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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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paar Tage später traf ich sie wieder.«
    »Wo war das?«
    »In den Neukölln-Arkaden.«
    »Wann?«
    »Am Samstagvormittag. Sie saß da. War so allein und –. Ich hab sie gefragt, ob sie mit zu mir kommen will.«
    »Und dann?«
    »Hat sie bei mir übernachtet.«
    »Wie lange?«

    »Von Samstag auf Sonntag. Und von Sonntag bis heute. Wir haben Mau-Mau gespielt.«
    Mau-Mau, durchfuhr es Trojan, Mau-Mau nennt er diese Sauereien. Sein Magen verkrampfte sich. Er konnte nicht mehr ruhig sitzen bleiben, musste aufstehen und eine Weile auf und ab gehen. Er spürte, wie ihn Moll beobachtete. Er durfte jetzt nicht die Fassung verlieren, entweder waren sie kurz vor der Auflösung, oder alles brach wieder in sich zusammen. Etwas irritierte ihn an Molls Aussagen. Das klang alles so freundlich, entweder verbarg sich hinter seiner Fassade ein mörderischer Abgrund, oder sie hatten einen verdammten Fehler gemacht und den Falschen erwischt.
    Er strich an dem Einwegspiegel vorbei, wusste, dass die Kollegen dahinter versammelt waren und das Verhör verfolgten.
    Er setzte sich wieder.
    »Was ist heute Morgen passiert?«
    »Nichts. Ich bin los und wollte der Kleinen was zum Anziehen kaufen. Hab ich dann auch getan, bei H&M und –. Mein Gott, sie hatte doch niemanden außer mir. Ihre Mutter ist tot, und zu ihrem Vater wollte sie nicht mehr zurück. Der hat sie geschlagen, ihr Vater. Und wie das ist, wenn man Schläge von seinem Vater bekommt, das weiß ich nur allzu gut. Meine ganze Kindheit über bin ich von dem Alten verprügelt worden.«
    »Langsam, Moll. Du kanntest das Mädchen nach deiner Aussage doch erst seit ein paar Tagen.«
    »Aber sie war mein Licht, meine Sonne. Mit ihr war es hell.«

    Moll zitterte. In seinen Augen schimmerten Tränen.
    »War? Hast du eben ›war‹ gesagt?«
    Moll antwortete nicht.
    »Wo ist Lene?«
    Er schluckte.
    »Ist sie tot?«, fragte Trojan leise.
    Der andere starrte ihn an.
    »Sie war bei mir zu Hause, als ich ging. Wo sie jetzt ist, weiß ich nicht.«
    »Hast du ihr was angetan?«
    »Nein.«
    »Was ist mit dem Vogel?«
    »Was für ein Vogel?«
    Trojan stieß die Luft aus.
    »Wir haben einen ausgeweideten Vogel in deiner Wohnung gefunden. Er ist von der gleichen Art, der sich auch auf dem Leichnam von Coralie Schendel befand.«
    »Ich kenne keine Coralie Schendel.«
    »Wie kommt der Vogel in deine Wohnung?«
    Molls Gesicht verzerrte sich.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Komm schon, Moll, alles spricht gegen dich. Lene Halldörfer hat heute Morgen bei der Notrufzentrale angerufen. Aus deiner Wohnung. Sie hatte Angst, große Angst. Sie brauchte Hilfe. Und jetzt ist sie verschwunden. Nur dieser tote Vogel liegt da in deiner Badewanne, eingewickelt in eine Mädchenunterhose. Was soll ich davon halten?«
    Moll sah ihn an.
    »Ich weiß nichts von einem Vogel.«
    »Ein letztes Mal: Wo ist die Kleine?«

    Trojan ließ plötzlich wieder die Faust auf den Tisch knallen. Dann langte er hinüber und packte Moll am Arm.
    »Moll, wenn du mir jetzt verrätst, wo die Kleine ist, hast du noch eine winzige Chance. Denk an das, was ich dir über Staatsanwalt Reuss gesagt hab. Oder soll ich vielleicht einen meiner Kollegen hereinbitten? Es gibt nämlich noch andere Methoden als meine, weißt du? Nur könnten die dir sehr weh tun. Möchtest du das, Moll? Es gibt Kollegen hier im Revier, die verachten Menschen wie dich. Menschen, die kleine Mädchen mit nach Hause nehmen. Menschen, die sich an Kinderwäsche ergötzen. Es gibt Kollegen hier, die können sehr, sehr wütend werden, wenn sie es mit jemandem wie dir zu tun haben. Ich möchte auf jeden Fall verhindern, dass du Schmerzen erleiden musst. Auch dafür ist dieses Vorgespräch da, mein Freund. Um dich zu warnen. «
    Moll blickte ihn ängstlich an.
    »Ich hab der Kleinen nichts angetan!«
    Trojan seufzte und ließ von ihm ab.
    Sie schwiegen lange.
    Dann fragte der andere leise: »Könnte ich vielleicht doch ein Glas Wasser haben?«
    »Aber natürlich.«
    Trojan nickte ihm mit einem gequälten Lächeln zu, erhob sich, ging zur Stahltür, drückte auf den Signalknopf, und man ließ ihn hinaus.
    Stefanie Dachs erwartete ihn bereits im Vorraum und hielt das Glas Wasser in der Hand.
    »Dieses Schwein, dieses verdammte Schwein«, zischte er.

    »Bleib ganz ruhig, Nils«, sagte Stefanie, »ich glaub, du hast ihn bald weichgekocht.«
    »Hoffentlich.«
    Sie nickte ihm aufmunternd zu.
    »Sei tapfer«, sagte sie und reichte ihm das Glas.
    Trojan holte ein paar Mal tief Luft, dann

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