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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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von sich erzählen?
    Sie sah ihn prüfend an.
    Er schwieg. Sie holte tief Luft.
    »Gut. Also dann –«
    Er griff nach der Türklinke.
    »Auf Wiedersehen«, murmelte er.
    Für einen Moment spürte er noch ihren Blick im Rücken, dann verließ er mit gesenktem Kopf die Praxis.
    Während er auf dem Fahrrad nach Hause fuhr, schimpfte er sich einen Idioten. Da hatte er nun beschlossen, Ordnung in sein Leben zu bringen, und sie versuchte, ihm auf
professionelle Art dabei zu helfen. Er aber vergrößerte nur das Chaos, indem er sie für die einzige Frau auf der Welt hielt, die ihn wirklich verstand.
    Achtung, Psychofalle, dachte er.
    Sie musste ihn davor warnen, noch distanzierter zu ihm sein. In was für ein Dilemma brachte er sie nur.
    Und was wäre, wenn er sie außerhalb der Therapie kennengelernt hätte? Oder führte dieser Gedanke auch bloß in die Irre?
    Er trat noch heftiger in die Pedale.
    Jana Michels war der Meinung, dass er die Trennung von Friederike, der Mutter seiner Tochter, noch immer nicht verwunden hatte. Dabei lag das doch alles schon so weit zurück.
    Er wusste, dass Emily immer noch die leise Hoffnung hegte, er würde eines Tages wieder mit Friederike zusammenkommen. Oder war das auch für sie längst nur noch eine Illusion? Als junges Mädchen hatte sie ihn mit Fragen gelöchert, warum sie sich denn getrennt hätten. Und das war nicht so leicht zu beantworten, Tatsache war, dass Friederike eine Affäre mit einem jüngeren Mitarbeiter angefangen hatte, aber das konnte er seiner Tochter damals noch nicht erklären, mittlerweile schien sie es zu wissen.
    Niemals den Expartner schlechtmachen vor dem Kind, das war doch die Regel Nummer eins in Trennungsfällen.
    Er wollte auch nichts Böses über Friederike sagen. Im Grunde war die Trennung noch immer ein Rätsel für ihn.
    Vielleicht hatten sie sich einfach auseinandergelebt, zumindest würde er es mit dieser Antwort versuchen, wenn ihn Emily heute fragen würde. Auch sein Beruf spielte wohl
eine Rolle, als Kriminalkommissar hatte er sich oft wie ein Fremdkörper in den Kreisen gefühlt, in denen Friederike verkehrte, die schöne, kluge Friederike mit den wohlhabenden Eltern, die sie stets unterstützten, die erfolgreiche Friederike in ihrer angesehenen Buchhandlung für Kunst, Fotografie, Architektur und Urbanes Leben.
    Seine künstlerischen Ambitionen waren ja früh gescheitert, obwohl sie ihn das nie hatte spüren lassen.
    Seine Zeit auf der Schauspielschule, die zwei wenig glorreichen Anfängerjahre am Theater in der niedersächsischen Provinz – all das lag für ihn so weit zurück. Es erschien ihm wie ein verworrener fiebriger Traum.
    Ergreife einen vernünftigen Beruf, hatte sein Vater immer zu ihm gesagt.
    War das nun so vernünftig, Verbrecher zu jagen?
    Damals, als er mit seiner Jugendliebe Friederike noch Hand in Hand über den Schulhof spaziert war, existierte diese Frage nicht für ihn.
    Das Leben war so leicht und verlockend gewesen, und hieß es nicht immer, die erste Liebe sei die prägende?
    Wie gern würde er sich Jana Michels als freier, greifbarer Mann präsentieren.
    Doch er war ja nur ihr Patient. Jemand, der nachts vor Angst beinahe den Verstand verlor.
    Eine Bulle durfte nicht diese Angst haben.
    »Das stimmt nicht«, sagte sie ihm immer wieder. »Sie dürfen Angst haben. Lassen Sie es zu.«
    Was aber wäre, wenn er in einem Einsatz eine Panikattacke bekommen würde?
    Er hatte sich das schon so oft vorgestellt: Er wurde mit
einem Kollegen zu einem Tatort gerufen, jemand war in Gefahr, sie sprangen in den Wagen, er fuhr los, der Kollege setzte das Blaulicht aufs Dach, die Zeit war knapp, er trat das Gaspedal durch, aber dann geschah es: zuerst die Atemnot, dann der Schweißausbruch, schließlich der Schwindel und das Gefühl, sterben zu müssen.
    Eine Beklemmung in der Brust, die Angst vor einem Infarkt, die entsetzten Blicke seines Kollegen.
    Manchmal malte er sich das alles schon auf dem Weg zur Arbeit aus.
    Und es verfolgte ihn in seinen Träumen.
    Wenn er diese Angst nur endlich besiegen könnte.
    Er stellte sein Rad im Hof ab und stapfte die Treppen hoch. Wie ferngesteuert blieb er vor Doros Tür stehen, schon war sein Finger auf dem Klingelknopf, und ehe er es sich versah, wurde geöffnet.
    Da stand sie vor ihm.
    »Sieh an, der Bulle kratzt mal wieder an der Tür.«
    »Darf ich reinkommen?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. Schließlich nickte sie, und er trat ein.
    »Willst du ein Bier?«, fragte sie.
    Er nahm dankbar

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