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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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hinter dieser Insel da in der Mitte des Sees.«
    »Alles ist denkbar.«
    »Es sei denn, er rudert. Ingi hat die Kraft, um über den See zu rudern.«
    Vielleicht.
    Wir müssen die Nacht mit Warten totschlagen. Der Stress wird immer unerträglicher. Es steht so viel auf dem Spiel.
    Endlich meldet sich einer der Männer des Sonderkommandos, der die ganze Nacht über das Ferienhaus der Audólfsfamilie bewacht hat, mit Neuigkeiten: »Ein dunkelgrünes Schlauchboot legt an der Brücke an.«
    »Ein Mann oder mehrere?«, fragt Hermundur.
    »Ich kann nur einen Mann an Bord erkennen.«
    »Ist es Ingi?«
    »Es ist völlig hoffnungslos, die Person zu identifizieren. Er trägt eine Schlupfmütze.«
    »Beobachte ihn«, sagt Hermundur.
    »Er hat die Ruder eingeholt und bindet das Boot an.«
    »Aha.«
    »Jetzt schmeißt er irgendwas auf die Brücke.«
    »Was genau?«
    »Es sieht aus wie eine Tasche.«
    »Eine oder mehrere?«
    »Mir scheint, es sind zwei. Nein, da kommt die dritte.«
    Die drei Taschen!
    Hoffentlich sind sie immer noch mit illegalem Rauschgift voll gestopft.
    »Hör mal, da kommt jemand zur Brücke … es ist ein Mann … sie nehmen die Taschen … alle drei … tragen sie zum Bootshaus … gehen weiter … sie kommen zum Ferienhaus … gehen mit dem Gepäck rein … machen die Tür hinter sich zu.«
    »Alles klar«, sagt Hermundur. »Sagt mir sofort Bescheid, wenn diese Männer auch nur einen Fuß vor das Haus setzen.«
    »Machen wir.«
    »Ich bin unterwegs.«
    Die Schwarzmaskierten ergreifen ihre Waffen und Gerätschatten und laufen zu einem kleinen schwarzen Bus, der hinter dem Pferdestall geparkt wurde.
    Meine Vorfreude macht mich ganz kribbelig: jetzt kommt der Show-down.
    Hermundur führt seine Truppe an.
    Der Jeep braust im Schutz der Nacht durch die unheimlichen Lavaspalten, ohne die Scheinwerfer eingeschaltet zu haben. Die Goldjungs wollen sich an das Ferienhaus heranschleichen und versuchen, Audólfur und Ingi zu überraschen.
    Hermundur weist mich an, im Auto zu warten, bis der Überfall vorbei ist.
    »Ja, aber …«
    »Kein Aber!«, sagt er schroff.
    Ich muss mich also damit abfinden, die Operation durch das Fenster zu verfolgen.
    Die schwarz gekleideten Bewaffneten, die sich hinter den nächsten Ferienhäusern in der Umgebung versteckt haben, pirschen sich vorsichtig an das hell erleuchtete Haus heran. Sie kommen aus zwei Richtungen. Und suchen Deckung unter Bäumen. Ganz langsam und geräuschlos umzingeln sie das Haus. Manche warten auf ihren Einsatz ein paar Meter entfernt vom Haus.
    Andere legen los. Zwei von ihnen brechen die Haupteingangstür mit einem großen Vorschlaghammer auf. Dann stürmen sie nacheinander ins Haus. Laufen von einem Zimmer ins nächste.
    Ich höre Gepolter aus dem Sommerhaus. Rufe und Schreie. Und ertrage es nicht länger, im Jeep zu sitzen. Schlängele mich durch den Spalt der Autotür und sprinte zu hohen Tannen hinüber. Kämpfe gegen Wind und Regen an, als ich den Schotterweg entlanggehe.
    Ich bin schon dicht am Haus, als ich lautes Handgemenge auf der Veranda bemerke, die der Seeseite zugewandt ist.
    Jemand versucht, aus dem Haus zu entkommen. Er springt über das Geländer. Im Lichtschein einer Laterne des Sommerhauses kann ich kurz sein Gesicht erkennen: der irre Ingi!
    Er rennt zum Landesteg hinunter, wo das grüne Schlauchboot auf ihn wartet. Aber Ingi gelingt es nicht, sich abzusetzen. Die Goldjungs empfangen ihn mit erhobenen Gewehren.
    Ich stakse über die zertrümmerte Eingangstür.
    Die Party läuft im Wohnzimmer. Hermundur sitzt in einem tiefen Ledersessel und kramt in der Sporttasche, die auf dem Couchtisch steht.
    Ein Lächeln spielt um seine Lippen. Ist ja mal was ganz Neues!
    »Hier ist der ganze Stoff«, sagt er triumphierend.
    Audólfur Hreinsson steht zwischen zwei bärenstarken Schwarzjacken. Seine Hände sind hinter dem Rücken mit schicken, glänzenden Handschellen gefesselt.
    Was für ein wunderbarer Anblick!
    Er scheint allerdings nicht ebenso erfreut zu sein, mich zu sehen.
    »Du auch noch!«, faucht er und versucht immer wieder, sich aus der Umarmung der Gerechtigkeit zu befreien.
    Aber er hat keinen Erfolg. Die Schwarzjacken haben ihn wie in einen Schraubstock zwischen sich geklemmt.
    Ich gehe ganz dicht an Audólfur heran. Schaue lächelnd in seine wutentbrannten Augen. Packe dann ganz fix zwischen seine Beine. Habe sein Gehänge fest im Griff. Und quetsche dann so fest, wie ich kann.
    Er fängt an zu jaulen.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich dich

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