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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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kastrieren werde«, sage ich sanft. »Und ich stehe zu meinem Wort.«
    »Lass das!«, ruft Hermundur.
    Ich genieße es, in Audólfs Blick Angst zu sehen. Und zu fühlen, wie sein Prinz sich immer weiter zurückzieht.
    »Winzig ist ein Mäusepimmel.«
    Sagt Mama.

38
    Mittwoch
     
    Die Goldjungs sind in Feierlaune, nachdem sie sich gestern den ganzen Tag im Scheinwerferlicht der Presse sonnen durften.
    Die Beute fiel ja auch ungewöhnlich reichhaltig aus. Die größte Menge Rauschgift, die in Island jemals bei einer Polizeioperation beschlagnahmt wurde. Wenn alles Rauschgift zum Verkauf auf die Straßen der Hauptstadt käme, würde es mehr als hundert Mille bringen.
    Sogar mir fällt es schwer, mir solch einen Stapel von Geldscheinen auf meinem Wohnzimmerfußboden vorzustellen.
    Das Einzige, was die Freude trübt, ist das Schicksal des Transporterfahrers. Das soll nicht so verstanden werden, als hätten die Goldjungs besonderes Mitleid mit einem jungen Kerl, von dem sie sowieso noch nie etwas gehört oder gesehen hatten, als er noch lebte.
    Nein, der Grund liegt ganz woanders: Mit dem Tod des Fahrers endet die Spur. Jedenfalls im Moment. Die Goldjungs haben keine Ahnung, wie der Tote hieß, noch welche Nationalität er hatte. Sie wissen nur, dass er jung, ohne Ausweise und mit einem gestohlenen Transporter unterwegs war.
    Das ist auch schon alles.
    Was nichts anderes heißt, als dass sie keine Informationen über die Hintermänner haben. Über die, die diese groß angelegte Rauschgifteinfuhr finanzierten und organisierten. Sie wissen auch nicht, wo oder wie das Dope ins Land geschmuggelt wurde.
    Ich hatte gleich von Anfang an gefordert, dass meine Rolle in der Aktion geheim gehalten würde. Um die Anonymität meines Informanten noch besser zu sichern.
    Die Goldjungs waren gerne bereit, darauf einzugehen. Zumal es ihnen die goldene Gelegenheit gab, alleine im Scheinwerferlicht zu tanzen.
    Ich genieße es zu wissen, dass Audólfur hinter Schloss und Riegel ist. Leider kann ich diese Freude noch nicht mit anderen teilen, da die Goldjungs die Namen der Verhafteten noch nicht veröffentlicht haben.
    Es fällt mir schwer, mich auf die Aufgaben des Tages zu konzentrieren. Ich lenke mich ständig ab und überlege mir, wie sich Ludmilla wohl fühlt. Sie muss jetzt bereits erfahren haben, dass ihr Plan aufgegangen ist. Dass Audólfur in sicheren Händen ist.
    Wir hatten schon im Vorhinein besprochen, dass wir uns in den Wochen nach dem Hinterhalt nicht anrufen würden. Als Sicherheitsmaßnahme. Um Ludmilla vor der Neugier der Goldjungs zu schützen. Und vor dem Rachedurst von Porno-Valdi.
    Deshalb traue ich mich nicht, anzurufen. Obwohl ich eine Riesenlust darauf hätte. Teufel, ist das schwer!
    Deine Prioritätenliste, Stella!
    Der Autopsiespezialist steht auf meiner Liste ganz oben. Wenn mir jemand die kleine Einstichwunde in Salvörs Leiche und die hohe Adrenalinausschüttung erklären kann, dann ist es der Gerichtsmediziner.
    Ich rufe in seinem Büro an, melde mich an und fahre vorbei.
    Der Leichenfledderer ist ein grauhaariger Mann, der mich über den Rand seiner dicken Brille anguckt und nichts für mich tun will.
    »Alles, was ich zu sagen habe, steht im Bericht«, sagt er und bohrt seine Hände tief in die Taschen seines weißen Kittels.
    »Nicht alles«, antworte ich. »Mir fehlen überzeugende Erklärungen für zwei Zweifelsmomente, die du im Bericht erwähnst.«
    »Ich habe dem nichts hinzuzufügen.«
    »Das finde ich aber ganz schön hart.«
    »Wie du meinst. Aber die Untersuchung des Falles liegt in den Händen der Polizei«, antwortet er mürrisch. »Auf Wiedersehen.«
    »Schmeißt du mich raus?«
    Er hüpft in einer Art Schweinsgalopp an mir vorbei. »Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?«, fragt er und öffnet die Tür.
    »Wenn du dich weigerst, jetzt mit mir zu sprechen, muss ich ans Gericht gehen und eine neue Autopsie beantragen.«
    »Was du machst, ist deine Sache.«
    Ich weiß mir keinen Rat, wie ich mit dieser böswilligen Starrsinnigkeit des Mannes umgehen soll.
    »Bei Gericht wirst du nicht darum herumkommen, meine Fragen zu beantworten«, sage ich und stiefele zur Tür. »Ich freu mich schon drauf, dich zu grillen.«
    »Und bis dahin hast du mich gefälligst in Ruhe zu lassen.«
    Uff!
    Auf dem Weg zum Parkplatz kämpfe ich damit, meine überkochende Wut in zivilisierte Bahnen zu lenken.
    Griesgrämiger Opa! Warte nur!
    Natürlich liegt es auf der Hand, eine neue Autopsie zu beantragen. Aber das

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