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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bloß auf dem Markt. Ich hab nur…«
    Burke spuckte auf den Boden und atmete mehrmals tief durch. »Welchen Teil von
halt’s Maul
hast du nicht verstanden?«, keuchte er. »Ich sag’s nicht noch mal… Scheiße, das brennt!«
    Der Cop filzte den Mann sorgfältig und fand eine Brieftasche. Allerdings war kein Ausweis oder Führerschein darin, sondern nur Geld. Seltsam. Und er hatte weder Waffen noch Rauschgift bei sich, was bei Bikern eher ungewöhnlich war.
    »Sie können mir drohen, so viel Sie wollen, aber ich verlange einen Anwalt. Ich werd Sie verklagen! Falls Sie mir was anhängen wollen, haben Sie sich geschnitten, Mister.«
    Dann jedoch zog Burke Hemd und T-Shirt des Mannes hoch und erschrak. Brust und Bauch waren übel vernarbt. Es sah ganz schön unheimlich aus. Noch merkwürdiger war allerdings der Beutel um seine Taille, ähnlich wie die Gürteltaschen, die Burke und seine Frau während ihres Europaurlaubs getragen hatten. Der Cop rechnete mit Drogen, aber stattdessen versteckte der Kerl darin eine Jogginghose, ein Trikot mit hohem Kragen, eine khakifarbene Stoffhose, ein weißes Hemd und ein Mobiltelefon. Und – das war echt verrückt – Make-up. Dazu ein ganzer Haufen Toilettenpapier, als wolle er besonders dick aussehen.
    Wirklich bizarr…
    Burke atmete wieder tief ein und bekam einen unangenehmen Schwall aus Müll- und Uringestank in die Nase. Er drückte den Knopf an seinem Motorola. »Einheit Fünf Zwei Eins Zwei an Zentrale… Ich habe den Kerl von dem Zehn-vierundzwanzig erwischt. Kommen.«
    »Verletzte?«
    »Negativ.«
    Abgesehen von einem teuflisch schmerzenden Ellbogen.
    »Standort?«
    »Anderthalb Blocks östlich der West End. Moment mal. Ich muss nachschauen, wie die Querstraße heißt.«
    Burke ging zum Eingang der Gasse, um das Straßenschild zu lesen und auf die Ankunft seiner Kollegen zu warten. Erst jetzt sank sein Adrenalinpegel allmählich ab und wich einer angenehmen Hochstimmung. Kein einziger Schuss abgefeuert. Ein dämlicher Versager in Handschellen am Boden… Das fühlte sich verdammt gut an – fast so gut wie bei dem Spiel vor zwölf Jahren, als Chris Broderick mit Schwung in die Ein-Yard-Linie gebissen und dabei aufgejault hatte wie ein Mädchen. Und während des Laufs über die gesamte Länge des Feldes war ihm zu keinem Zeitpunkt bewusst gewesen, dass Legs Larry die ganze Zeit dicht hinter ihm rannte.
    »He, alles in Ordnung?«
    Bell berührte Amelia Sachs am Arm. Sie war dermaßen bestürzt über Karas Tod, dass es ihr die Sprache verschlug, also nickte sie wortlos.
    Die Knie taten ihr immer noch weh, während sie nun mit dem Detective die West End Avenue hinaufeilte, um zu Officer Burke und dem verhafteten Mörder zu gelangen.
    Ob Kara wohl Geschwister hat? O mein Gott, wir müssen es ihrer Familie sagen.
    Nein, nicht
wir
.
    Ich
muss das übernehmen. Es ist meine Schuld.
Ich
erledige diesen Anruf.
    Voll tiefer Trauer lief sie weiter. Bell warf ihr erneut einen Blick zu und musste derweil hörbar nach Luft schnappen.
    Immerhin hatten sie den Hexer in Gewahrsam.
    Wenngleich es ihr insgeheim Leid tat, dass ein anderer die Verhaftung vorgenommen hatte. Sie wünschte,
sie
hätte den Hexer dort in der Gasse gestellt. Falls er bewaffnet gewesen wäre, hätte sie ihm einen gezielten Schuss in die Schulter verpasst und erst dann ihr Funkgerät benutzt.
    In Spielfilmen waren Schultertreffer simple Fleischwunden, kleine Unannehmlichkeiten, und die Helden mussten den Arm lediglich eine Weile in der Schlinge tragen. In der Wirklichkeit aber veränderte sogar eine kleine Schusswunde das Leben für sehr, sehr lange Zeit. Manchmal für immer.
    Doch der Täter war gefasst worden, und sie würde sich mit einer Verurteilung wegen mehrfachen Mordes begnügen müssen.
    Kein Angst, keine Angst, keine Angst…
    Kara…
    Sachs wurde klar, dass sie nicht mal ihren richtigen Namen kannten.
    Das ist mein Künstlername, aber ich benutze ihn meistens. Er gefällt mir besser als der Name, den meine Eltern mir dankenswerterweise verpasst haben.
    Bei diesem Gedanken brach sie fast in Tränen aus.
    Sie registrierte, dass Bell etwas zu ihr sagte.
    »Ist, äh… ist bei Ihnen auch wirklich alles klar, Amelia?«
    Ein schroffes Nicken.
    Sie bogen auf die Achtundachtzigste Straße ein, in deren Nähe ihr Kollege den Täter erwischt hatte. Beide Enden des Teilstücks wurden soeben durch Streifenwagen abgeriegelt. Bell schaute den Block hinauf und bemerkte eine Gasse. »Da«, sagte er und streckte den Arm

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