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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Argwohn verflüchtigte sich… wenigstens
einigermaßen

    Der Hexer rang sich ein mattes Lächeln ab. »›Einigermaßen‹«, keuchte er. »Wissen Sie, wenn man halbwegs intelligente Leute im Publikum hat, bleiben sie auch weiterhin skeptisch.«
    »Daher folgte Täuschung Nummer drei. Um uns weiter vom Zirkus abzulenken, sollten wir annehmen, Sie hätten sich absichtlich verhaften lassen, um ins Untersuchungsgefängnis zu gelangen, und zwar nicht etwa, um Grady zu töten, sondern um Constable zu befreien. Bis dahin wären der Zirkus und Kadesky komplett aus unserem Bewusstsein verschwunden. In Wahrheit ging es Ihnen weder um Constable noch um Grady.«
    »Die beiden waren Komparsen und nur dazu da, Sie in die Irre zu führen«, räumte er ein.
    »Das wird die Gesellschaft der Patrioten aber gar nicht gern hören«, murmelte Sellitto.
    Der Hexer schaute auf seine Fußfesseln. »Ich würde sagen, das dürfte wohl die geringste meiner Sorgen sein, meinen Sie nicht auch?«
    In Anbetracht der Rechnung, die Constable und seine Gesinnungsgefährten mit dem Mann offen hatten, war Rhyme sich diesbezüglich nicht allzu sicher.
    »Aber warum hat er sich die Mühe gemacht, extra einen angeblichen Fluchtplan für Constable zu entwickeln?«, wandte Bell sich an den Kriminalisten.
    »Na ja, ganz einfach«, warf Sellitto ein. »Wir sollten möglichst gründlich von dem Zirkus abgelenkt werden, damit er es leichter haben würde, dort die Bombe zu legen.«
    »Nein, Lon, da irrst du dich«, sagte Rhyme langsam. »Es gab einen anderen Grund.«
    Diese Worte und vielleicht auch der seltsame Tonfall, in dem Rhyme sie aussprach, veranlassten den Killer, sich ihm zuzuwenden. Zum ersten Mal an diesem Abend nahm der Kriminalist im Blick des Mannes Verunsicherung, wenn nicht gar Angst wahr.
    Volltreffer, dachte Rhyme.
    »Weißt du, es gab nämlich noch eine
vierte
Täuschung.«
    »Eine vierte?«, wiederholte Sellitto.
    »Ganz recht… Er ist nicht Erick Weir«, verkündete Rhyme mit etwas zu viel Theatralik, wie er selbst zugeben musste.

…Achtundvierzig
    Der Killer seufzte auf, lehnte sich gegen das Bein eines Sessels zurück und schloss die Augen.
    »Nicht Weir?«, fragte Sellitto.
    »Das stand im Zentrum all seiner Aktionen an diesem Wochenende«, fuhr Rhyme fort. »Er wollte Rache an Kadesky und dem Hasbro Circus üben – dem heutigen Cirque Fantastique. Nun, es ist einfach, sich zu rächen, wenn einem die eigene Haut egal ist. Aber…«, ein Nicken in Richtung des Hexers, »…er wollte nicht im Gefängnis landen, sondern davonkommen und weiter auftreten. Also hat er seine
Identität
geändert und wurde Erick Weir, ließ sich heute Nachmittag verhaften und vor seiner Flucht noch die Fingerabdrücke abnehmen.«
    Sellitto nickte. »Damit nach dem Anschlag auf Kadesky und den Zirkus alle nach
Weir
suchen würden und nicht nach ihm.« Er runzelte die Stirn. »Aber wer, zum Teufel, ist er?«
    »Arthur Loesser, Weirs Protegé.«
    Der Killer keuchte leise auf, als der letzte Rest Anonymität – und damit die Hoffnung auf Flucht – sich in Luft auflöste.
    »Aber Loesser hat uns doch angerufen«, wandte Sellitto ein. »Er war weit westlich von hier. In Nevada.«
    »Nein, war er nicht. Ich habe das bei der Telefongesellschaft überprüfen lassen. Als er anrief, stand auf dem Display des Apparats ›Keine Anrufer-Kennung‹, weil das Gespräch zuerst zu seinem Konto bei einem auswärtigen Netzbetreiber geschaltet und von dort aus wieder in die Stadt zurückgeführt wurde, aber Ausgangspunkt war ein Kartentelefon an der Siebenundachtzigsten Straße West. Außerdem ist er nicht verheiratet. Die Frauenstimme auf seinem Anrufbeantworter in Las Vegas war eine Fälschung.«
    »Und er war auch derjenige, der Keating, den anderen Assistenten, angerufen und sich dabei als Weir ausgegeben hat, richtig?«, fragte Sellitto.
    »Ja. Er hat ihn nach dem Feuer in Ohio gefragt und dabei verstört und bedrohlich getan, um letztlich uns in unserer Annahme zu bestärken, dass Weir sich in New York befand, um Rache an Kadesky zu nehmen. Er musste schon im Vorhinein eine entsprechende Fährte legen. Also hat er beispielsweise die Darby-Handschellen auf Weirs Namen gekauft. Genau wie die Pistole, mit der er in Gradys Wohnung aufgetaucht ist.«
    Rhyme sah den Killer an. »Was macht die Stimme?«, fragte er spöttisch. »Geht’s der Lunge schon besser?«
    »Sie wissen doch, dass die völlig in Ordnung ist«, herrschte Loesser ihn an. Das pfeifende Keuchen war weg.

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