Der Federmann
zu tun hat. Verstehst du?«
»Ja«, sagte Trojan.
Das ist gut, dachte er.
»Na ja, also –« Stefanie rieb sich den Nacken. »Ich weiß nicht, ob uns das jetzt wirklich weiter bringt. Aber sieh dir das mal an.«
Sie reichte ihm ein Foto.
Trojan verstand nicht. Auf dem Foto waren Utensilien aus dem Badezimmerregal und ein Teil der Wanne zu erkennen.
»Nein, warte, das ist das falsche. Hier ist die Ausschnittsvergrößerung. «
Stefanie gab ihm ein anderes Foto.
Trojan nahm es und sah es an. Da war eine Shampooflasche, auf der sich ein kleiner Aufkleber befand. Darauf stand in einem geschwungenen Schriftzug ein einziges Wort.
»Haarspalter«, sagte er leise.
Stefanie nickte.
Er blickte auf.
»Meine Recherchen haben ergeben, dass es sich beim Haarspalter um einen Friseursalon in der Oranienstraße handelt. Es sieht fast so aus, als wären Halldörfer und Schendel beide dort Kundinnen gewesen.«
»Hast du das schon überprüft?«
»Bisher noch nicht.« Sie lächelte verlegen. »Ich wollte es erst dir zeigen.«
Trojan verspürte ein merkwürdiges Kribbeln in den Händen.
Abrupt stand er auf und schnallte sich sein Waffenholster um.
»Gute Arbeit, Stefanie, wir fahren da sofort hin.«
Der Haarspalter war ein kleiner Laden in der Nähe vom Moritzplatz. Die Wände waren mit Alufolie und Lametta ausstaffiert, überall hingen blinkende Lichterketten. Auf einigen Borden standen kitschige Madonnenfiguren, neben einem Gartenzwerg leuchtete in wechselnden Farben ein großes längliches Gebilde auf, das an einen Dildo erinnerte.
Ein hochgewachsener junger Mann frisierte eine Kundin, die einzige im Laden.
Er begrüßte sie mit einem lässigen »Hallo«.
Stefanie stieß Trojan leicht von der Seite an.
Er folgte ihrem Blick.
In einer Ecke stand auf einem Sockel ein Käfig mit zwei Vögeln darin.
Trojan holte tief Luft. Für einen Moment hatte er die Vision
von zwei Gimpeln. Aber das war eine Täuschung, ihr Gefieder war gelb.
Wohl eher Kanarienvögel, dachte er.
»Wer ist hier der Geschäftsführer?«, fragte er.
Der Blonde machte ein ausladende Bewegung mit der Schere in der Hand und rief: »Johann, kommst du mal.«
Kurz darauf kam Johann aus dem Hinterzimmer. Er war schlank, beinahe mager und steckte in einem hautengen T-Shirt, ein Brustwarzenpiercing zeichnete sich deutlich darunter ab. Er setzte ein geziertes Lächeln auf und fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
»Trojan, Kriminalpolizei. Wie ist Ihr Name?«
Der Friseur zog die Augenbrauen hoch.
Daraufhin zückte Trojan seinen Dienstausweis.
»Johann Sander«, sagte der Friseur und warf einen Blick auf den Ausweis. »Na, da bin ich aber überrascht.«
Stefanie sagte: »Es geht um eine Kundin von Ihnen, Herr Sander. Beziehungsweise um zwei Kundinnen. Wir müssen da etwas überprüfen.«
»Oh«, machte er und stemmte die Hände in die Hüften.
»Die eine Kundin heißt Coralie Schendel«, sagte Stefanie.
Trojan musterte ihn. Er verzog keine Miene.
»Der Name sagt mir auf Anhieb nichts.«
»Schauen Sie mal in Ihrem Computer nach«, sagte Trojan.
Johann Sander warf seinem Kollegen einen Blick zu und ging hinter den Tresen.
»Worum handelt es sich denn eigentlich?«
Trojan und Stefanie schwiegen.
Er klapperte auf der Tastatur. »Ach, ja, Coralie Schendel, richtig, sie hatte einen Termin bei mir.«
»Wann war das?«, fragte Trojan.
»Freitag, 30. April. 16 Uhr.«
»Was ist mit Melanie Halldörfer?«
»Melanie wie?«
»Halldörfer.«
Trojan beobachtete ihn gespannt.
Wieder tippte Sander auf der Tastatur. Sein Kollege schaute neugierig zu ihnen herüber.
Auch von der Kundin wurden sie durch den Spiegel beäugt.
»Ja, ach ja, die Melanie, an die erinnere mich sogar noch gut. Sehr schönes Haar, lang und kräftig.«
Trojan und Stefanie warfen sich einen kurzen Blick zu.
»Wann war sie das letzte Mal hier?«, fragte Stefanie.
Sander rümpfte die Nase. »Sie durchlöchern mich ja mit Ihren Fragen!«
Dann deutete er auf den Monitor. »Hallo, da haben wir sie ja.« Er blinzelte und hielt das Gesicht näher an den Bildschirm.
»Sie hat ihren Termin kurzfristig abgesagt. Hmm. Und noch keinen neuen ausgemacht.«
»Melanie Halldörfer ist tot«, sagte Trojan. »Und Coralie Schendel auch. Sie wurden beide ermordet.«
Sander starrte ihn an. Sein Kollege ließ die Schere sinken. Der Kundin auf dem Frisierstuhl klappte der Mund auf.
»Mein Gott, das ist ja schrecklich«, murmelte Sander.
»Wo waren Sie am Abend des vierten und des
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