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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sich fragte, wo ihre Tochter steckte – die Tochter, die sie ausgerechnet an dem einen Abend im Stich ließ, an dem sie hätte dort sein müssen.
    Kadeskys Assistentin, Katherine Tunney, tauchte am oberen Ende der Stufen auf und winkte sie zu sich.
    War Kadesky da? Bitte…
    Doch die Frau sagte: »Er hat gerade angerufen. Nach dem Essen musste er ein Radiointerview geben und ist deswegen etwas spät dran. Es wird nicht mehr lange dauern. Das da vorn ist seine Loge. Warum warten Sie nicht dort auf ihn?«
    Kara nickte und ging niedergeschlagen zu dem Platz, den Katherine ihr gezeigt hatte. Sie setzte sich und ließ den Blick durch das Zelt schweifen. Die magische Verwandlung war endlich abgeschlossen; alle Reihen hatten sich gefüllt. Die Kinder, Männer und Frauen waren nun ein Publikum.
    Bumm.
    Kara zuckte zusammen, als plötzlich eine laute dumpfe Trommel durch das Zelt hallte.
    Das Licht wurde gedämpft und ging vollständig aus, so dass man in der Finsternis nur noch die roten Leuchtschilder über den Ausgängen erkennen konnte.
    Bumm
.
    Die Menge verstummte schlagartig.
    Bumm… bumm… bumm.
    Der Trommelschlag ertönte in langsamer Folge. Man konnte die Vibration in der Brust spüren.
    Bumm… bumm…
    Ein strahlend heller Lichtkegel richtete sich auf die Mitte der Manege, wo nun ein Mann in der Verkleidung des Arlecchino stand, mit einem eng anliegenden schwarz-weiß karierten Kostüm und der dazu passenden Halbmaske. Er reckte ein langes Zepter hoch in die Luft und sah sich schelmisch um.
    Bumm
.
    Er trat vor und fing an, die Manege zu umrunden, gefolgt von einer Prozession seltsamer Gestalten, zu denen nicht nur andere Figuren der Commedia dell’Arte zählten, sondern auch Geister, Feen, Prinzessinnen und Prinzen, Zauberer. Manche gingen, manche tanzten, einige schlugen ein Rad, aber ganz langsam, als befänden sie sich unter Wasser, andere schritten auf hohen Stelzen anmutiger voran, als die meisten Leute auf einer Promenade flanieren würden, und ein paar von ihnen fuhren auf zweirädrigen Triumphwagen, die mit Tüll und Federn geschmückt waren, mit Spitze und winzigen Lämpchen.
    Und alle bewegten sich exakt im Rhythmus der Trommel.
    Bumm… bumm…
    Maskierte Gesichter, weiß, schwarz, silbern oder golden bemalt, Gesichter voller glitzernder Pünktchen. Hände, die mit schimmernden Bällen jonglierten, die Kugeln, Leuchtfeuer, Kerzen oder Laternen hielten, Hände, die Konfetti verstreuten, das wie schillernder Schnee aussah.
    Feierlich, würdevoll, ausgelassen, grotesk.
    Bumm…
    Mittelalterlich und futuristisch zugleich.
    Die Parade war regelrecht hypnotisierend. Und ihre Botschaft war unmissverständlich: Was auch immer außerhalb des Zeltes existieren mochte, besaß hier drinnen keine Gültigkeit, ebenso wie alles, was man über das Leben, die menschliche Natur und die Gesetze der Physik gelernt hatte. Das Herz schlug nicht mehr im eigenen Rhythmus, sondern folgte dem klaren Trommelschlag, und die Seele gehörte nicht länger dem ursprünglichen Besitzer, sondern ließ sich von dieser wundersamen Prozession fesseln und folgte ihr bereitwillig in die Welt der Illusion.

…Fünfundvierzig
    Wir kommen nun zum Finale unserer Show, verehrtes Publikum.
    Es ist an der Zeit, unsere berühmteste – und umstrittenste – Illusion zu präsentieren. Eine Variation des berüchtigten
Brennenden Spiegels.
    Sie haben im Verlauf dieses Wochenendes Auftritte gesehen, die den Nummern solcher Meister wie Harry Houdini, P. T. Selbit und Howard Thurston nachempfunden waren, aber nicht einmal diese Koryphäen hätten sich auf eine Herausforderung wie den
Brennenden Spiegel
eingelassen.
    Unser Proband ist gefangen in einer Nachbildung der Hölle, umgeben von Flammen, die sich ihm unerbittlich nähern – und der einzige Fluchtweg ist ein winziger Durchgang hinter einer Feuerwand.
    Obwohl es natürlich durchaus sein kann, dass es sich gar nicht um einen Fluchtweg handelt.
    Womöglich ist es nur eine Illusion.
    Ich muss Sie warnen, verehrtes Publikum, denn die letzte versuchte Aufführung dieses Tricks hat mit einer Tragödie geendet.
    Ich weiß es, denn ich war dabei.
    Nehmen Sie sich also bitte um Ihretwillen einen Moment Zeit, schauen Sie sich im Zelt um, und überlegen Sie, was Sie im Fall einer Katastrophe tun würden…
    Doch bei näherem Nachdenken fällt mir ein – nein, es ist bereits zu spät. Vielleicht sollten Sie am besten einfach nur ein kurzes Gebet sprechen.
    Malerick war in den Central Park zurückgekehrt

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