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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Mutter schleppte einen Koffer aus dem Schlafzimmer. Sie sah ärgerlich aus und sagte: »Das ist doch verrückt. Wieso können Sie ihn nicht finden? Er ist nur ein einzelner Mann, und Sie sind Hunderte. Ich begreife das nicht.«
    Chrissy lehnte sich zurück, öffnete die Folie und aß den Riegel langsam auf. Als sie fertig war, inspizierte sie genau ihre Finger. Ja, da klebte Schokolade. Sie würde ins Badezimmer gehen und alles abwaschen. Und außerdem würde sie die Folie in der Toilette herunterspülen, damit ihre Mutter nichts merkte. Das nannte man »Spurenbeseitigung«, hatte sie aus dem Fernsehen gelernt. Die Serie hieß 
C. S.I. – Dem Täter auf der Spur
, und eigentlich hatten ihre Eltern ihr verboten, sie anzuschauen. Von Zeit zu Zeit gelang es ihr aber doch.
    Roland Bell war mit Charles Grady heil in der Wohnung eingetroffen, wo die Familie nun ihre Sachen packte, um in ein sicheres NYPD-Versteck im Viertel Murray Hill umzuziehen. Er hatte alle Jalousien heruntergelassen und die Gradys gebeten, sich von den Fenstern fern zu halten. Er konnte sehen, dass sie dadurch noch unsicherer wurden, aber sein Job bestand nicht darin, ihre Gemüter zu schonen, sondern einen überaus gerissenen Killer daran zu hindern, sie zu ermorden.
    Sein Mobiltelefon klingelte. Es war Rhyme. »Ist bei euch alles sicher?«, fragte der Kriminalist.
    »Wie in Abrahams Schoß«, erwiderte Bell.
    »Constable steckt in einer bewachten Einzelzelle.«
    »Und seine Wärter sind uns persönlich bekannt?«, fragte Bell.
    »Amelia sagt, Weir sei zwar gut, aber nicht gut genug, um sich in zwei riesige schwarze Basketballspieler zu verwandeln.«
    »Alles klar. Wie geht’s dem Anwalt?«
    »Roth? Er wird’s überleben, aber er hat ziemlich was abbekommen. Ich…« Rhyme verstummte, weil jemand anders im Raum etwas sagte. Bell glaubte, Mel Coopers leise Stimme zu erkennen.
    Dann sprach Rhyme weiter. »Ich bin immer noch bei den Beweismitteln, die Amelia im Untersuchungsgefängnis sichergestellt hat. Bislang hat sich nichts Konkretes ergeben. Aber hier ist noch etwas anderes, das ich erwähnen wollte. Bedding und Saul haben endlich herausgefunden, zu welchem Zimmer im Lanham Arms die Schlüsselkarte gehört.«
    »Wer hat das Zimmer gemietet?«
    »Name und Adresse sind falsch«, erklärte Rhyme. »Aber der Portier sagt, der Gast entspreche genau Weirs Personenbeschreibung. Die Spurensicherung hat kaum etwas gefunden, abgesehen von einer Injektionsspritze hinter der Kommode. Wir wissen nicht, ob sie von Weir stammt, doch ich gehe vorläufig davon aus. Mel hat an der Nadel Schokolade und Sucrose nachgewiesen.«
    »Sucrose – ist das Zucker?«
    »Richtig. Und in der Spritze war Arsen.«
    »Demnach hat er Gift in irgendwelche Süßigkeiten injiziert«, sagte Bell.
    »Es sieht danach aus. Fragen Sie die Gradys, ob jemand ihnen kürzlich Pralinen geschickt hat.«
    Bell reichte die Frage an den Staatsanwalt und seine Frau weiter. Beide schüttelten die Köpfe. Ihre Unruhe nahm sofort spürbar zu.
    »Nein, wir haben überhaupt keine Süßigkeiten im Haus«, sagte die Frau des Staatsanwalts.
    Der Kriminalist war noch nicht zufrieden. »Roland, Sie haben gesagt, es habe Sie überrascht, dass er heute Nachmittag bis in Gradys Apartment vordringen konnte.«
    »Ja. Wir dachten, wir erwischen ihn in der Lobby, im Keller oder auf dem Dach. Wir haben nie damit gerechnet, dass er zur Tür hereinspaziert.«
    »Wohin ist er zuerst gegangen?«
    »Er tauchte plötzlich im Wohnzimmer auf und hat uns alle mächtig erschreckt.«
    »Also hätte er vorher noch Schokolade in der Küche deponieren können.«
    »Nein, nicht in der Küche«, widersprach Bell. »Da waren Lon und ich.«
    »Welche anderen Räume könnte er betreten haben?«
    Bell fragte Grady und seine Frau.
    »Was ist hier los, Roland?«, entgegnete der Staatsanwalt.
    »Lincoln hat kürzlich weitere Spuren gefunden und glaubt nun, dass Weir versucht haben könnte, etwas Vergiftetes in Ihrer Wohnung zu hinterlassen. Wie es aussieht, handelt es sich dabei um Schokolade. Wir sind uns nicht absolut sicher, aber…«
    »Schokolade?«, fragte eine leise hohe Stimme hinter ihnen.
    Bell, die Gradys und zwei der anderen Beamten drehten sich um und sahen die Tochter des Staatsanwalts dort stehen. Sie starrte den Detective an, und ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen.
    »Chrissy?«, fragte ihre Mutter. »Was ist denn?«
    »Schokolade?«, flüsterte das Mädchen erneut.
    Ein Einwickelpapier fiel ihr aus der Hand,

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