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Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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Kommissariat und forderte einen Zeichner an. Dann bat er Dennis Holbrecht und Max Kolpert, mit den Befragungen im Haus fortzufahren.
    Als er wieder in der Wohnung von Franka Wiese war, nahm ihn Landsberg zur Seite.
    »Wir haben einen Stiefelabdruck.«
    »Und?«
    »Ziemlich deutliches Profil. Wir gleichen das mit unserer Datenbank ab.«
    »Okay.«
    »Diesmal hat der Kerl Fehler gemacht.«
    Trojan sah ihn schweigend an. Er dachte an Jana.
    Als hätte Landsberg seine Gedanken gelesen, fragte er ihn: »Nils, wer ist diese Frau, die dich angerufen hat? Ich brauche mehr Einzelheiten.«
    »Also gut.«
    Und dann kamen die Sätze aus ihm heraus, als müsste er eine weitere Tote zu Protokoll geben: »Jana Michels, 36 Jahre alt, Psychotherapeutin, wohnhaft Akazienstraße 41 in Schöneberg. Ich war schon in ihrer Wohnung und in ihrer Praxis in der Crellestraße 34. Ich hab mir dort ihren Computer geschnappt, um an die Adresse der Patientin heranzukommen. Der Computer ist unten in meinem Wagen, unsere Experten müssen ihn noch auswerten.«

    »Okay, jetzt verrate mir eines, hat diese Jana Michels –«
    Landsberg brach ab.
    Trojan senkte die Stimme. »Ich weiß, was du sagen willst, ja, sie ist blond, festes blondes Haar, und unser Täter –« Er ballte die Hand zur Faust. »Sie passt in sein Profil.«
    Landsberg nickte schwach.
    »Möglicherweise hat ihn endlich jemand erkannt. Eine Frau aus dem zweiten Stockwerk kann eine vage Beschreibung von einem Typen abgegeben, der gegen zehn Uhr abends eine Frau am Arm aus dem Haus führte. Sie sah reichlich mitgenommen aus. Wahrscheinlich hat er sie unter Drogen gesetzt.«
    »Endlich ein Hinweis.«
    »Der Phantomzeichner ist unterwegs. Sie gingen Richtung Karl-Marx-Straße. Er trug eine Ledertasche, mehr weiß sie nicht.«
    »Kein Auto? Ein Kennzeichen?«
    Trojan schüttelte den Kopf.
    »Er setzt sie vermutlich unter Drogen und führt sie aus dem Haus«, murmelte Landsberg. »Aber warum weicht er von seinem Muster ab? Er verschleppt sie. Warum?«
    Er hat noch etwas mit ihr vor, dachte Trojan.
    Er wagte sich nicht auszumalen, was das war.
    »Sie scheint etwas Besonderes für ihn zu sein«, sagte er leise.
    Landsberg schaute ihn an.
    »Steht sie dir sehr nahe?«
    Trojan rührte sich nicht. Dann nickte er.
    Landsberg sagte: »Das kann kein Zufall sein, dass sie den Anruf von ihrer Patientin erhielt.«

    »Ja, das ist auch meine Theorie. Er hat sie bestimmt hierhergelockt. «
    »Er lässt sie zuschauen, wie er sich über Franka Wiese hermacht.«
    Trojans Gesicht verzerrte sich unwillkürlich.
    »Und dann verschleppt er sie.«
    Er kämpfte gegen einen Schwindel an.
    »Gib mir eine halbe Stunde Zeit, Hilmar, ich muss mich mal sammeln. Ich brauche irgendeinen Anhaltspunkt. Ich muss sie doch finden.«
    »Wir werden sie finden, Nils.«
    Sie blickten sich an.
    »Gut, geh für einen Moment an die frische Luft.«
    In Trojans Kopf schwirrten die Gedanken.
    Sie hatten viel Zeit verloren.
    Verdammt viel Zeit.
     
    Zuerst wollte er sich in seinen Wagen setzen, um in Ruhe nachdenken zu können, aber dann ging er einfach immer weiter.
    Er bog in eine Seitenstraße, überquerte die Hermannstraße, und mit einem Mal war er in der Hasenheide. Allmählich brach die Morgendämmerung herein, und die ersten Vögel begannen zu singen.
    Ein Vogel!
    Wieder dachte er an ihren panischen Ausruf am Telefon.
    »Jana, ich werde dich finden. Wo immer du bist, ich hol dich da raus«, murmelte er vor sich hin.
    Schließlich verließ er den Parkweg und ließ sich einfach ins Gras fallen, streckte Arme und Beine aus und starrte in
den Himmel. Der Mond war blass, Wolken zogen an ihm vorüber. Er versuchte sich zu konzentrieren. Trotz seiner Angst um Jana musste er sich für einen Moment entspannen, damit die Gedanken besser fließen konnten.
    Zwei Dinge, dachte er, ich muss zwei Dinge miteinander verknüpfen. Jemand hat etwas gesagt, etwas Wichtiges, aber es klang völlig beiläufig.
    Und da war noch etwas. Vielleicht war das der Schlüssel.
    Ihm fielen kurz die Augen zu, die Bilder rasten an ihm vorbei. Da war Lene, sie hockte auf dem blutbefleckten Bett, und er reichte ihr die Hand, und dann war er wieder in dem Treppenhaus in der Pflügerstraße, wo der Vogel verzweifelt mit den Flügeln gegen die Fensterscheibe schlug, immer und immer wieder.
    Und dann sah er Jana vor sich, er saß bei ihr in der Praxis, sie sprach leise zu ihm: »Du darfst Angst haben, Nils, lass es zu.« Dabei hatte sie ihn doch nie geduzt.
    Er zog sich

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