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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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hab den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden: Es handelt sich also um solide Leute, die wissen, was sie wollen. Ich denke, gut, mal sehen, was kommt. Kaum hatte ich mich mit der Tastatur zurechtgefunden und einen Klingelton ausgesucht, da klingelt’s auch schon. Ein Mann; betont höflich. › Na ‹ , fragt er, › wie gefällt Ihnen das Spielzeug? ‹ Ich antworte: › Das Spielzeug ist durchaus nach meinem Geschmack, sonst noch was? ‹ Er sagt: › Sie sind doch der Vertreter der Sechzehnten Abteilung im Einsatz- und Untersuchungsstab, der den Fall »Unfassbare Rächen bearbeitet?« Die Ermittlungen waren geheim, das hab ich Ihnen ja schon gesagt. Ich sage nichts und warte. Am anderen Ende sagt jemand: › Es geht um eine zeitlich befristete Zusammenarbeit. Nichts irgendwie Kriminelles. Wir haben ein gemeinsames Interesse. Wir sind ebenfalls hinter diesen Scheusalen her. Wir sollten uns gegenseitig helfen. Was wir in Erfahrung bringen, gebe ich Ihnen weiter, das dürfte Ihrer Karriere förderlich sein. Und Sie halten mich bitte ebenfalls auf dem Laufenden. Ich zahle dreihundert pro Tag plus Erfolgsprämie. ‹ Ich frage wie ein Vollidiot zurück: »Dreihundert Rubel? ‹ Er lacht: › Nein, Dollar.« Nicht zu verachten, oder?«, fragte Wolf und hob ratlos die Hände. »Ich habe einen Sohn und dann noch eine Tochter aus erster Ehe in Noginsk, die Jura studieren will. Sie können sich nicht vorstellen, was das kostet. Da braucht man Repetitoren noch und nöcher. Und da kommt so einer daher und bietet dir dreihundert Bucks pro Tag! Und die Sache hat keinen Haken: Da will einer nur sein Leben retten.«
    »Wer?«, fragte Fandorin schnell und biss sich auf die Zunge. Es war noch zu früh; der Hauptmann musste noch nichts von der Liste der Verurteilten wissen.
    »Wie, wer?«, fragte der Hauptmann. »Was das für einer ist? Das weiß ich nicht, aber dass es ein dicker Fisch ist, ist sicher. Ich arbeite jetzt eine Woche für sie, stimmt’s? Und habe zweitausendeinhundert für meinen Zeitaufwand plus einen Tausender für die Kopie des Gutachtens über den Fallschirmspringer plus Tausend für meine Bekanntschaft mit Ihnen bekommen. Viertausendeinhundert Dollar, das ist ja schließlich kein Pappenstiel. Und dann auch noch den Dank der Abteilung dafür, dass ich herausgefunden habe, dass der Tote Schibjakin ist. Meinen Sie, ich habe das von Ihnen erfahren?«
    »Nein.«
    »Stimmt. Das hat mir dieser Höfliche geflüstert: Name, Adresse und sogar den Türöffnungscode. › Wir haben dort eine Durchsuchung durchgeführt«, sagt er, › wir haben nichts entdeckt, was der Rede wert wäre. Jetzt kann Ihre Spusi die Arbeit aufnehmen. ‹ «
    »Wie bitte, wer?«
    »Die Spurensicherung vom Kolobowski Pereulok. Das sind Männer, die ihr Metier verstehen. Und da sitze ich und grübele, wie ich meinen Chefs erklären soll, woher ich weiß, wer der Fallschirmspringer ist, da rufen Sie gerade an und machen mir ebenfalls Angaben zu Schibjakin. So kam eins zum anderen. Da melde ich also: Ich habe Ostankin aus freien Stücken die Maßnahme Nummer sieben (das ist die offizielle Bezeichnung für »Überwachung im Freien«) angedeihen lassen, die mich zur richtigen Adresse geführt hat.«
    »Und warum Ostankin? Das Haus ist doch in der Uliza Lyssenko.«
    Wolf lachte.
    »Damit sind Sie gemeint, Sie heißen bei uns Ostankin. Wie der Fernsehturm. Wegen Ihrer Größe. Sie stoßen bei uns auf reißendes Interesse, denn Sie sind einer der Kandidaten, den die »Unfassbaren« verurteilt, aber noch nicht umgelegt haben.«
    Das winzige Wörtchen »noch« ließ Nicholas’ Atem beinahe stillstehen. Er überlegte, ob er Wolf die Liste geben sollte oder nicht, doch ihm fiel sofort der alte Spruch ein: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
    »Der andere »Kandidat« ist der Chef meines höflichen Auftraggebers«, fuhr der Hauptmann fort. »Offenbar ein kluger Mann, der versteht, dass dieses Urteil kein Flachs ist. Und deswegen ist er nervös. Für ihn hat sich seit gestern etwas geändert. Als ich ihm von Ihrem Urteil erzählt habe – ich meine das, was wir in der Tasche des Fallschirmspringers gefunden haben –, wollte der Höfliche, dass ich mir ein Bild mache und Euch beschnuppere. Ich habe ihm ausgerichtet: ein interessanter Mann, der harmlos aussieht, sich aber offenbar verstellt. »Wir werden es schon herauskriegen«, war die Antwort. Und dann diese Staatsaktion heute. Offenbar haben die etwas über Sie in Erfahrung gebracht, was Sie mir nicht

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