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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Toten der rechte Schuh fehlte und sich nirgendwo finden ließ. »Jeweils der
rechte
Schuh, Sachs«, sagte Rhyme und betrachtete die Wandtafel, vor der er saß, während Amelia im Hintergrund auf und ab ging. »Was sollen wir davon halten?«
    Doch die Antwort auf diese Frage musste noch eine Weile warten, denn Sachs’ Mobiltelefon klingelte. Es war Captain Marlows Sekretärin, die anfragte, ob Amelia zu einer Besprechung in sein Büro kommen könne. Der Fall des Hexers und somit auch Victor Ramos’ Retourkutsche lagen mittlerweile einige Tage zurück, in denen sich noch nichts Neues wegen der Suspendierung ergeben hatte.
    »Wann?«, fragte Sachs.
    »Tja, jetzt gleich«, erwiderte die Frau.
    Sachs unterbrach die Verbindung, sah Rhyme an und lächelte gequält. »Das war’s. Ich muss los.«
    Sie schauten einander tief in die Augen. Dann nickte Rhyme, und Amelia machte sich auf den Weg.
    Eine halbe Stunde später saß Sachs in Gerald Marlows Büro. Der Captain las hinter dem Schreibtisch in einer seiner allgegenwärtigen Akten. »Eine Sekunde, Officer.« Er setzte die anscheinend überaus interessante Lektüre fort und machte sich vereinzelte Notizen.
    Amelia war nervös, malträtierte ihre Nagelhaut und spielte an den Fingernägeln herum. Zwei unendlich langsame Minuten vergingen. OHerr im Himmel, dachte sie und fragte schließlich: »Okay, Sir. Was ist los? Hat er klein beigegeben?«
    Marlow strich eine Textstelle an und hob den Kopf. »Wer?«
    »Ramos. Wegen der Prüfung.«
    Und dieser andere rachsüchtige Wichser – der notgeile Cop bei der praktischen Übung.
    »Klein beigegeben?«, fragte Marlow. Ihre Naivität überraschte ihn. »Nun, Officer, ich glaube, diese Möglichkeit stand nie zur Debatte.«
    Demnach konnte es nur einen Grund für dieses Gespräch geben – die Erkenntnis traf sie mit der Schärfe und Klarheit des ersten Pistolenschusses auf einer Freiluftbahn. Dieser erste Schuss… bevor Muskeln, Ohren und Haut vom wiederholten Feuern taub wurden. Es gab nur einen denkbaren Anlass, sie herzuzitieren. Marlow würde ihr die Waffe und Dienstmarke abnehmen. Sie war ab sofort suspendiert.
    Scheißescheißescheiße…
    Sie biss sich auf die Unterlippe.
    Marlow klappte die Akte zu und sah Amelia dermaßen väterlich an, dass sie fast völlig die Nerven verlor. Würde die bevorstehende Strafe etwa so hart ausfallen, dass er sie schon im Voraus trösten wollte?
    »Gegen Leute wie Ramos können Sie nicht gewinnen, Officer. Nicht auf deren ureigenstem Gebiet. Sie haben die erste Schlacht für sich entschieden, indem Sie ihm am Tatort Handschellen anlegen ließen. Aber den Krieg hat letztlich er gewonnen. Solche Leute sind am Ende immer siegreich.«
    »Sie meinen, dumme Leute? Kleinliche Leute? Gierige Leute?«
    Auch diesmal war der erfahrene Karrierepolizist schlau genug, die Frage nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen.
    »Sehen Sie sich diesen Tisch an«, sagte er und deutete auf die vielen Akten- und Papierberge. »Und ich weiß noch, wie ich mich schon damals als Streifenbeamter immer über den vielen Schreibkram beklagt habe.« Er wühlte in einem der Stapel und schien nach etwas zu suchen. Dann gab er es auf, wandte sich dem nächsten Haufen zu und zog einige Dokumente daraus hervor, die leider auch nicht das waren, was er zu finden versuchte. Also ordnete er sie in aller Seelenruhe und suchte weiter.
    O Paps, ich hätte nie geglaubt, dass er tatsächlich mit der Suspendierung durchkommt.
    Dann aber verwandelten sich ihr Schmerz und die Enttäuschung in eisenharte Entschlossenheit. Okay, dachte sie, diese Leute wollen es auf die schmutzige Tour? Ich bin am Ende vielleicht schwächer, aber es wird ihnen noch Leid tun. Ramos und all die anderen kleinen Wichser sollen mich kennen lernen.
    Harte Bandagen…
    »Ah ja«, sagte der Captain, der endlich fündig geworden war, und nahm einen großen Umschlag mit einem angehefteten Blatt Papier in die Hand. Er überflog den Text und warf einen Blick auf die Uhr auf seinem Tisch, die wie ein Schiffssteuerrad geformt war. »Herrje, sehen Sie nur, wie spät es ist. Beeilen wir uns ein wenig, Officer. Bitte geben Sie mir Ihre Marke.«
    Sie war todunglücklich, fing aber dennoch pflichtgemäß an, in ihrer Tasche herumzusuchen. »Wie lange?«
    »Ein Jahr, Officer«, sagte Marlow. »Tut mir Leid.«
    Ein ganzes Jahr suspendiert, dachte sie verzweifelt. Sie hatte schlimmstenfalls mit drei Monaten gerechnet.
    »Kürzer ging’s leider nicht. Ein Jahr. Die Marke, bitte.« Marlow

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