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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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rief sie mit Blick auf Roth. »Holt einen Krankenwagen!«
    Hinter ihr nahm einer der Justizbeamten den Telefonhörer ab, während der andere einen roten Knopf an der Wand betätigte, woraufhin eine Alarmsirene erschallte.
    Was ging hier vor sich? Constable war ratlos. Wo steckte Weir?
    Er schaute zurück zu der Frau und entdeckte eine Dose Pfefferspray in ihrer Hand – hier im Sperrbereich die einzige erlaubte Waffe. Constable fasste einen schnellen Entschluss, stöhnte laut auf und hielt sich den Leib. »Jemand ist plötzlich ins Zimmer gestürmt! Ein anderer Häftling. Er wollte uns umbringen!« Er verbarg den spitzen Bleistift zwischen den blutigen Fingern am Bauch. »Ich bin verletzt. Er hatte ein Messer!«
    Ein schneller Blick nach draußen. Von dem Zaubermann war immer noch nichts zu sehen.
    Die Frau runzelte die Stirn und sah sich im Raum um. Constable sackte zu Boden. Wenn sie näher kommt, steche ich ihr mit dem Stift ins Gesicht, dachte er. Vielleicht treffe ich ihr Auge. Er könnte ihr das Spray entreißen und ihr eine volle Ladung in Augen und Mund verpassen. Oder er drückte ihr den Stift in den Rücken; die Wachen würden mit einer Pistole rechnen und ihm den Ausgang öffnen. Weir musste ganz in der Nähe sein – womöglich direkt vor der Sicherheitstür.
    Komm schon, Kleine. Komm her. Sie trägt wahrscheinlich eine kugelsichere Weste, rief er sich ins Gedächtnis. Du musst unbedingt auf ihr hübsches Gesicht zielen.
    »Und Ihr Anwalt?«, fragte sie und beugte sich über Roth. »Wurde er ebenfalls niedergestochen?«
    »Ja! Es war irgendein Schwarzer. Er sagte, ich sei ein Rassist, und er würde mir jetzt einen Denkzettel verpassen.« Sein Kopf war gesenkt, aber er spürte, dass sie näher kam. »Joe hat’s übel erwischt. Wir müssen ihn retten!«
    Nur noch ein paar Schritte…
    Oder nehmen wir an, er
ist
ein Weißer und sieht ganz vernünftig aus – er hat noch alle seine Zähne und trägt Kleidung, die nicht nach alter Pisse stinkt. Werden Sie in dem Fall nicht ein Stückchen länger zögern, bevor Sie abdrücken?
    Constable stöhnte.
    Sie stand jetzt dicht neben ihm.
    »Lassen Sie mich mal sehen, wie schlimm Sie verletzt sind«, sagte sie.
    Er umklammerte den Bleistift. Machte sich bereit. Hob den Kopf, um sein Ziel anzuvisieren.
    Und schaute genau in die Sprühöffnung des Pfeffersprays, etwa dreißig Zentimeter entfernt.
    Die Frau drückte den Knopf herunter, und der Strahl traf Constable mitten ins Gesicht. Hundert heiße Nadeln bohrten sich ihm in Augen, Nase und Mund.
    Er schrie auf. Die Polizistin riss ihm den Bleistift aus der Hand und beförderte ihn mit einem Fußtritt auf den Rücken.
    »Warum haben Sie das getan?«, brüllte er, richtete sich ein Stück auf und stützte sich auf einen Ellbogen. »Warum?«
    Sie überlegte kurz und verpasste ihm noch eine Dosis des brennenden Sprays.

…Zweiundvierzig
    Amelia Sachs steckte die Sprühdose ein.
    Der angehende Sergeant in ihr äußerte ein paar Bedenken wegen der zweiten großzügigen Ladung, die sie Constable verabreicht hatte.
    Aber nachdem ihr die halb verdeckte Stichwaffe in seiner Hand aufgefallen war, hatte Sachs, die erfahrene Streifenbeamtin mit dem sechsten Sinn, es zutiefst genossen, diesen bösartigen Fanatiker wie ein Schwein quieken zu hören. Sie trat beiseite, damit die beiden Justizbeamten den Häftling packen und hinauszerren konnten.
    »Ein Arzt! Bringt mich zu einem Arzt. Meine Augen! Ich habe das Recht auf einen Arzt!«
    »Klappe halten.« Die Wärter schleppten ihn den Gang entlang. Constable trat um sich. Sie blieben stehen, fesselten seine Fußgelenke und zogen ihn dann um eine Ecke.
    Sachs und zwei andere Posten sahen nach Joseph Roth. Er atmete, war jedoch bewusstlos und schwer verletzt. Sie hielt es für das Beste, ihn nicht zu bewegen. Bald darauf traf ein Sanitätsteam ein und machte sich, nachdem Sachs die Ausweise der Leute überprüft hatte, bei dem Anwalt an die Arbeit. Man sorgte für freie Atemwege, legte ihm eine Halsmanschette um, schnallte ihn auf einer Trage fest und hob diese auf ein Rollgestell. Dann brachte man ihn nach draußen, um mit ihm ins Krankenhaus zu fahren.
    Sachs blieb zurück und suchte das Zimmer und die Lobby ab, um sicherzugehen, dass Weir sich nicht unbemerkt eingeschlichen hatte. Sie konnte nichts finden.
    Dann ging sie hinaus, und erst als der Beamte am Schalter ihr wieder die Glock aushändigte, fühlte sie sich ein wenig erleichtert. Sie rief Rhyme an, um ihn über die letzten

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