigt.«
    Genau das schien auch der Junge zu denken. Seine Finger berührten die Wangen, und dann riß er McCoy die blutgetränkte Kapuze aus der Hand und zerrte sie über seinen Kopf. Durch den von Kirk gemachten Einschnitt war jedoch noch sein Gesicht zu sehen.
    »Mein Vater wird euch töten. Ihr habt mein Gesicht gesehen. Jetzt habt ihr meine Seele.«
    »Unsere einzige Kraft ist die des Heilens«, erwiderte McCoy. »Warum, glaubst du, tragen die Beshwa keine Kapuzen? Euer Zauber ist nicht der unsrige.«
    »Aber mein Vater wird das nicht glauben ... Ich weiß aber etwas. Wer ist das Oberhaupt dieser Familie?«
    »Ich glaube, das bin ich«, sagte Kirk.
    »Dann gib mir deine Hand und stell keine Fragen.«
    Kirk
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher