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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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noch den grünen Knopf betätigen. Ihre Fingerspitze suchte.
    Oben links, ja, oben links war der grüne Knopf.
    Sie drückte drauf.
    Da kam der Schmerz. Die Gestalt legte ihre Hand auf ihre Wange, und Jana spürte, wie die Rasierklingen sich in ihre Haut gruben. Das Blut schoss hervor.
    Sie schrie auf.
    Sie wich zurück, aber da war die Wand, ihr Hinterkopf stieß dagegen.
    In diesem Moment hörte sie es. Es war die automatische
Ansage. Sie war deutlich aus dem Handy in ihrer Jackentasche zu vernehmen.
    »Guten Tag, Sie sind verbunden mit der Mailbox von …«
    Und dann folgte Trojans Stimme, laut, viel zu laut, auf einem Chip gespeichert. Er nannte seinen Namen.
    Die Gestalt hielt inne.
    Jana wich zur Seite aus, doch es war zu spät. Der andere hatte es auch gehört.
    »Bitte sprechen Sie Ihre Nachricht nach dem Tonsignal«, sagte die automatische Stimme.
    »Ein Vogel!«, stieß sie hervor.
    Da packte er sie. Sie spürte die Rasierklingen auf ihrer Brust und am Hals. Er zerrte an ihrer Jacke, und schon hatte er das Handy hervorgeholt.
    Er ließ es fallen.
    Er trat zu.
    Er trug schwere Stiefel.
    Sie hörte das Knacken unter den Sohlen. Dann schob er die zerbrochenen Einzelteile mit der Stiefelspitze zu ihr hin.
    Jana starrte auf den Boden.
    »Nils Trojan, ja? Das war ein Fehler«, sagte er mit seiner Roboterstimme.
    Sie spürte, wie das Zittern wiederkam, und sie schluchzte auf. Ihre letzte Chance, vertan.
    »Sei kein böses Mädchen, Jana. Sei brav.«
    Und wieder umklammerte sie sein Griff, und die Rasierklingen bohrten sich in ihre Haut.
    Sie schrie, aber er presste ihr die Hand auf die Lippen, und sofort schoss das Blut daraus hervor.

    »Nun komm. Die Überraschung wartet auf dich.«
    Er warf sie herum und stieß sie vor sich durch den Flur.
    »Komm schon.«
    Sie tappte über die toten Vögel. Es war weich und glibberig unter ihren Schuhsohlen. Jeder Schritt verursachte ein schmatzendes Geräusch.
    Und dann stieß er sie in ein Zimmer. Die Vorhänge waren zugezogen. Der Lichtkegel der Nachttischlampe war auf das Bett gerichtet.
    Da lag eine Frau.
    Sie war nackt und blutüberströmt.
    Die Frau stöhnte leise.
    Und Jana erkannte, wer es war.
    Ihr Kopf war beinahe kahl. Nur ein paar letzte blonde Haare standen von ihrem Schädel ab.
    Jana suchte ihren Blick, doch sie fand ihn nicht.
    Ihre Augen waren ausgestochen.
    Wieder stöhnte die Frau leise, ein leichtes Zucken durchfuhr ihren Körper.
    »Nein«, wimmerte Jana, »nein, nein.«
    Und dann rief sie ihren Namen. Und ihr war, als würde Franka versuchen, den Kopf in ihre Richtung zu bewegen. Doch es gelang ihr nicht.
    Er hielt sie fest umklammert.
    »Schau hin«, sagte er. »Schau genau hin.«
    Jana vernahm das Ratschen, als die Rasierklingen den Stoff ihrer Jacke aufrissen.
    »Franka«, sagte sie mit erstickter Stimme, »oh, mein Gott, Franka.«
    Sie hörte das verzerrte Lachen unter der Maske.

    Sie musste Hilfe holen.
    Sie durfte das nicht zulassen.
    All das durfte nicht geschehen.
    Er stieß sie auf einen Stuhl.
    »Schau genau hin, Jana. Schau, was jetzt passiert.«
    Und sie sah, wie er das Messer hervorholte. Es war lang. Und sie sah die Schere in der anderen Hand. Sie schaute auf das Haar von Franka und auf ihre Kopfverletzungen, und sie wimmerte, das Blut trat aus ihren Wunden.
    Erster Stock, dachte sie, der Vorhang, dahinter das Fenster. Ich muss es wagen.
    Ich muss mich hinausstürzen.
    Er nahm Messer und Schere und hockte sich auf das Bett.
    Jana sprang auf.
    Doch da war er schon wieder bei ihr. Sie spürte das Messer an ihrer Kehle.
    »Aber nein, Jana«, sagte er, »so geht das nicht. Du musst stillhalten. Hörst du? Ich will, dass du dich nicht bewegst.«
    Er ließ von ihr ab, legte Messer und Schere weg, beugte sich über eine Tasche und holte etwas daraus hervor.
    Jana schluchzte auf.
    Sie erkannte die Spritze in seiner Hand.
    Sie stürzte zum Fenster hin, zerrte an dem Vorhang.
    Doch dann kam der Schmerz wieder, die Rasierklingen fuhren über ihren Rücken, und schon drehte er sie zu sich herum, und das Messer, das aus seiner Maske ragte, traf sie im Gesicht.
    Sie zuckte mit einem Aufschrei zurück.
    Dann spürte sie, wie er ihr die Spritze in den Hals stach.
    »Nein«, wimmerte sie, »nein.«

    Schon kurz darauf schien alles um sie herum unter einem Schleier zu versinken. Ihre Glieder wurden schwer, entsetzlich schwer.
    Er schleppte sie zum Stuhl, und sie sank einfach hin.
    Ihr war schwindlig.
    Doch sie verlor nicht das Bewusstsein.
    Sie musste mit

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