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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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erzählen.«
    Der Fahnder starrte Fandorin erwartungsvoll an, doch der seufzte nur. So eine unverzeihliche Dummheit, ein Fax ohne Angabe des Absenders zu verschicken und zu meinen, das reiche. Für eine ernstzunehmende Organisation war das kein binomischer Lehrsatz, sondern gehörte zum kleinen Einmaleins. Sie hatten die Warnung erhalten und im Handumdrehen den Absender ausfindig gemacht. Ach, er hätte Valja wenigstens auf die Post schicken sollen . . .
    »Ich verstehe diese Leute«, sagte der Fahnder, der immer noch keine Erklärung bekommen hatte. »Sie sind wirklich undurchsichtig. Da kriegt jeder Angst. Wie sind Sie dem Fallschirmspringer auf die Spur gekommen? In weniger als vierundzwanzig Stunden. Und von Ihrer Leibwache hat man mir auch erzählt. Keine Stiere mit rasiertem Nacken, sondern eine flotte Nikita! Kompliment!«
    »Das ist reiner Zufall. Ich habe im Alleingang gehandelt«, sagte Nicholas finster, der sehr wohl verstand, dass der Milizionär sich schon eine Vorstellung gemacht hatte, von der er nicht mehr so einfach abzubringen sein würde.
    »Ja, klar. Und das wunderbare Fräulein mit ihrem Taekwondo ist vom Himmel gefallen, um Ihnen zu helfen, und danach auch wieder dorthin zurückgeflattert. Vielleicht sind Sie ja ein Spion, Nikolaj Alexandrowitsch? Nein, wirklich, warum nennen die Sie eigentlich Engländer?«
    Fandorin runzelte die Stirn. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Dass die Russen sich mit ihrem Verfolgungswahn an seiner Biographie festbissen!
    »Wenn ich ein Spion oder ein › dicker Fisch ‹ wäre, wie Sie sich auszudrücken belieben, dann würde ich Sie nicht um Hilfe bitten.«
    Wolf überdachte das, was er gehört hatte, und wiegte den Kopf wie der Prinz von Dänemark, der sagt: »Es gibt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als unsere Schulweisheit sich träumt, Horatio . . .«
    »Okay, ich ziehe mich da raus. Sehen Sie zu, wie Sie mit denen klarkommen. Was habe ich damit zu tun? Wenn sie noch einmal anrufen, schicke ich sie zum Teufel. Und werde natürlich vorwarnen: Wenn dem Bürger Fandorin etwas passiert, dann weiß die Moskauer Kriminalpolizei, wo sie zu suchen hat. Die werden sich allerdings einen Scheiß darum scheren. Ein solider Mann hat Sie zum Gespräch aufgefordert. Er hat Sie nicht einfach so, sondern nach allen Regeln der Kunst dazu aufgefordert. So eine Einladung schlägt man nicht aus. Das haben Sie aber getan. Und zwar in einer Form, die beleidigend ist. Jetzt wird er noch mehr Angst vor Ihnen haben. Ernsthafte Männer verstehen sich schlecht darauf, Angst zu haben und beleidigt zu sein. Sie kennen nur eine Antwort darauf.«
    Der Hauptmann griff sich mit der Hand an den Hals und machte eine ruckartige Bewegung.
    »Was s-soll ich denn tu-tu-tun?«, rief Nicki aus und stotterte vor Schreck. »Glauben Sie mir, Sergej . . . Stellen Sie sich das doch nur mal vor: Ich bin ein ganz gewöhnlicher Mann, den nichts und niemand schützt! Ich habe ein ganz normales Leben geführt, und auf einmal stecke ich in einem Albtraum, in einem wahnsinnigen Schlamassel.«
    »Ja, das kommt vor.«
    Wolf schaute Fandorin skeptisch an, entdeckte aber offenbar auf einmal etwas Neues im Gesicht seines Gesprächspartners. Die Augen des Hauptmanns zwinkerten, ein kleiner Funke leuchtete auf. Vielleicht war es auch Mitgefühl.
    »Dann gnade dir Gott. Hast du denn keinen Beschützer?«, fragte der Fahnder und runzelte mitleidig die Stirn. »Und keinen, der dich raushauen könnte?«
    Nicki schüttelte den Kopf.
    »Na, wenn du nicht lügst. . .« Wolf zuckte die Achseln. »Dann verschwinde. Lös dich in Luft auf. Mach es wie der Unsichtbare. Hast du diesen Film gesehen? Nein? Da geht es um einen Typ, der. . .«
    »Ich kenne den Roman von Wells. Was soll das denn heißen: › Verschwinde ‹ ? Ich habe eine Familie, ich muss arbeiten.«
    »Was denn für eine Familie, verfluchte Scheiße. Geh bloß nicht nach Hause oder ins Büro. Mach einen Bogen um die Orte, an denen du dich gewöhnlich aufhältst. Ruf bloß keinen an. Dein Handy kannst du wegschmeißen. Ich bringe dich jetzt hier raus, und dann löst du dich in Luft auf.«
    »Und . . . und wie lange soll das dauern?«
    Der Milizionär seufzte nur.
    »Wenn du dich schlecht versteckst, nur kurz. Komm, schreib dir eine Nummer auf. Sie ist von Tanja. Ruf morgen oder übermorgen an, aber aus der Zelle. Sag, du wärst vom Fernsehstudio. Wenn es etwas Neues gibt, sagt Tanja dir Bescheid.«
    »Ist das deine Frau?«, fragte Fandorin und holte einen Kuli

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