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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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»Es war alles nur eine Illusion.«
    Ersonnen vom flinken Verstand des Unbeweglichen.
    »Ich sollte mich hier langsam an die Arbeit machen«, sagte Sachs stirnrunzelnd und deutete mit ausholender Geste auf das Zimmer.
    »Sicher, sicher, Sachs. Wo
bin
ich nur mit meinen Gedanken? Wir sitzen hier und plaudern und verunreinigen dabei einen Tatort.«
    Zwei Beamte führten den mehrfach mit Hand- und Fußfesseln gesicherten Killer zur Tür hinaus. Er wirkte längst nicht mehr so großspurig wie bei seiner letzten Fahrt ins Untersuchungsgefängnis.
    Als zwei ESU-Cops Rhyme soeben wieder nach draußen tragen wollten, klingelte Lon Sellittos Telefon. Er nahm das Gespräch an. »Sie ist hier…« Er sah zu Sachs. »Möchten Sie mit ihr sprechen…?« Dann bedeutete er Amelia mit einem Kopfschütteln, dass dem offenbar nicht so war. Mit ernster Miene hörte er weiter zu. »Okay, ich sag’s ihr.« Er unterbrach die Verbindung.
    »Das war Marlow«, sagte er zu Sachs.
    Der Leiter der Patrol Services Division. Was war los?, grübelte der Kriminalist. Sellitto wirkte beunruhigt.
    »Er möchte Sie morgen früh um zehn bei sich im Büro sehen, Officer«, fuhr der zerknitterte Detective fort. »Es geht um Ihre Beförderung.« Er runzelte die Stirn. »Da war noch etwas, das ich Ihnen ausrichten sollte. Irgendwas wegen Ihrer Punktzahl bei dem Test. Was war es doch gleich?« Er schüttelte den Kopf und starrte unverkennbar besorgt zur Decke. »Was war es doch gleich?«
    Sachs wartete ungeduldig ab. Rhyme bemerkte, dass sich einer ihrer Fingernägel kurz in die Nagelhaut des Daumens grub.
    Dann schnippte der Detective mit den Fingern. »Ach ja, jetzt fällt’s mir wieder ein. Er sagte, Sie hätten die dritthöchste Punktzahl in der Geschichte des Departments erreicht.« Seine Stirn legte sich in Falten, und er sah Rhyme an. »Du weißt, was das bedeutet, oder? Der Herr sei uns gnädig – die Sache wird ihr zu Kopf steigen.«
    Sie hastete keuchend den Korridor hinunter.
    Er war mindestens eine Meile lang.
    Kara konnte nur an eines denken, und das war weder der verstorbene Erick Weir noch sein psychotischer Assistent Art Loesser und auch nicht die erstklassig gelungene Feuerillusion im Cirque Fantastique. Nein, ihr einziger Gedanke lautete: Komme ich noch rechtzeitig?
    Ihre Füße hämmerten auf den grauen Linoleumboden, und sie rannte weiter den halbdunklen Gang entlang.
    Vorbei an offenen und geschlossenen Türen. Wortfetzen aus Fernsehsendungen drangen an ihre Ohren, Musikstücke und Abschiedsgrüße, weil die Angehörigen sich am Ende der sonntäglichen Besuchszeit nun allmählich auf den Heimweg machten.
    Sie hörte das hohle Dröhnen ihrer eigenen Schritte.
    Vor dem Zimmer blieb sie stehen und atmete mehrmals tief durch, damit ihre Stimme nicht zitterte. Sie war nervöser als jemals vor einem ihrer Auftritte. Dann ging sie hinein.
    Eine Pause. »Hallo, Mum.«
    Ihre Mutter schaute vom Fernseher zur Seite, sah sie überrascht an und lächelte. »Nanu, wen haben wir denn da? Hallo, mein Schatz.«
    O mein Gott, dachte Kara beim Anblick der strahlenden Augen. Sie ist zurück! Sie ist wirklich zurück.
    Sie ging zum Bett, umarmte die Frau und zog den Sessel näher heran. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Mir ist heute Abend ein wenig kühl.«
    »Ich mache das Fenster zu.« Kara stand auf und schob es nach unten.
    »Ich dachte schon, du schaffst es nicht mehr, Liebling.«
    »Es war viel los. Ich muss dir unbedingt erzählen, was mir passiert ist, Mum. Du wirst es kaum glauben.«
    »Ich bin schon gespannt.«
    »Möchtest du Tee oder so?«, fragte Kara aufgeregt. Am liebsten hätte sie einfach drauflosgeredet und die letzten sechs Monate ihres Lebens in allen Details nacherzählt, aber sie zwang sich zur Zurückhaltung. Ihre Mutter wirkte ungeheuer zerbrechlich, und sie wollte sie nicht mit einem Wortschwall erdrücken.
    »Nein, vielen Dank, Liebes… Würdest du bitte den Fernseher ausschalten? Ich möchte mich viel lieber mit dir unterhalten. Da drüben liegt die Fernbedienung. Ich komme nie damit zurecht. Manchmal habe ich fast den Eindruck, jemand schleicht sich herein und vertauscht die Knöpfe.«
    »Ich bin froh, dass du noch nicht schlafen gegangen bist.«
    »Ich wäre noch eine Weile wach geblieben und hätte auf dich gewartet.«
    Kara lächelte sie an.
    »Weißt du«, sagte ihre Mutter, »ich habe vorhin an deinen Onkel gedacht, Liebling. An meinen Bruder.«
    Kara nickte. Der verstorbene Bruder ihrer Mutter war das schwarze Schaf der

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