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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Flüssigkeit bald zum Leben erwecken und einen tödlichen Regen über die Sitzbänke, die Zeltleinwand und die mehr als zweitausend Zuschauer niedergehen lassen.
    Und über Edward Kadesky.
    Erinnern Sie sich noch an unser Gespräch, Mr. Rhyme? Meine Worte waren bloß Geplapper. Kadesky und der Cirque Fantastique haben mein Leben zerstört und mir das Liebste genommen, und dafür werde ich ihn vernichten. Es geht
tatsächlich
nur um Rache.
    Der Illusionist verließ nun vollkommen unbemerkt und ganz beiläufig das Zelt und verschwand im Central Park. Er würde die Kleidung wechseln und im Schutz der Dunkelheit zurückkehren, zur Abwechslung diesmal als Zuschauer. Dann würde er sich einen guten Aussichtspunkt suchen und das Finale seiner Show genießen.

…Vierundvierzig
    Familien, Freunde, Paare, Kinder schlenderten ins Zelt, suchten ihre Plätze, füllten allmählich die Bänke und Logen und verwandelten sich langsam von Individuen in ein Wesen namens
Publikum
, das sich als Ganzes sehr von den einzelnen Teilen unterschied.
    Eine Metamorphose…
    Kara wandte den Blick ab und hielt einen der Wachmänner an. »Ich warte schon eine ganze Weile. Wissen Sie zufällig, wann Mr. Kadesky zurückkommt? Es ist wirklich wichtig.«
    Nein, er wusste es genauso wenig wie die beiden anderen Leute, die sie fragte.
    Sie schaute schon wieder auf die Uhr. Es zerriss ihr das Herz. Sie sah ihre Mutter vor sich, wie sie dort im Pflegeheim lag, sich mit glasklarem Verstand im Zimmer umblickte und sich fragte, wo ihre Tochter blieb. Am liebsten hätte Kara vor Wut und Enttäuschung geheult. Aber sie
musste
hier bleiben und alles tun, um Weir aufzuhalten, auch wenn sie sich noch so sehr danach sehnte, jetzt an der Seite ihrer Mutter zu sein.
    Sie wandte sich wieder dem hell erleuchteten Innenraum des riesigen Zirkuszeltes zu. In den Kulissen warteten die ersten Künstler auf die Eröffnungsnummer, die Gesichter hinter den schaurigen Commedia-dell’Arte-Masken verborgen. Viele Kinder im Publikum trugen ähnliche Verkleidungen, überteuerte Souvenirs von den Verkaufsständen draußen. Stups- und Hakennasen, Schnäbel. Sie schauten sich um, zumeist aufgeregt und überdreht. Aber einige waren auch verunsichert, das konnte Kara erkennen. Die Masken und fremdartigen Dekorationen ließen den Zirkus auf sie vermutlich wie den Schauplatz eines Horrorfilms wirken. Kara trat sehr gern vor Kindern auf, aber sie wusste, dass Vorsicht geboten war; ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit unterschied sich von der eines Erwachsenen, und ein Illusionist konnte sie leicht in Angst und Schrecken versetzen. Wenn Kara eine Vorstellung für Kinder gab, beschränkte sie sich auf lustige Nummern und versammelte die Kleinen im Anschluss häufig um sich, um ihnen die Tricks zu erklären.
    Kara ließ die Magie des Ortes auf sich wirken, spürte die Erregung, die gespannte Erwartung… Ihre Hände wurden feucht, als stünde ihr eigener Auftritt unmittelbar bevor. Oh, was würde sie dafür geben, nun hinter dem Vorhang zu stehen! Zufrieden, selbstsicher und doch wie unter Strom, während das Herz immer schneller schlug, je näher der Beginn der Vorstellung rückte. Dieses Gefühl ließ sich mit nichts anderem vergleichen.
    Sie lachte bekümmert auf. Tja, nun hatte sie es tatsächlich in den Cirque Fantastique geschafft.
    Leider nur als Laufbursche.
    Bin ich denn gut genug?, grübelte sie. Manchmal war sie fest davon überzeugt, ganz gleich, was David Balzac sagte. Zumindest so gut wie beispielsweise Harry Houdini in seiner Anfangszeit – damals war nicht er ausgebrochen, sondern die Zuschauer waren geflohen, weil sie es vor Langeweile nicht mehr aushielten oder es ihnen peinlich war, ihn bei den einfachsten Taschenspielertricks patzen zu sehen. Und Robert-Houdin hatte sich bei seinen ersten Auftritten dermaßen unwohl gefühlt, dass er seine Nummern roboterhaft abarbeitete, beinahe wie der berühmte mechanische Schachspieler.
    Doch als sie nun hinter die Bühne blickte und die vielen Künstler sah, die von Kindesbeinen an trainiert hatten, erklang unnachgiebig Balzacs Stimme in ihrem Kopf:
Noch nicht, noch nicht, noch nicht…
Die Worte waren enttäuschend, aber auch tröstlich. Er hatte Recht, sagte sie sich mit Entschiedenheit. Er war der Experte, sie die Anfängerin. Sie musste ihm vertrauen. Noch ein oder zwei Jahre. Die Geduld würde sich auszahlen.
    Außerdem war da noch ihre Mutter…
    Die sich genau jetzt vielleicht im Bett aufrichtete, mit Jaynene plauderte und

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