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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Gebäude ragt fast einen Kilometer auf. Um uns herum stehen weitere Bauten, die entweder genauso hoch oder nur geringfügig flacher sind. Die Straßen wirken von hier oben extrem schmal, müssen aber eigentlich breiter als jeder Prospekt sein.
    Dann ist da noch der Wind.
    Bastard hält Pat mit einer Hand fest, mit der anderen sichert er Maniac am Gürtel ab. Dieser hat gegen die rührende Vorsichtsmaßnahme
nichts einzuwenden, schließlich dürfte der untersetzte Hacker nicht so schnell vom Dach gefegt werden.
    »Da drüben ist der Beginn des Levels!«, erklärt Crazy, gegen den Wind anschreiend. »Da hättet ihr eigentlich rauskommen müssen! Dann hättet ihr euch durch die Stadt zum Turm des Imperators schlagen müssen! Danach folgt der Kampf gegen den Imperator …«
    »Wer oder was steckt hinter dem Imperator?«, erkundigt sich Maniac.
    »Ein Programm. Aber freut euch bloß nicht zu früh! Es wird nämlich nicht leicht werden, es zu besiegen. Das Programm vervollkommnet sich permanent, indem es alle erfolgreichen Schritte seiner Gegner, die eigenen Erfolge und Fehler analysiert und speichert. Es hat uns eine schöne Stange Geld gekostet … aber dafür ist es jedem Spieler aus Fleisch und Blut weit überlegen. Wenn ihr so wollt, müsst ihr bei dem Programm gegen alle Spieler ankämpfen, die das Labyrinth vor euch durchlaufen haben.«
    »Zunächst mal müssen wir hier runter«, hält Nike fest. »Dann sehen wir weiter, okay?«
     
    Mein Raketenwerfer spuckt seine Raketen fast ohne Rückstoß aus. Die funkelnden Zylinder schießen aus dem Lauf und gehen in einem Bogen nieder.
    Ich brauche drei Schuss, um ein Loch ins Dach zu reißen. Danach verrät mir die Anzeige, dass mir noch fünf Raketen bleiben. Nicht gerade viel.
    Wir treten an das Loch heran – und starren verständnislos in die Tiefe.
    Das Innere dieses Wolkenkratzers gleicht einer leeren Schachtel: An den Wänden gibt es ein paar Lampen, ansonsten nur noch ein Gerüst. Aber keine Etagen.
    »Was ist das denn?«, fragt Maniac amüsiert.
    »Also, das ist …«, setzt Crazy verlegen an. »Bei einem derart großen Spielfeld wie dem Labyrinth ist es einfach unmöglich, alle Elemente auszugestalten. Wer hätte denn ahnen können, dass je eine Gruppe auf dem Dach landet?«
    »Das Ding ist also eine Attrappe«, stellt Maniac in spöttischem Ton fest. »Ich erinnere mich noch, wie ich mal in Doom durch Wände gegangen bin und …«
    »Was würdest du denn dazu sagen, wenn das Gebäude völlig leer wäre? Oder bis oben mit Beton ausgegossen?«, verteidigt Crazy die Ehre der Macher des Labyrinths. »Da hätte ich dein Gesicht mal sehen wollen!«
    »Er hat’s doch nicht böse gemeint!«, sagt Bastard und legt seine Hand fest auf Crazys Schulter. »Hast du vergessen, dass wir in einem Team spielen?«
    »Daran wird man mich noch von ganz anderer Seite erinnern! « Crazy schüttelt die Hand ab. »Was ist jetzt? Klettern wir runter?«
    Wir befinden uns rund einen Kilometer über dem Fußboden des Hauses. Ich lege mich neben dem Loch aufs Dach und rüttle an einer Stahlröhre. Die scheint stabil …
    »Na los!«, entscheidet Nike. Sie lässt die Beine baumeln, nimmt Maß und springt mit einer geschmeidigen Bewegung aufs Gerüst. Jede Turnerin könnte sie beneiden.
    Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein … Tiefe, Tiefe, gib mich frei!
    Das war unfair, das war richtig mies den anderen gegenüber. Aber wenn ich die Illusion nicht aufhob, würde ich diesen Abstieg nicht durchstehen.
    Mein Kopf schmerzte leicht.
    Egal.
    Dafür hatte ich jetzt nur noch ein gezeichnetes Bild vor mir. Einen langen Schacht, durch den sich bequem angebrachte Querbalken zogen. Ich sprang nach unten und packte das Rohr.
    Nichts leichter als das.
    »Wer hat Höhenangst?«, drang Crazys Stimme aus den Kopfhörern.
    »Ich!«, gab Pat offen zu.
    »Dann nehme ich dich huckepack. Und bindet den Jungen fest!«
    »Bist du sicher?« Das war Dschingis, wie sollte es anders sein?
    »Ich bin ein Diver. Tut mir leid, aber ich verlasse die virtuelle Welt für den Abstieg. Deshalb ist es mir völlig einerlei, ob ich noch jemanden auf dem Rücken habe …«
    Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich legte den Kopf in den Nacken, worauf sich das Bild auf den Displays veränderte. Nun hatte ich die gezeichneten Gesichter meiner Freunde vor mir. »Ich nehme auch jemanden mit runter.«
    »Du musst schon entschuldigen, aber ich bin daran gewöhnt, durch meine eigene Dummheit zu sterben«, murmelte Bastard und kletterte

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