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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Vorfälle zu unterrichten. »Constable hat ihn erwartet, Rhyme«, schloss sie.
    »Wen? Weir?«
    »Ja. Als ich zur Tür hereingekommen bin, war er ziemlich überrascht. Er wollte es verbergen, aber ich bin sicher, dass er auf jemanden gewartet hat.«
    »Das also ist Weirs Absicht? Er will Constable zur Flucht verhelfen?«
    »Ja, meine ich.«
    »Diese verfluchten Täuschungen«, murmelte Rhyme. »Er hat uns dazu gebracht, nur auf das Mordkomplott gegen Grady zu achten. Ich hätte nie mit einem Ausbruchsversuch bei Constable gerechnet.« Er zögerte. »Es sei denn, die
Fluchthilfe
ist ebenfalls ein Ablenkungsmanöver, und Weir hat
tatsächlich
vor, Grady zu töten.«
    Sie überlegte kurz. »Das könnte natürlich sein.«
    »Und ihr habt keine Spur von Weir gefunden?«
    »Nein, keine.«
    »Okay. Ich bin immer noch mit den Spuren beschäftigt, die du dort im Untersuchungsgefängnis gesichert hast, Sachs. Komm her, und wir nehmen sie uns gemeinsam vor.«
    »Ich kann nicht, Rhyme«, sagte sie und musterte den Korridor, von dem aus einige Schaulustige die Vorfälle im abgesperrten Bereich der Lobby verfolgten. »Er muss hier irgendwo sein. Ich suche weiter.«
    Suzukis Klavierübungen für Kinder bestanden aus einer Reihe von zunehmend schwierigeren Notenbüchern mit jeweils ungefähr einem Dutzend Musikstücken. Wenn ein Schüler eines dieser Bücher erfolgreich abschloss, veranstalteten die Eltern oft eine kleine Party für Freunde, Angehörige und den Klavierlehrer, in deren Verlauf der Schüler ein kleines Konzert gab.
    Christine Gradys Party anlässlich des dritten Bandes sollte heute in einer Woche stattfinden, und sie hatte für den Auftritt fleißig geübt. Auch jetzt saß sie im Musikzimmer der Wohnung und beendete soeben Schumanns »Wilder Reiter«.
    Der Raum war dunkel und klein, aber Chrissy gefiel es hier sehr. Er enthielt nur ein paar Stühle, Regale voller Notenblätter und einen wunderschönen kleinen Konzertflügel.
    Mit etwas Mühe spielte sie das Andante von Clementis Sonatine in C und belohnte sich dann mit einer Mozart-Sonatine, einem ihrer Lieblingsstücke. Allerdings hatte sie heute keinen besonders guten Tag. Die vielen Polizeibeamten lenkten sie ab. Die Männer und Frauen waren alle sehr nett und redeten fröhlich grinsend über
Star Wars
,
Harry Potter
oder die neuesten Videospiele. Aber Chrissy wusste, dass die Leute in Wahrheit gar nicht lächelten, sondern sie nur nicht beunruhigen wollten. Und dieses falsche Grinsen machte ihr erst so richtig Angst.
    Denn obwohl sie es nicht zugaben, bedeutete die Anwesenheit der vielen Polizisten, dass jemand versuchte, ihrem Daddy wehzutun. Um sich selbst machte Chrissy sich keine Sorgen. Sie fürchtete nur, dass irgendein böser Mann ihr den Daddy wegnehmen könnte. Sie wünschte, er würde nicht mehr bei Gericht arbeiten. Einmal hatte sie allen Mut zusammengenommen und ihn darum gebeten.
    »Wie sehr gefällt es dir, Klavier zu spielen, mein Schatz?«, hatte er sie daraufhin gefragt.
    »Ganz doll.«
    »Siehst du, und genauso sehr gefällt mir meine Arbeit.«
    »Oh. In Ordnung«, hatte sie gesagt. Obwohl es
überhaupt nicht
in Ordnung war. Denn wenn man Musik spielte, wurde man dafür nicht gehasst, und niemand wollte einen töten. Sie biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich. Geriet bei einer Passage ins Stocken und fing von vorn an.
    Und jetzt würden sie auch noch eine Weile woanders wohnen. Nur ein oder zwei Tage, hatte ihre Mom gesagt. Aber was war, falls es länger dauerte? Falls sie die Party absagen mussten? Chrissy war zu sehr durcheinander. Sie hörte auf zu spielen, klappte das Übungsbuch zu und wollte es in ihre Büchertasche stecken.
    He, was war das denn?
    Auf dem Notenhalter lag ein Schokoriegel. Nicht nur ein kleiner, sondern ein richtig großer, wie für Erwachsene. Sie fragte sich, wer den wohl dort versteckt hatte. Ihre Mutter mochte es nicht, wenn im Musikzimmer gegessen wurde, und Chrissy durfte beim Üben nie Süßigkeiten oder irgendetwas Klebriges naschen.
    Vielleicht war das ihr Daddy gewesen. Sie wusste, dass es ihm wegen der vielen Polizisten Leid tat, und außerdem hatte sie gestern ihren Auftritt in der Neighborhood School verpasst.
    Das musste es sein – ihr Vater hatte ihr heimlich diese Leckerei geschenkt.
    Chrissy drehte sich um und spähte durch den Türspalt. Leute gingen hin und her. Sie hörte die ruhige Stimme dieses netten Beamten aus North Carolina, dessen zwei Söhne sie irgendwann mal kennen lernen sollte. Ihre

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