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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Er litt nicht unter Atembeschwerden. Es war lediglich ein weiterer Kniff gewesen, um sie glauben zu machen, er sei Weir.
    Rhyme nickte in Richtung des Schlafzimmers. »Ich habe da drüben Entwürfe für ein paar Werbeplakate gesehen. Ich nehme an, die stammen von Ihnen. Der Name darauf lautet ›Malerick‹. So nennen Sie sich jetzt, ja?«
    Der Killer nickte. »Was ich Ihnen erzählt habe, entspricht der Wahrheit – ich habe meinen alten Namen gehasst. Ich konnte den Gedanken an die Zeit vor dem Feuer nicht mehr ertragen. Es war zu schlimm, daran erinnert zu werden. Inzwischen bin ich Malerick… Wie sind Sie auf die Idee gekommen?«
    »Nachdem man Sie allein im Korridor des Gefängnisses zurückgelassen hatte, haben Sie mit Ihrem Hemd den Boden und die Fesseln abgewischt«, erklärte Rhyme. »Als ich darüber nachdachte, konnte ich einfach keine Erklärung für dieses Verhalten finden. Wollten Sie das Blut aufwischen? Das hätte keinen Sinn ergeben. Nein, die einzige Antwort, die mir einfiel, war folgende: Sie wollten keine Fingerabdrücke hinterlassen. Doch man hatte nur Minuten zuvor Ihre Fingerabdrücke registriert; weshalb sollte Ihnen dieser Punkt also Kopfzerbrechen bereiten?« Rhyme zuckte die Achseln, als sei die Antwort absolut offensichtlich. »Weil Ihre richtigen Fingerabdrücke andere waren als die auf der soeben angefertigten Karteikarte.«
    »Scheiße, wie hat er das denn angestellt?«, fragte Sellitto.
    »Amelia hat im Korridor frische Tintenspuren gefunden. Die stammten von seiner Registrierung heute Abend, waren also eigentlich nicht von Bedeutung, doch sie stimmten mit dem Tintenfleck an seiner Sporttasche überein, die wir am Marston-Tatort sichergestellt hatten. Das bedeutete, dass er schon
vor
dem heutigen Tag mit Fingerabdrucktinte in Berührung gekommen war. Ich kam auf den Gedanken, dass er eine leere Fingerabdruckkarte gestohlen und zu Hause mit den Abdrücken des echten Erick Weir versehen haben könnte. Er hat sie mit diesem Klebewachs im Futter seiner Jacke versteckt – wir haben ihn nach Waffen und Schlüsseln durchsucht, nicht nach einem Stück dünner Pappe. Nachdem man ihm die Abdrücke abgenommen hatte, ist es ihm irgendwie gelungen, die Leute kurz abzulenken und die Karteikarten auszutauschen. Vermutlich hat er die neue Karte in der Toilette heruntergespült oder in kleine Fetzen gerissen und aus dem Fenster geworfen.«
    Loesser verzog wütend das Gesicht und bestätigte dadurch Rhymes Verdacht.
    »Ich habe mir die Karte aus der Kartei des Gefängnisses schicken lassen, und Mel hat sie untersucht. Die Tintenabdrücke sind tatsächlich die von Weir, aber die darüber hinaus hinterlassenen Papillarleisten gehören zu Loesser. Es gibt einen AFIS-Eintrag über ihn, weil er damals in New Jersey zusammen mit Weir wegen dieser fahrlässigen Körperverletzung festgenommen wurde. Außerdem haben wir die Waffe der Justizbeamtin überprüft. Sie hatte die Glock wieder an sich genommen, so dass er keine Chance bekam, die Spuren zu beseitigen. Auch dort konnten wir Abdrücke von Loesser nachweisen. Oh, und ein Teilabdruck fand sich auf der Rasiermesserklinge.« Rhyme musterte das kleine Pflaster an Loessers Schläfe. »Sie haben vergessen, die Klinge mitzunehmen.«
    »Ich konnte sie nicht
finden
«, entgegnete der Killer barsch. »Mir blieb keine Zeit, um danach zu suchen.«
    »Aber er müsste doch viel jünger als Weir sein«, gab Sellitto zu bedenken.
    »Er
ist
jünger als Weir.« Rhyme schaute auf Loessers Gesicht. »Die Falten bestehen aus Latex, genau wie die Narben – sie sind alle unecht. Weir wurde 1950 geboren. Loesser ist zwanzig Jahre jünger, musste also altern.« Er hielt kurz inne. »Oh, das fällt mir jetzt erst auf. Ich hätte genauer nachdenken müssen. Erinnert ihr euch an die Latexpartikel mit Make-up, die Amelia an den Tatorten gefunden hat? Ich habe vermutet, sie stammten von seinen künstlichen Fingerkuppen, aber das ergibt keinen Sinn, denn niemand trägt Schminke an den Fingern; sie würde sofort auf alles Mögliche abfärben. Nein, die Partikel gehören zu den anderen Prothesen.« Rhyme betrachtete Stirn und Wangenknochen des Killers. »Das Latex muss doch ziemlich unbequem sein.«
    »Man gewöhnt sich daran.«
    »Sachs, lass uns doch mal nachschauen, wie er wirklich aussieht.«
    Mit einiger Mühe zog sie ihm den Bart sowie die Falten um Augen und Kinn ab. Das zum Vorschein kommende Gesicht war wegen des Klebstoffs ein wenig fleckig, aber eindeutig sehr viel jünger.

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