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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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machte eine abwehrende Handbewegung und schnappte nach Luft. Was war nur los mit ihr?
    »Man hat doch gerade erst heute Morgen –«, murmelte sie.
    Er verstand die ganze Aufregung nicht.
    Nur der Höflichkeit halber blieb er stehen. Andere Kunden drängelten sich an ihnen vorbei.
    Da wich die Gardebohm vor ihm zurück.
    »– gerade erst heute Morgen hat man Ihre Wohnung aufgebrochen.«
    Sie fuchtelte mit den Händen herum, als wollte sie jemanden um Hilfe herbeiwinken.
    Er verstand das alles nicht.
    Schließlich stammelte sie noch etwas von der Polizei.
    Dann verschwand sie in der Menge, und er war auf der Rolltreppe. Er durfte jetzt nicht länger nachdenken, musste sich beeilen. Etwas war passiert. Er wusste ja, dass das Bild von der Kleinen im Fernsehen gezeigt worden war.
    Konrad Moll spurtete die Rolltreppe hinunter, kurz darauf war er am Ausgang und endlich im Freien.
    Auf der Karl-Marx-Straße wollte er sich möglichst unauffällig
bewegen, aber dann rannte er einfach los, dabei wusste er gar nicht, welche Richtung er einschlagen sollte. Zurück nach Hause? Das könnte ein Fehler sein. Was hatte die Gardebohm gesagt? Man hatte seine Wohnung aufgebrochen? Plötzlich tränten ihm die Augen.
    Er stolperte, und dann hörte er das Heulen der Sirenen, und er sah, dass aus der Anzengruberstraße Streifenwagen auf ihn zurasten und auch aus der Erkstraße, und plötzlich waren da immer mehr Polizeiautos, und dann sprangen die Uniformierten heraus, und er sah ihre Waffen und hörte ihre Rufe, und plötzlich fühlte er sich so klein, hässlich und klein. Er wollte im Boden versinken.
    Er taumelte, schon warfen sich zwei Männer auf ihn.
    Vor ihm auf dem Asphalt lag ein Centstück. Ein Glückscent, dachte er, doch er hatte einfach kein Glück, niemals hatte er Glück.
    Dann wurden seine Arme auf den Rücken gedreht, er spürte das Metall der Handschellen, sie schnappten zu. Er hatte Schmerzen am ganzen Körper.
    Nicht weit von dem Centstück entfernt lagen die Tüten mit der hübschen Wäsche darin.
    Ob er sie wohl mitnehmen dürfte?, fragte er sich.
    Man zerrte ihn vom Boden hoch und stieß ihn in einen Wagen.
    »Meine Einkäufe«, murmelte er noch, dann schlugen die Türen zu.
     
    Er saß zusammengesunken in dem »Zimmer«. Trojan betrachtete ihn durch den Einwegspiegel. Er holte tief Luft, dann ging er zu ihm hinein.

    Innerlich zitterte er, aber er durfte sich seine Unruhe auf keinen Fall anmerken lassen.
    Sollte Lene Halldörfer noch am Leben sein, würde er bei Konrad Moll nur auf die sanfte Tour etwas über ihren Aufenthaltsort in Erfahrung bringen, davon war er überzeugt.
    Er setzte sich an den Tisch, beugte sich vor und reichte dem anderen die Hand.
    Der sah überrascht auf, reagierte aber nicht.
    »Ich heiße Nils. Dies ist ein vertrauliches Gespräch. Wie du siehst, ist niemand außer mir in diesem Raum, keine Zeugen, keine Schreibkraft.«
    »Seit wann duzen wir uns?«
    »Wie gesagt, ein vertrauliches Gespräch. Möchtest du rauchen?«
    Moll schüttelte den Kopf. Er war klein, ein wenig gedrungen, teigig im Gesicht, sein Haar war bereits schütter trotz seines noch relativ jungen Alters.
    »Willst du etwas trinken? Ein Glas Wasser?«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    Trojan räusperte sich.
    »Weißt du, manchmal hilft es, wenn man einfach mal mit jemandem sprechen kann. Ich meine, du hast viel durchgemacht in den letzten Tagen und Nächten. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht viel Schlaf abbekommen hast.« Trojan versuchte es mit einem Lächeln. »Ich kann das nachvollziehen, hab in letzter Zeit auch nicht gerade viel geschlafen.«
    Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Hast du Alpträume, Konrad? Fühlst du dich verfolgt? Hörst du vielleicht Stimmen?«
    Moll schwieg. Aber seine Augen flitzten in ihren Höhlen
hin und her. Trojan spürte, dass ihn die Schmusetaktik verwirrte. Gut so, dachte er.
    »Hier wird nichts protokolliert, okay? Nichts von dem, was du mir anvertraust, wird irgendwo vermerkt.«
    Moll rieb sich über die Stirn. Dann faltete er die Hände im Schoß, wohl um sich den Anschein von Gefasstheit zu geben, doch Trojan bemerkte die Anspannung in seinem Gesicht.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, Moll, wenn du uns verrätst, wo das Mädchen ist, setze ich mich beim Staatsanwalt für dich ein. Ich habe einen guten Draht zu ihm, musst du wissen. Und er schätzt es sehr, wenn sich ein Beschuldigter als kooperativ erweist.«
    Moll zog die Luft ein. Trojan registrierte das Zucken um seine

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