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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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waren vorgeschoben. Da erkannte Trojan, dass er es mit Janas Kollegen zu tun hatte.
    »Was machen Sie denn hier um diese Zeit?«
    »Ich wohne hier, über der Praxis.«
    »Machen Sie auf, schnell!«
    »Warum?«
    »Aufmachen, das ist ein Befehl!«
    Der Psychologe musterte ihn, rührte sich nicht.
    Trojan hielt ihm seinen Dienstausweis hin.
    Da sagte der andere: »Sie sind doch ein Patient von Jana, nicht wahr?«
    Trojan ballte die Hand zur Faust.
    »Aufmachen jetzt! Und keine Fragen mehr!«
    Endlich fingerte er einen Schlüsselbund hervor.
    »Wissen Sie, wo Jana Michels im Moment ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
    »Am Freitag, denke ich.«
    Er ging an ihm vorbei und schloss die Tür auf. Dabei ließ er ihn nicht aus Augen.
    Trojan schob ihn zur Seite und stürmte in die Praxis. Auch die Tür zu Janas Sprechzimmer war abgeschlossen.
    »Haben Sie dafür auch einen Schlüssel?«
    Der Psychologe nickte, kam langsam näher.
    »Wie heißen Sie?«

    »Brotter. Doktor Gerd Brotter.«
    »Schön, Herr Brotter, würden Sie sich bitte etwas beeilen. «
    »Hat sie denn etwas angestellt?«
    Trojan schnaufte. »Möglicherweise ist sie in Gefahr.«
    »In Gefahr?«
    »Herrgott, machen Sie endlich die Tür auf, oder ich trete sie ein.«
    »Schon gut, schon gut«, murmelte Brotter und suchte an seinem Schlüsselbund.
    »Haben Sie denn überhaupt die Befugnis –?«
    »Schnauze halten und Tür aufmachen«, zischte Trojan.
    Brotter hob die Augenbrauen. Endlich hatte er aufgeschlossen.
    Trojan eilte in das Sprechzimmer. Auf dem Schreibtisch befanden sich ihr Laptop und ihr Terminkalender. Er blätterte mit einer Hand darin und fuhr gleichzeitig den Computer hoch. Das Kennwort wurde verlangt.
    Brotter war in der Tür stehen geblieben und beobachtete ihn.
    »Sie haben nicht zufällig das Passwort von Frau Michels? «
    »Natürlich nicht.«
    Trojan probierte es mit ihrem Vornamen, nebenbei überprüfte er den Terminkalender. Unter Samstag, zweiundzwanzigster Mai fand er keinen Eintrag. Das wunderte ihn nicht, schließlich handelte es sich ja bei ihrer Patientin wohl um einen Notfall.
    »Error«, meldete der Computer. Er gab ihren Nachnamen auf der Tastatur ein, dann beide Namen in Verbindung,
schließlich versuchte er es mit Kürzeln, doch jedes Mal wurde ihm angezeigt, dass das Passwort nicht stimmte. Wenn er nun die Spezialisten vom Revier beauftragen würde, ginge wieder wertvolle Zeit verloren.
    Er dachte angestrengt nach.
    »Was wollen Sie eigentlich an ihrem Computer?«, fragte Brotter misstrauisch.
    Trojan sah kurz zu ihm auf, ohne zu antworten.
    Dann schaute er auf die Abbildung über dem Eingabefeld. Es war keines der vom Betriebssystem vorgeschlagenen Bilder, sondern eines, das sie wohl selbst eingefügt hatte. Es zeigte zwei Muscheln am Strand.
    Er gab das Wort »Muschelstrand« ein.
    Wieder nichts.
    Im Internet hatte er einmal gelesen, dass eine Sicherheitsfirma 32 Millionen Passwörter ausgewertet hatte, die bei einer Panne ungewollt veröffentlicht worden waren. Dabei hatte sich überraschenderweise herausgestellt, dass die Zahlenfolge 1-6 das meistverwendete Passwort war. Zugegeben, kein besonders sicheres, aber vielleicht war Jana nichts Besseres eingefallen.
    Er gab die Zahlenkombination ein.
    »Error.«
    Das zweithäufigste Kennwort lautete dem Artikel zufolge schlicht: »Passwort«.
    Er versuchte es.
    Es klappte. Der Computer fuhr weiter hoch. Er atmete auf.
    Kurz darauf hatte er die Dateien vor sich und öffnete einen Ordner, auf dem »Patientenverzeichnis« stand.

    Er holte tief Luft. Es war eine ellenlange Liste. Auch wenn er die männlichen Vornamen außer Acht ließ, waren es noch immer zu viele Möglichkeiten.
    Konzentrier dich, dachte er, streng dich an.
    Er nahm einen Stift und einen Zettel und schrieb sich die Patientinnen heraus, die am jüngsten waren. Er strich einige wieder durch, bei denen die Therapie offenbar schon länger zurück lag.
    Es waren noch immer zweiundzwanzig Frauen, die in Frage kamen.
    »Wie viele Patientinnen von Jana Michels sind blond?«, fragte er Brotter.
    »Wie bitte?«
    »Denken Sie nach, Mann, helfen Sie mir! Ich suche eine blonde Patientin von ihr. Auffälliges dichtes blondes Haar.«
    Und jung, dachte er.
    Da gab es eine 28-jährige, eine 27-jährige und eine 25-jährige.
    »Es sind schon ein paar blond«, sagte Brotter. »Aber ich kenne sie nicht alle mit Namen. Schließlich sind es nicht meine Patientinnen.«
    Dieser Idiot, dachte

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