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Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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verlegen.
    »Ich dachte, was für ein unglaublicher Illusionist Sie doch sein würden«, sagte sie dann.
    »Ich?«, fragte Rhyme verblüfft.
    Kara nickte. »Es ist alles eine Frage von Wahrnehmungsvermögen und Realität. Die Leute schauen Sie an und sehen, dass Sie behindert sind… Ist das der richtige Ausdruck?«
    »Die politisch besonders Korrekten nennen es ›benachteiligt‹. Ich selbst sage einfach, ich bin im Arsch.«
    Kara lachte. »Die Menschen sehen, dass Sie sich nicht bewegen können. Und vermutlich denken die meisten, Sie seien geistig zurückgeblieben oder zumindest schwer von Begriff. Stimmt’s?«
    Sie hatte Recht. Leute, die ihn nicht kannten, sprachen oft langsamer oder lauter und erklärten ganz offensichtliche Dinge in möglichst einfachen Worten.
    (Zu Thoms Entrüstung reagierte Rhyme dann bisweilen mit zusammenhanglosem Gemurmel oder tat gar so, als litte er unter dem Tourette-Syndrom, einer neurologischen Störung, die zu unwillkürlichen Zuckungen und Lautäußerungen führte, woraufhin die entsetzten Besucher die Flucht ergriffen.)
    »Ein Publikum würde sofort von gewissen Annahmen ausgehen und überzeugt sein, dass Sie unmöglich hinter den dargebotenen Illusionen stecken können«, fuhr Kara fort. »Die eine Hälfte würde sich allein auf Ihren Zustand konzentrieren, die andere Hälfte beschämt die Blicke abwenden. Und in dem Moment hätten Sie praktisch schon gewonnen… Wie dem auch sei, hier stand ich nun also zum ersten Mal vor Ihnen, und Sie saßen in diesem Rollstuhl und hatten offenbar eine Menge mitgemacht. Und ich benahm mich nicht verständnisvoll, fragte nicht nach Ihrem Befinden und sagte nicht mal ›Es tut mir Leid‹. Ich hab einfach nur gedacht, Mann, was wäre das für ein genialer Künstler. Das war ziemlich krass, und ich hatte den Eindruck, es ist Ihnen nicht entgangen.«
    Rhyme war geradezu entzückt. »Glauben Sie mir, ich kann mit Mitleid oder Samthandschuhen nicht viel anfangen«, versicherte er. »Krassheit finde ich wesentlich besser.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    Sie hob ihren Kaffeebecher. »Auf den berühmten Illusionisten, den Unbeweglichen.«
    »Taschenspielertricks könnten vielleicht zum Problem werden«, betonte Rhyme.
    »Mr. Balzac pflegt zu sagen, ein beweglicher Geist sei viel wichtiger als flinke Finger.«
    Dann hörten sie, wie die Haustür sich öffnete, unmittelbar gefolgt von zwei Stimmen. Es waren Sachs und Sellitto, die soeben den Flur betraten. Rhyme zog eine Augenbraue hoch und beugte sich zum Strohhalm seines Trinkbechers vor. »Sehen Sie mal«, flüsterte er. »Ich nenne diesen Trick
Die Vernichtung der belastenden Beweise

    »Glauben wir denn überhaupt, dass er tot ist und bei den Fischen liegt?«, fragte Lon Sellitto.
    Sachs und Rhyme sahen sich an und antworteten wie aus einem Mund: »Nein.«
    »Wisst ihr eigentlich, wie tückisch der Harlem River ist?«, fragte der stämmige Detective. »Es passiert immer wieder, dass Jugendliche dort schwimmen gehen und nicht mehr zurückkommen.«
    »Ich glaube es erst, wenn ich seine Leiche sehe«, sagte Rhyme.
    Eines jedoch machte ihm ein wenig Mut: Es gab bislang keine weiteren Berichte über einen Mord oder ein ungeklärtes Verschwinden. Die haarscharf gelungene Flucht und das Bad im Fluss hatten dem Killer vermutlich sehr zugesetzt. Da er nun wusste, wie dicht die Polizei ihm auf den Fersen war, würde er seine Anschläge vielleicht aufgeben oder zumindest eine Weile von der Bildfläche verschwinden, so dass die Verfolger Gelegenheit hätten, ihn aufzuspüren.
    »Was ist mit Larry Burke?«, fragte Rhyme.
    Sellitto schüttelte den Kopf. »Es befinden sich mehrere Dutzend Leute auf der Suche nach ihm. Dazu eine Menge Freiwilliger außerhalb der Dienstzeit, Kollegen von Polizei und Feuerwehr. Der Bürgermeister hat eine Belohnung ausgesetzt… Aber ich muss gestehen, es sieht nicht gut aus. Ich fürchte, er liegt im Kofferraum des Mazda.«
    »Der Wagen wurde noch nicht geborgen?«
    »Er wurde noch nicht mal
gefunden
. Das Wasser ist schwarz wie die Nacht. Einer der Taucher meinte, bei der Strömung könnte ein Fahrzeug mehrere hundert Meter abtreiben, bevor es den Grund erreicht.«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass er Burkes Waffe und Funkgerät hat«, warnte Rhyme. »Lon, wir sollten die Frequenz wechseln, sonst weiß er, was wir vorhaben.«
    »Sicher.« Der Detective rief in der Zentrale an und sorgte dafür, dass der Funkverkehr zum Fall des Hexers auf eine stadtweite Sonderfrequenz umgestellt

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