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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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getötet… Und mich auch. Arthur Loesser ist in jenem Feuer gestorben.« Er sah den Kasten an, und auf seinem Antlitz zeichnete sich dabei eine Mischung aus Kummer, Hoffnung und dermaßen seltsamer Zuneigung ab, dass Rhyme einen Schauder verspürte, der ihm vom Hals hinunter in den tauben Leib kroch.
    Loesser sah wieder Rhyme an und lachte frostig auf. »Tja, Sie haben mich erwischt, aber trotzdem sind Mr. Weir und ich die Sieger. Sie sind nicht schnell genug gewesen. Der Zirkus existiert nicht mehr, und Kadesky ist erledigt. Falls er überlebt hat, dürfte wenigstens seine Karriere vorbei sein.«
    »Ach, richtig, der Cirque Fantastique und das Feuer.« Rhyme schüttelte ernst den Kopf. »Nun ja…«
    Loesser runzelte die Stirn, sah die anderen an und versuchte zu verstehen, was Rhyme meinte. »Wie bitte? Was soll das heißen?«
    »Denken Sie noch einmal zurück. Sie stehen im Central Park, beobachten die Flammen, den Qualm, die Zerstörung. Und Sie hören die Schreie… Sie überlegen sich, lieber zu verschwinden, weil man bald nach Ihnen suchen wird. Sie machen sich auf den Weg hierher. Jemand – eine junge Frau, eine
Asiatin
in einem Jogginganzug – stößt mit Ihnen zusammen. Sie wechseln ein paar Worte über die Vorgänge im Park. Dann trennen sich Ihre Wege.«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie da?«, fragte Loesser schroff.
    »Werfen Sie doch mal einen Blick auf die Unterseite des Armbands Ihrer Uhr«, sagte Rhyme.
    Loesser drehte das Handgelenk. Die Ketten klirrten leise. Auf dem Uhrenarmband klebte eine kleine schwarze Scheibe. Sachs entfernte sie. »Ein GPS-Peilsender. Wir sind dem Signal hierher gefolgt. Hat es Sie denn nicht überrascht, so plötzlich Besuch zu bekommen?«
    »Aber wer…? Moment! Das war diese Illusionistin, dieses Mädchen! Kara! Ich habe sie nicht erkannt.«
    »Nun, darum geht es doch bei einer Illusion, oder etwa nicht?«, merkte Rhyme spöttisch an. »Wir haben Sie im Park entdeckt, mussten aber befürchten, dass Sie uns entwischen. Ein nicht ganz unbegründeter Verdacht, oder? Und wir sind davon ausgegangen, dass Sie einige Umwege einschlagen würden. Daher habe ich Kara gebeten, sich ebenfalls zu verkleiden. Sie ist wirklich gut. Ich selbst habe sie kaum wiedererkannt. Bei dem kleinen Zusammenstoß an der Straßenecke hat sie Ihnen dann den Peilsender verpasst.«
    »Wir hätten Sie eventuell schon auf der Straße verhaften können«, übernahm Sachs, »aber Sie sind ein wenig zu gut im Fliehen. Außerdem wollten wir Ihr Versteck ausfindig machen.«
    »Das bedeutet ja, dass Sie schon
vor
dem Feuer Bescheid gewusst haben!«
    »Ach übrigens, Ihr Krankenwagen«, sagte Rhyme beiläufig. »Das Räumkommando hat die Bombe gefunden und innerhalb einer Minute gefahrlos entschärft. Dann hat man das Fahrzeug sofort gegen ein anderes ausgetauscht, damit Sie nichts merken würden. Wir sind davon ausgegangen, dass Sie den Brandanschlag persönlich verfolgen wollten. Daher haben wir jede Menge Beamte in Zivil zum Park geschickt und nach einem Mann Ausschau halten lassen, der ungefähr Ihre Statur besitzt, eine Weile das Feuer beobachtet und bald darauf den Bereich verlässt. Mehrere der Kollegen haben Sie bemerkt, und wir ließen Ihnen von Kara den Sender anhängen. Und Hokuspokus…« Rhyme lächelte über seine Wortwahl »…hier sind wir.«
    »Aber das Feuer… ich habe es doch
gesehen

    »Begreifst du jetzt, warum ich mich lieber an Spuren als an Augenzeugen halte?«, wandte Rhyme sich an Sachs. »Er hat das Feuer
gesehen
, also
musste
es echt sein.« Er sah wieder Loesser an. »Aber es war
nicht
echt, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Was Sie gesehen haben, war der Qualm mehrerer Rauchgranaten, die wir uns bei der Nationalgarde besorgt und mit einem Kran oben am Zelt befestigt haben«, erklärte Sachs. »Die Flammen stammten von einem Propanbrenner am Bühneneingang, gleich neben dem Rettungswagen. In der Manege wurden ebenfalls ein paar Brenner entzündet und die Schatten der Flammen auf die Zeltbahn projiziert.«
    »Ich habe Schreie gehört«, flüsterte Loesser.
    »Oh, das war Karas Idee. Kadesky hat dem Publikum erzählt, man würde eine kleine Programmpause einlegen, damit ein Filmteam eine Szene im Zelt drehen könne – und zwar über ein Zirkusfeuer. Auf Kommando fingen dann alle an zu schreien. Die Leute hatten riesigen Spaß dabei. Immerhin durften sie sich als Statisten fühlen.«
    »Nein«, flüsterte der Hexer. »Es war…«
    »…eine Illusion«, fiel Rhyme ihm ins Wort.

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