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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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werden.
    »Hast du nicht abgeschlossen?«, wisperte Michaela.
    Gesine stand auf. »Doch, ich bin mir sicher, dass ich –«
    Sie ging in den Flur.
    Michaela spürte, wie ihr der Schweiß den Rücken hinunterrann.
    Ihr Herz raste.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
    Da hörte sie ihre Freundin draußen im Flur leise aufstöhnen.
    Ihr wurde kurzzeitig schwarz vor Augen. Sie kämpfte dagegen an.
    Sie erhob sich, wollte nachschauen gehen.
    Da wankte Gesine Bender zurück ins Zimmer.
    Ihr Gesicht war zu einer Fratze verzerrt, der Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.
    Blut rann über ihre Wange.
    Und dort, wo ihr rechtes Auge sein müsste, war nur ein dunkler blutiger Schleim.
    Michaela wich zurück.
    »Gesine! Mein Gott! Was ist denn passiert?«

    Aber Gesine antwortete nicht.
    Sie schwankte nur. Ihr linkes Auge schien gleich aus seiner Höhle zu treten.
    Kurz darauf erschien eine Gestalt in der Wohnzimmertür.
    Sie kam langsam näher.
    Sie hatte kein menschliches Gesicht.
    Michaela Reiter riss den Mund auf.
    Sie wollte schreien, nur noch schreien.

ZWANZIG
    L andsberg zerdrückte die leere Zigarettenschachtel und schnippte sie von seinem Schreibtisch. Seit Stunden war er damit beschäftigt, sich noch einmal durch sämtliche Berichte, Tatortfotos und Vernehmungsprotokolle im Fall Schendel, Halldörfer und Fitzler zu wühlen, und jetzt gingen ihm auch noch die Kippen aus.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und massierte sich den Nacken.
    Noch am Abend zuvor war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als Mike Kluge wieder gehen zu lassen, nachdem sie diesen Sergio Parelli endlich aufgetrieben hatten.
    Der Italiener hatte Kluges Alibi bestätigt.
    Landsberg seufzte.
    Sollte er nun seine Arbeit unterbrechen, um Zigaretten zu holen, oder für heute gleich Schluss machen?
    Bei dem Gedanken, nach Hause zu fahren, schauderte ihm. Er wusste nicht, in welcher Verfassung seine Frau heute sein würde: nervös, getrieben oder völlig aufgelöst.
    Verdammte Scheiße, dachte er. Er zog wieder die Fotos der beiden toten Frauen heran und betrachtete sie lange.
    Sprecht zu mir, dachte er, gebt mir einen Hinweis. Wir brauchen eine Spur.
    Da klingelte das Telefon.

    Er hob ab und nannte seinen Namen.
    Am anderen Ende der Leitung blieb es eine Weile still.
    Dann sagte eine Stimme, die eher zu Mickymaus als zu einem Menschen passte: »Ich möchte Hauptkommissar Trojan sprechen.«
    Stimmenverzerrer, durchfuhr es Landsberg, er war schlagartig hellwach.
    »Hauptkommissar Trojan ist nicht mehr im Haus. Was wollen Sie von ihm?«
    Wieder brauchte es eine Zeit, bis die Stimme erklang.
    »Ich habe eine Botschaft für ihn.«
    Landsberg überlegte fieberhaft. Der Anruf ließ sich jetzt nicht mehr zurückverfolgen, dafür fehlte ihm die Ausrüstung.
    »Sagen Sie es mir, ich werde es ihm ausrichten.«
    Es vergingen zwei, drei Sekunden, bis Mickymaus sprach: »Katzbachstraße 78. Drittes OG. Das wird ihn interessieren. «
    Dann wurde aufgelegt.
    In diesem Moment wünschte sich Landsberg nichts sehnlicher als eine Zigarette.
     
    »Ich habe Angst.«
    Jana Michels nickte. Diesen Satz hörte sie allzu oft in ihrer Praxis.
    Sie reichte der jungen Frau die Box mit den Taschentüchern und wartete ab, bis sie sich ausgiebig geschnäuzt hatte.
    Die junge Frau zerknüllte das Taschentuch in der Hand.
    »Erzählen Sie.«

    Sie schien nach Worten zu suchen. Jana Michels bemühte sich, ihre Ungeduld zu verbergen.
    Endlich begann die Patientin stockend: »Es fängt schon an, wenn ich mich der U-Bahn-Station nähere. Nein, eigentlich noch früher. Ich mache mich morgens zurecht, um zur Arbeit zu fahren. Und da schlägt mir das Herz so schnell. Ich hab Angst, es könnte zerspringen. Aber noch schlimmer wird es, wenn ich die Treppen zum U-Bahn-Schacht hinuntergehe.«
    »Haben Sie das alles aufgeschrieben?«
    »Aufgeschrieben?« Die junge Frau schaute sie fragend an.
    »Ich habe Sie doch gebeten, ein Protokoll zu führen.«
    »Ja, das ist –«
    »Wissen Sie, das hilft, wenn Sie Schritt für Schritt notieren, wie, wo und wann die Angst kommt.«
    »Ja, gut, ich schreibe ein Protokoll.«
    Jana Michels rieb sich über die Stirn. Mist, dachte sie, jetzt hab ich sie unterbrochen. Das war nicht gut.
    Sie schlug die Beine übereinander und warf einen Blick auf die Uhr vor ihr auf dem Tisch. Es war Viertel vor acht. Gleich wäre die Sitzung beendet, und dann würde Trojan kommen. Sie hatte nun schon seit geraumer Zeit an ihn gedacht und konnte sich einfach nicht auf das

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