Der Federmann
Lautsprechern drang leise Musik, die den Kunden in eine angenehme Stimmung versetzen sollte.
Bei ihm half das nichts, er war zu aufgeregt.
Er schlich durch die Herrenabteilung, doch die war eigentlich nicht sein Ziel. Er musste all seinen Mut zusammennehmen, dann gab er sich einen Ruck. Er durchquerte die Damenabteilung, da waren Dessous ausgebreitet, grell geschminkte Neuköllnerinnen ließen Spitzenunterhosen durch ihre Finger gleiten und diese knappen Fetzen, G-Strings. Er wandte den Blick ab.
Schließlich hatte er die Kinderabteilung erreicht.
Er könnte sich doch wie ein normaler Vater verhalten, einer, der Wäsche für sein Kind kaufte.
Oder er war einfach ein guter Freund.
Die Wäsche war bunt und verspielt. Ein paar Mütter schoben ihre Kinderwagen an den Regalen vorbei, er war der einzige Mann hier. Würde er auffallen? Er blieb an einem Kleiderständer voller T-Shirts stehen und holte tief Luft. Zunächst musste er eine Weile auf und ab gehen, schließlich nahm er ein T-Shirt vom Bügel und betrachtete
es genauer. Es gefiel ihm nicht, zu schlicht, er wollte etwas Hübscheres finden.
Die Pastelltöne überwogen, Rot gefiel ihm oder ein unschuldiges Weiß, ein hübsches Muster sollte es haben. Er kam einer dicken Araberin in die Quere, sie hielt ein quengelndes Kind an der Hand. Ihm war, als stieße sie ihn absichtlich an, er sagte nichts, wollte um keinen Preis auffallen.
Dann war er bei der Unterwäsche.
Preisgünstig wäre eine Slippackung, fünf Stück, verschiedene Muster, doch dann ertappte er sich dabei, wie er eine Kombination aus Top und Höschen betrachtete.
Ein Mädchenkörper, dachte er, noch unberührt.
Die Wäsche lag einladend in verschiedenen Größen da.
Er versuchte sich ihre Maße vorzustellen, das war nicht leicht, er musste sich den Schweiß von den Händen abwischen. Egal welche Größe, lieber etwas knapper, dachte er, in der Kombination würde sie reizend aussehen. Auf dem Top waren Blumen, drei übereinanderrankend, die Blütenstempel lang und lockend, in einer Jugendstilart, da kannte er sich aus, schließlich hatte er früher einmal Schaufenster dekoriert, einen gewissen Geschmack konnte man ihm nicht absprechen.
Er befingerte das Höschen, auch hier waren die Blumen drauf, das war hübsch, zwei an der Seite und eine weiter unten im Schritt. Er entdeckte noch eine andere schöne Kombination, da war das Logo der Firma auf dem Po abgedruckt, und er versuchte sich vorzustellen, wie das wohl aussah, der Mädchenkörper in diesem Höschen. Er fummelte an dem Preisschild herum, das waren € 14,90 und das
Gleiche noch einmal für das Oberteil, zusammen € 29,80, eigentlich zu teuer, aber einerlei, er würde es nehmen, alle beide, das mit den Blumen und das mit dem Schriftzug auf dem Hintern.
Nun zu den T-Shirts, dachte er, die Hose könnte warten.
Konrad wühlte sich durch die Angebote, und je länger er das tat, desto besser fühlte er sich, schließlich hatte er einen Kapuzenpulli, eine Jeans und zwei T-Shirts beisammen und aus der Unterwäscheabteilung sogar noch eine Art Negligé für Kinder. Er hatte den Stoff betastet, fühlte sich wie Seide an, es empörte ihn ein wenig, dass so etwas für Kinder hergestellt wurde, war das nicht zu aufreizend?
Natürlich würde sie darin toll aussehen.
Als er sie sich darin vorstellte, durchwallte es ihn, immerhin war sie doch seine Blume.
Er stand beklommen an der Kasse. Er glaubte, die Blicke der Mütter in seinem Rücken zu spüren, und die Verkäuferin schien ihn äußerst herablassend zu bedienen.
Er bezahlte mit der EC-Karte und unterschrieb auf dem Bon. Endlich hatte er die Tüten mit seinen Einkäufen in den Händen und konnte mit der Rolltreppe hinunterfahren.
Als Konrad die nächste Rolltreppe betrat, stieß er versehentlich mit einer Frau zusammen. Sie schrie leise auf, dann sah sie ihm erschrocken ins Gesicht.
Sie hatte eine Brille auf, und ihre Haare waren verstrubbelt, schon erkannte er sie als seine Nachbarin, die Frau von gegenüber. Ihr Alter war schwer zu schätzen, irgendetwas in den Vierzigern vermutlich. Er grüßte sie selten, empfand eine merkwürdige Scheu vor ihr. Immerhin hatten
sie sich einmal kurz im Treppenhaus unterhalten, als es um einen Wasserschaden ging. Er wusste über sie eigentlich bloß, dass sie Gardebohm hieß, und das auch nur vom Klingelschild.
Er haspelte eine Entschuldigung und wollte weiter gehen.
»Herr Moll –«
Sie nur nicht weiter beachten.
Die Frau schwitzte stark. Sie
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