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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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solange ich noch am Seil hänge. Aber ich will unbedingt wissen, wie sich dieser Sturzflug anfühlt.
    Am ehesten erinnert er an einen Alptraum.
    Von der Schlaufe um meine Taille steigt feiner Rauch auf. Außerdem knarzt sie verdächtig. Wir gleiten vermutlich schneller zu Boden als ein Fallschirmspringer. Mittlerweile mache ich Crazy aus, der mit den Armen fuchtelt und uns etwas zuschreit.
    Es hat nur vier Minuten gedauert … bei einer Höhe von neunhundert Metern, plus/minus fünfzig.
    Ich drücke die Schlaufe in meinen Händen eng unter der Trosse zusammen und versuche außerdem, mit den Füßen abzubremsen. Meine Beine werden jedoch zur Seite geschleudert, das Stahlseil peitscht gegen meine Brust, was trotz der kugelsicheren Weste extrem wehtut und ein Geräusch verursacht, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt.
    »Bremse!«, schreit der Magier und will schon mit einer Hand nach der Trosse greifen, besinnt sich aber im letzten Moment eines Besseren. Er würde im hohen Bogen davongeschleudert, wenn er sich nicht an mir festhielte.
    Ich bremse … gebe mir jedenfalls alle Mühe …
    Trotzdem kommen wir mit enormer Wucht auf. Meine Knie sind watteweich, sodass ich mich nicht auf den Beinen halten kann. Ich falle hin, der Magier schafft es gerade noch, von mir abzuspringen.
    »Alles klar?« Crazy beugt sich über mich und hält mir die Hand hin. Ich stehe auf und klopfe meine Uniform ab, obwohl das eigentlich nicht nötig wäre, denn der Boden ist eine glatte Betonfläche, auf der sich kein einziges Staubkörnchen findet.
    »Ja. Obwohl mir ein MedKit bestimmt nicht schaden würde.«
    Crazy langt nach seinem Gürtel, an dem eines unserer wenigen MedKits hängt. Doch mitten in der Bewegung hält er inne. »Lass uns noch warten, Ljonka. Mal sehen, wie die anderen diese Rutschpartie bewältigen.«
    Er hat vermutlich recht.
    »Bist du tatsächlich nicht aus der Tiefe aufgetaucht?«, erkundige ich mich.
    »Doch.« Crazy verzichtet darauf, den Helden zu mimen. »Auf halber Strecke habe ich Muffensausen gekriegt.«
    Wir sehen einander an und haben beide den gleichen Gedanken: Den anderen steht diese Möglichkeit nicht offen.
    »Wie machst du es?«, frage ich. Das ist ein heikles Thema. Zumindest früher haben wir uns nur gegenüber guten Freunden getraut, nach solchen Details zu fragen. Aber jetzt …
    Doch Crazy fühlt sich nicht auf den Schlips getreten. »Ich stelle mir das Gesicht einer Frau vor, die im Nachbarhaus wohnt.«
    »Und das ist alles?«
    »Ja.« Er grinst. »Und komm jetzt nicht auf falsche Gedanken! Das ist nur eine Nachbarin. Sie ist fünfundzwanzig Jahre jünger als ich. Und wie verlässt du die Tiefe ?«
    »Ich murmle einen Spruch, den ich mir selbst ausgedacht habe.«
    Das kann wiederum Crazy kaum glauben.
    »Wir müssen schreien«, verlangt der Magier von uns. »Sonst machen sich die anderen Sorgen.«
    »Habt ihr mich gehört?«, fragt Dick.
    »Mhm.«
    Aus irgendeinem Grund bauen wir uns nebeneinander auf. »Eins, zwei, drei …«, gibt der Magier das Zeichen.
    Wir brüllen wie aus einem Munde und voller Inbrunst, um auf diese Weise die Anspannung abzubauen.
    »Noch zweimal«, verlangt Zuko. »Schließlich sind wir hier unten zu dritt.«
    Danach können wir nur noch warten. Wir stehen an der Trosse und sehen nach oben. Irgendwann lege ich vorsichtig die Hand an das Seil. Entweder bilde ich es mir ein oder es vibriert tatsächlich. »Wir kriegen gleich Besuch …«
    »Crazy«, wendet sich der Magier an Dick, »aus welcher Höhe endet ein Sturz im Labyrinth tödlich?«
    »Wenn du unverletzt bist und eine gute Ausrüstung hast …« Dick gräbt stirnrunzelnd in seinem Gedächtnis. »… aus etwa fünfzig Metern.«
    »Ihr seid wirklich gütig«, bemerkt der Magier. »Wenn ich mich recht erinnere, reichen in Deeptown zehn Meter.«
    »Und geplant waren fünf«, füge ich hinzu. Vika und ich haben einmal über Übereinstimmungen und Abweichungen von realer Welt und virtuellem Raum gesprochen. »Damit seine Einwohner nicht anfangen, sich wie Helden zu fühlen, und eines Tages rein zufällig von einem realen Balkon springen.«
    »Das hier ist eben doch nur ein Spiel«, setzt Crazy zu einer Rechtfertigung an. »Wenn dein halber Bauch aufgerissen ist, hilft dir in der Realität auch kein Verbandskasten. Aber hier …«
    »Es kommt jemand!«, unterbricht Zuko ihn.
    In der Tat. Ein unförmiges Etwas saust am Seil herunter.
    »Ist das Bastard?«, fragt der Magier. »Nein, der wäre breiter …«
    Es vergehen

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