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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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»– na ja, nervös macht, verstehst du, was ich meine?«
    Michaela nickte. Sie schaute auf das Paket.
    Es stand kein Absender drauf.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«
    Michael Reiter zuckte leicht zusammen.
    »Ach, Ela, du bist wirklich durcheinander. Nimm dir das alles nicht so zu Herzen, ja?«
    »Möchtest du das Paket nicht aufmachen?«
    »Das – was?« Gesine sah sie irritiert an. »Ach so, das Paket. « Sie nahm es und zog an den Kartonlaschen. »Also, wo war ich?«
    »Bei Marc«, sagte Michaela, ohne den Blick von dem Paket zu lassen.
    Sie verspürte eine eigenartige Unruhe.

    »Richtig, Marc, er ist ziemlich groß, fast eins neunzig, dunkelhaarig und hat so eine Art sich zu bewegen, dass ich –«
    Doch da verstummte sie.
    »Was?«
    Gesine wurde bleich. Sie hatte das Paket geöffnet. Michaela konnte nicht erkennen, was darin war.
    Ihre Freundin stieß einen Schrei aus, dann ließ sie das Paket fallen.
     
    Das Gesicht von Mike Kluge war nur noch eine jämmerliche, verheulte Fratze.
    »Aber das müssen Sie mir glauben, bitte.«
    Stefanie Dachs beugte sich vor und sprach leise auf ihn ein.
    Kluge schniefte.
    Er warf theatralisch die Arme hoch, dann packte er seinen Kopf und raufte sich das Haar.
    »Ich war an dem Abend bei Sergio, ich schwöre es!«
    Trojan wandte sich vom Einwegspiegel ab. Die Luft im Nebenraum war zum Schneiden. Landsberg riss ein neues Päckchen Zigaretten auf.
    »Scheiße«, murmelte Trojan.
    Er lief auf und ab, dann blieb er dicht vor seinem Chef stehen.
    »Wie lange können wir ihn noch hier behalten, was meinst du?«
    Landsberg zündete sich eine Kippe an und inhalierte.
    »Schwer zu sagen bei der Beweislage. Für den Haftrichter ist das alles zu viel zu dünn, fürchte ich.«

    »Okay«, Trojan massierte sich die Schläfen, »fassen wir noch mal zusammen, was haben wir alles?«
    Landsberg nahm einen tiefen Zug. »Sein Freund, dieser Sander, ist sauber, würde ich sagen.«
    »Charité ist überprüft.«
    »Ja, er hat die Nacht vom vierzehnten auf den fünfzehnten Mai dort verbracht.«
    »Am vierten Mai war er abends im Fitnessstudio, bis halb elf. Auch überprüft.«
    Landsberg nickte. »Zu dem Zeitpunkt war Mike zu Hause und kann sich nur schwach an eine Soap im Fernsehen erinnern.«
    Trojan lief weiter auf und ab. »Und am Abend des vierzehnten Mai, als sein Freund in der Charité lag, will er sich mit diesem Sergio getroffen haben, seinem Liebhaber für zwischendurch.«
    »Nur blöd für ihn, dass wir den gerade nicht auftreiben können.«
    »Ja, kein Sergio, kein Alibi.«
    »Also behalten wir ihn hier«, sagte Landsberg entschlossen.
    Trojan blieb stehen. Er bemühte sich, ruhig zu atmen.
    »Hilmar«, sagte er leise, »hast du in dem Zusammenhang auch mal an Michaela Reiter gedacht?«
    Landsberg schwieg.
    »Sie gehört leider nicht zu den Kunden vom Haarspalter, auch das haben wir überprüft. Und wir gehen nun mal davon aus, dass der Täter auch zu ihr wollte.«
    »Na und wenn schon«, murmelte Landsberg.
    »Das passt aber nicht ins Muster!«

    »Ihr blondes Haar passt ins Muster, das reicht.«
    Sie schauten durch den Einwegspiegel. Kluge nagte an seiner Unterlippe. Stefanie Dachs sprach weiter auf ihn ein.
    »Gibt es eigentlich einen Praktikanten in diesem Friseursalon? «, fragte Landsberg nach einer Pause.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, erwiderte Trojan.
    »Und?«
    Er sah ihn an und verzog den Mund. »Es gibt einen, aber er hat an beiden fraglichen Abenden an einem Lehrgang in der Berufsschule teilgenommen.«
    »Hast du das überprüft?«
    »Hab ich.«
    »Und die haben keine weiteren Angestellten in diesem Laden?«
    »Fehlanzeige.«
    Wieder raufte sich Kluge das Haar.
    Landsberg trat näher an die Scheibe heran.
    »Lassen wir ihn schmoren«, murmelte er. »Einfach schmoren lassen.«
     
    Michaela Reiter sah ihre Freundin an.
    Daraufhin lehnte sie sich langsam über den Tisch und schaute auf den Boden hinab.
    Das Paket war umgefallen, sein Inhalt lag auf dem Teppich.
    Es war ein kleiner Vogel.
    Er war tot, gerupft. Er hatte nicht eine einzige Feder mehr.
    Seine Bauchhöhle war geöffnet.
    Die Gedärme quollen hervor.

    Überall war Blut.
    Nun stieß auch Michaela einen Schrei aus.
    Die beiden Freundinnen starrten sich an.
    »Was – was soll das?«, stammelte Michaela.
    »Ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung.«
    »Das ist doch –«
    In diesem Augenblick hörten sie ein Geräusch an der Wohnungstür.
    Sie erstarrten, lauschten.
    Es klang, als würde die Tür geöffnet

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