Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
teilte Thom den anderen mit. »Einschließlich aller möglichen Details – Anfangszeiten der Vorstellungen, die verschiedenen Nummern, biographische Einzelheiten der Angestellten. Sogar ein paar Anmerkungen zu den Sicherheitsmaßnahmen.«
    »Scheiße«, fluchte Rhyme. »Weir hat sich gründlich vorbereitet… Und dieser Presseausweis soll ihm Zutritt zum Bereich hinter der Bühne verschaffen.« Er kniff die Augen zusammen und sah erneut auf die Tafel. »Ja! Jetzt wird mir alles klar. Die Opfer. Wofür standen sie? Für Jobs im Zirkus. Ein Maskenbildner. Eine Reiterin… Und das erste Opfer war zwar Studentin, aber was hat sie außerdem gemacht? Sie ist vor Kindern aufgetreten – so wie ein Clown es tun würde.«
    »Dazu kommt seine Vorgehensweise bei den Morden«, sagte Sachs. »Es waren alles Zaubertricks.«
    »Genau. Er hat es auf die Show abgesehen. Terry Dobyns meint, es geht ihm vornehmlich um Rache. Zum Teufel, er hat eine Benzinbombe gelegt.«
    »Mein Gott«, sagte Kadesky. »Wir haben mehr als zweitausend Zuschauer! Und die Show fängt in zehn Minuten an.«
    Um zwei Uhr
nachmittags

    »Die erste Sonntagsvorstellung«, fügte Rhyme hinzu. »Genau wie vor drei Jahren in Ohio.«
    Sellitto nahm sein Funkgerät und rief die Beamten, die beim Zirkus stationiert waren. Es antwortete niemand. Der Detective runzelte die Stirn, ging zu Rhymes Telefon und wählte eine Nummer.
    »Hier Officer Koslowski«, ertönte gleich darauf die Stimme eines Mannes.
    Sellitto nannte ebenfalls seinen Namen. »Warum ist Ihr Funkgerät ausgeschaltet, Officer?«
    »Das Funkgerät? Tja, wir sind nicht im Dienst, Lieutenant.«
    »Wie bitte? Ihre Schicht hat doch gerade erst begonnen.«
    »Nun, äh, man hat uns abgezogen.«
    »Man hat
was

    »Vor einer halben Stunde kam ein Detective vorbei und hat gesagt, wir würden nicht mehr gebraucht und könnten uns den Rest des Tages freinehmen. Ich bin mit meiner Familie gerade unterwegs nach Rockaway Beach. Ich kann…«
    »Beschreiben Sie ihn.«
    »Anfang fünfzig, Bart, braune Haare.«
    »Wohin ist er gegangen?«
    »Keine Ahnung. Er ist zu unserem Wagen gekommen, hat uns seine Dienstmarke gezeigt und uns weggeschickt.«
    Sellitto knallte den Hörer auf die Gabel. »Es passiert… O Mann, es passiert.« Er wandte sich an Sachs. »Rufen Sie beim Sechsten Revier an, und holen Sie uns das Bombenräumkommando.« Dann setzte er sich mit der Zentrale in Verbindung und ließ Kranken- und Feuerwehrwagen zum Zirkus beordern.
    Kadesky rannte zur Tür. »Wir müssen das Zelt evakuieren.«
    Bell sagte, er würde den medizinischen Notdienst verständigen, damit man sich im Columbia Presbyterian Hospital auf Brandverletzte vorbereitete.
    »Ich will Beamte in Zivil im Park«, sagte Rhyme. »Jede Menge. Wenn mich nicht alles täuscht, wird der Hexer dort sein.«
    »Dort sein?«, fragte Sellitto.
    »Um das Feuer zu beobachten. Er wird in der Nähe bleiben. Ich erinnere mich an den Blick, mit dem er die Flammen in meinem Zimmer betrachtet hat. Es gefällt ihm. Nein, eine solche Gelegenheit lässt er sich um alles in der Welt nicht entgehen.«

…Dreißig
    Das Feuer selbst war nicht seine größte Sorge.
    Während Edward Kadesky im Laufschritt die kurze Distanz zwischen Lincoln Rhymes Haus und dem Zelt des Cirque Fantastique zurücklegte, dachte er daran, dass dank der heutigen Sicherheitskonzepte und schwer entflammbaren Stoffe sogar die schlimmsten Theater- und Zirkuszeltbrände sich nur relativ langsam ausbreiteten. Nein, viel gefährlicher war die Panik, die Tonnen menschlicher Muskeln, der alles niedertrampelnde, rasende, zermalmende, erstickende Ansturm. Knochen brachen, Lungen platzten, Menschen bekamen keine Luft mehr…
    Um die Leute zu retten, mussten sie aus dem Zelt gebracht werden, bevor Angst um sich griff. Dazu gab es eine althergebrachte Methode: Wenn die Clowns, Akrobaten und anderen Mitarbeiter über den Ausbruch eines Feuers verständigt werden sollten, gab der Zirkusdirektor dem Kapellmeister ein verabredetes Signal, woraufhin dieser sofort John Philip Sousas schwungvollen Marsch »The Stars and Stripes Forever« anstimmen ließ. Die Angestellten (sofern sie nicht Hals über Kopf die Flucht ergriffen) nahmen dann zugewiesene Notfallposten ein und geleiteten das Publikum ruhig durch die Ausgänge nach draußen.
    Statt einer Melodie bediente man sich heutzutage weitaus geeigneterer Methoden zur Evakuierung eines Zirkuszeltes. Aber falls eine Benzinbombe explodierte und alles mit brennender

Weitere Kostenlose Bücher