Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
ließen erkennen…«, setzte sie an.
    »›Ließen erkennen‹, Sachs? Ich würde sagen, sie schrien es heraus.«
    »…ließen erkennen, was Sie in Wahrheit vorhatten«, fuhr sie völlig unbeeindruckt fort. »Wir haben die Tüte mit der Kleidung und der falschen Wunde gefunden – in der Abstellkammer im Untergeschoss des Justizgebäudes.«
    »Sie haben die Tüte gefunden?«
    »An den Sachen klebte ein wenig getrocknete rote Farbe. Und Teppichfasern«, sagte Sachs.
    »Ich dachte, die Farbe sei Kunstblut.« Rhyme schüttelte verärgert den Kopf. »Diese Annahme war zwar
logisch
, aber ich hätte trotzdem noch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen müssen. Wie das FBI-Labor uns mitgeteilt hat, handelt es sich um einen orangeroten Autolack der Firma Jenkin Manufacturing, der ausschließlich für Rettungsfahrzeuge verwendet wird. Diese spezielle Sorte ist in handelsüblichen Mengen frei erhältlich und für die Ausbesserung kleinerer Schäden gedacht. Auch die Fasern stammen aus einem Wagen – sie gehören zu einem strapazierfähigen Industrieteppich, der bis vor acht Jahren in Krankenwagen des Herstellers General Motors gebräuchlich war.«
    »Daraus hat Lincoln gefolgert, dass Sie kürzlich eine alte Ambulanz gestohlen oder gekauft und dann hergerichtet haben«, übernahm Sachs. »Es hätte ein Fluchtfahrzeug oder die Tarnung für einen weiteren Anschlag auf Charles Grady sein können, aber ihm sind die Messingspäne wieder eingefallen. Was wäre, falls unsere ursprüngliche Vermutung zutraf und es
tatsächlich
einen Zeitzünder gab? Und da Sie in Lincolns Schlafzimmer ein mit Benzin getränktes Taschentuch zurückgelassen hatten, schien es nicht weit hergeholt, dass Sie eine Brandbombe in einem vermeintlichen Rettungswagen verstecken würden.«
    »Danach habe ich einfach nur Logik walten lassen…«, sagte Rhyme.
    »Das soll heißen, er ist einer Eingebung gefolgt«, spöttelte Bell.
    »Eingebungen sind dummes Zeug«, fuhr Rhyme ihn an. »Logik nicht. Die Logik ist das Rückgrat der Wissenschaft, und die Kriminalistik ist reine Wissenschaft.«
    Sellitto sah Bell an und verdrehte die Augen.
    Doch Rhyme ließ sich durch die Insubordination der Mitarbeiter nicht seine gute Laune verderben. »Ich habe also Logik angewendet. Kara hatte uns geschildert, dass ein Illusionist die Aufmerksamkeit des Publikums mitunter genau auf den Trick lenkt.«
    Die besten Illusionisten beherrschen ihre Nummern dermaßen gut, dass sie direkt auf ihre Methode verweisen, direkt auf das, was sie tatsächlich tun werden. Doch der Zuschauer glaubt ihnen nicht und schaut in die andere Richtung. Wenn das geschieht, ist nichts mehr zu retten. Der Zuschauer hat verloren, und der Illusionist ist Sieger.
    »Und genau das haben auch Sie getan. Ich muss gestehen, es war eine brillante Idee. Dieses Kompliment mache ich nicht besonders oft, oder, Sachs?… Sie wollten sich an Kadesky für das Feuer rächen, das Ihr Leben ruiniert hat. Folglich haben Sie einen Plan entworfen, der Ihnen sowohl diese Genugtuung verschaffen als auch die anschließende Flucht ermöglichen sollte – dabei sind Sie analog zu einer Bühnennummer verfahren und haben vielschichtige Täuschungen eingebaut.« Rhyme überlegte kurz. »Täuschung Nummer eins: Sie haben eine ›Nötigung‹ begangen – laut Kara ist dies das Wort, das Illusionisten dafür benutzen, nicht wahr?«
    Der Killer erwiderte nichts.
    »Ich bin sicher, so hat sie sich ausgedrückt. Zunächst haben Sie uns
genötigt
zu glauben, Sie wollten aus Gründen persönlicher Vergeltung den Zirkus zerstören. Aber ich habe es Ihnen nicht abgenommen – es war zu offensichtlich. Und unser Misstrauen führte zu Täuschung Nummer zwei: Sie haben uns den Zeitungsartikel über Grady, den Restaurantbeleg, den Presseausweis und den Hotelschlüssel untergeschoben, damit wir daraus folgern würden, Sie wollten den Staatsanwalt umbringen… Was die Jacke am Hudson River betrifft, so wollten Sie sie ohnehin dort zurücklassen, richtig? Wir
sollten
sie am Tatort finden.«
    Der Hexer nickte. »Ja, das hatte ich vor. Aber es kam noch besser, weil Ihre Beamten mich dort überrascht haben. Auf diese Weise sah es nämlich vollkommen
natürlich
aus, dass ich die Jacke auf der Flucht zurückgelassen habe.«
    »Und als Folge hielten wir Sie für einen Auftragskiller, der Illusionistentricks benutzt, um an Charles Grady heranzukommen und ihn zu ermorden«, fuhr der Kriminalist fort. »Wir glaubten, Sie durchschaut zu haben, und unser

Weitere Kostenlose Bücher