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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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immersing entgegengewirkt …«
    »Wo bleibt der Passus über den bahnbrechenden Parteitag, Ljona?«, fragt Bastard in scharfem Ton. »Revolutionäre Entdeckung, die kühnsten Träume … Das ist doch Rotz mit Schokoüberzug! «
    »Was ist mit Schokolade, Tocha?«, fragt Pat, der gerade wieder auf der Treppe erscheint.
    »Die würde dir sowieso nicht schmecken! Also halt den Mund!«, sagt Bastard, ohne sich umzudrehen. »Komm her und hör zu, wenn wir dich schon nicht rausschmeißen!«
    Pat sagt kein Wort, stiefelt polternd die Treppe runter und setzt sich neben Bastard. Ich blättere vor. Das, was wir suchen, müsste bald kommen. Romka hatte nicht viel Zeit, er konnte sich nur wenige Seiten ansehen, nur ein paar Absätze lesen. Dabei muss er auf etwas gestoßen sein, das ihn so geschockt hat, dass er alles um sich herum vergessen hatte.
    »Hier steht was über das Projekt Deep box «, sage ich. »Eine technische Dokumentation. Die sich eher mit Hard- als mit Software befasst.«
    »Gib mal her!« Dschingis streckt die Hand aus, doch ich tu so, als bemerke ich es nicht.
    Das hier ist meine Sache. Mein Kampf! Dieser Ausdruck ist mit Blut und Dreck besudelt, aber in dem Fall trifft er zu: Es ist mein Kampf! Ich mag Dschingis. Er ist ein intelligenter, starker und guter Mann. Gerade Letzteres ist wichtig, dass er gut ist – dabei aber nicht blind und alles verzeihend. Nein, er ist ein sehender Mensch – und dabei gut.
    Aber er ist nicht in diesen Abgrund zwischen den Felswänden aus Feuer und Eis gesprungen. Es ist nicht sein Freund, der ermordet worden ist. Nicht er wurde verraten und verkauft. Natürlich freue ich mich für ihn, dass ihm das erspart geblieben ist. Aber dieses kleine Buch, das Romka das Leben gekostet hat, gehört mir. Und ich allein entscheide, was ich daraus vorlese und was ich übergehe.
    »Gleich …«, murmele ich, während ich weiterblättere. Maniac seufzt, wartet aber geduldig. Der Magier liegt in der Pose eines Sultans da, der aller Lebensfreunden überdrüssig ist, und gähnt demonstrativ.
    »Was hast du da gerade?«, fragt Dschingis erneut. Und diesmal antworte ich ihm.
    »Skizzen. Ich würde sagen, dass sieht aus wie ein ergonomischer Stuhl … oder eher gesagt ein ergonomisches Bett …«
    Wenn fünf Leute ungeniert in das Buch glotzen, das du in Händen hältst, hast du kaum noch eine Chance zu entscheiden, was du ihnen mitteilst und was nicht.
    Anders ausgedrückt: Es ist unmöglich.
    »Das ist doch Tinnef!«, bringt Bastard zum Ausdruck, was alle denken. »Kann mir doch niemand erzählen, dass alle Welt auf diesen Zwitter zwischen Bett und Zahnarztstuhl scharf ist, den diese Wunderknaben entwickelt haben!«
    »Sie haben ihn nicht mal entwickelt, sondern nur gebaut«, korrigiert ihn Maniac, der sich vorbeugt und ein paar Seiten vorblättert. »Hier sind sogar die Patentkäufe dokumentiert! Diese
Dinger hier werden im Gesundheitswesen eingesetzt, um bettlägerige Menschen zu versorgen. Und die hier in der Weltraumforschung. Dann sind da Systeme zur Fernkontrolle und kontaktlose Interfaces …«
    »Eine regelmäßige Körpermassage, die Option für Sondenernährung oder intravenöse Ernährung … Das ist das Aus für den Sensoranzug und den VR-Helm«, hält Dschingis fest. »Recht abgefahren. Oberflächlich, aber abgefahren. Ich persönlich hätte gegen einen solchen Computerplatz nichts einzuwenden. Wenn ich mehr als zehn Stunden in der Tiefe bin, habe ich immer wahnsinnige Rückenschmerzen. Aber deswegen jemanden umbringen … oder das zu fürchten … das ist doch Quatsch!«
    »Der Dark Diver hat sich besonders für den zweiten Teil des Projekts interessiert«, ruft Bastard uns in Erinnerung. »Schlag den mal auf, Ljonka. Wie hieß es doch gleich? Artificial character oder so.«
    »Artificial nature«, sage ich und blättere weiter. »Hier! Und jetzt geht es ausschließlich um Software!«
    »Das sind Filtersysteme«, bemerkt Maniac mit gerunzelter Stirn. Ich schlage die Seiten schneller um, vertiefe mich kaum noch in den Text. »Für Bilder, Geräusche, räumliche Verschiebungen … Meine Güte! So ein Kompressionslevel können die doch nie im Leben erreichen!« Er reibt sich die Nasenwurzel und fährt unsicher fort: »Oder doch?«
    »Und wozu soll das alles gut sein?«, frage ich Schurka.
    »Sieht aus wie ein Überwachungssystem, oder?«, wendet sich Maniac an Bastard.
    »In der Tat«, bestätigt Bastard. »Ein System, das sich selbst weiterentwickelt und das Verhalten eines Objekts

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