Der Federmann
merkwürdig.«
»Was?«
»Sie lebte schon seit drei Jahren dort.«
Scheiße, dachte er. Passt nicht ins Bild.
»Egal«, sagte er, »wir haben drei Treffer, das könnte reichen. «
»Was soll ich jetzt tun?«
»Ruf den Freund der Schendel an. Schnell. Frag ihn, ob er weiß, wie sie an ihre Wohnung gekommen ist, über einen Makler oder eine Hausverwaltung.«
»Mach ich, bleib dran.«
Trojan preschte bei Rot über die Kreuzung am Hermannplatz.
Es dauert zu lange, dachte er, uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Wenn nicht alles längst zu spät ist.
Schließlich hörte er Stefanies Stimme am Telefon: »Er geht nicht ran.«
»Versuch es weiter.«
Er raste mit dem Wagen den Kottbusser Damm entlang.
»Was ist los, Stefanie, warum klappt das nicht?«
»Er hebt nicht ab. Ich hab es auch schon unter seiner Nummer in London versucht, aber auch dort meldet sich keiner.«
»Scheiße.«
Trojan stieß die Luft aus.
»Gib mir seine Adresse hier in Berlin.«
Er hörte das Tastengeklapper.
»Achim Kleiber, Köpenicker Straße 180.«
Trojan bog mit quietschenden Reifen in die Skalitzer Straße ein. »Okay«, sagte er, »halt dich bereit.«
Sie legten auf.
Etwa fünf Minuten später hielt er vor dem Haus in der Köpenicker Straße. Er klingelte Sturm bei Kleiber.
Nach einiger Zeit wurde ihm geöffnet.
Er stürmte die Treppen hinauf.
Kleiber stand in der Wohnungstür. Er war bleich.
»Tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe.«
Es brauchte eine Weile, bis Kleiber ihn erkannt hatte.
»Ich schlafe eh nicht mehr, seit –, seit sie –«
Seine Stimme brach.
»Herr Kleiber, das ist jetzt äußerst wichtig, bitte denken Sie genau nach. Wie ist Coralie Schendel an ihre Wohnung in der Wrangelstraße gekommen?«
Kleiber bat ihn mit einer Geste herein.
Trojan betrat die Wohnung und bemühte sich, ruhig zu atmen. Am liebsten hätte er die Antwort aus ihm herausgeschüttelt, aber Kleiber wirkte wie betäubt. Wahrscheinlich nahm er noch immer Beruhigungsmittel.
»Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich.
»Bitte, denken Sie nach. Es ist wichtig.«
Wieder hörte Trojan in Gedanken Lenes Stimme, wie sie zu ihm sagte: »Muss ich denn schon wieder umziehen? « Und er dachte an die Worte von Michaela Reiter: »Ich wohne ja noch nicht lange hier.«
Es war nur ein vager Anhaltspunkt, vielleicht aber auch eine heiße Spur.
Er blickte Achim Kleiber flehend an.
»Bitte, es geht um ein weiteres Menschenleben. Sie müssen sich erinnern. Hat sie die Wohnung über eine Bekannte gefunden, war es durch eine Annonce in der Zeitung, oder lief es über das Internet? Sie war doch erst vor kurzem dort eingezogen.«
»Das Internet, ja. Jetzt fällt es mir wieder ein.«
»Musste sie eine Maklergebühr bezahlen?«
Achim Kleiber rieb sich über seine Bartstoppeln.
»Das hat sie einmal erwähnt, ja. Es passte ihr nicht, sie hat über diese üble Abzocke geschimpft und –«
Er brach ab, seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Ich weiß, das ist alles sehr schmerzlich für Sie, aber bitte denken Sie nach. Können Sie sich noch an den Namen der Maklerfirma erinnern?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube, es war eine Firma, die sich auf diese Gegend hier spezialisiert hat.«
Trojan wählte die Nummer von Stefanie im Kommissariat.
»Stefanie, gib mir die Namen der Maklerfirmen, die auf Kreuzberg und Neukölln spezialisiert sind.«
»Ich hab hier schon eine Liste sämtlicher Makler in Berlin vor mir«, sagte sie.
Gut, dachte er, sie ist schnell, das ist sehr gut.
»In Frage kommen könnten Habermann, Krüger, Redzkow oder Jung.«
Trojan wiederholte die Namen laut und sah dabei Kleiber gespannt an.
»Redzkow war es«, sagte Kleiber.
»Ganz sicher?«
»Ja. Jetzt weiß ich wieder, dass sie auf die Firma Redzkow geschimpft hat. Die haben eine fette Provision kassiert.«
»Danke«, sagte Trojan, und schon war er zur Tür hinaus.
»Stefanie«, sprach er unterwegs ins Handy, »jetzt such mir bitte das Kinderheim raus, in dem Lene untergebracht wurde.«
»In Ordnung, ich ruf dich gleich zurück.«
Trojan war wieder auf der Straße, stieg in den Wagen und fuhr in Richtung Görlitzer Park.
Sein Herz hämmerte. Wieder dachte er an Jana. Er rechnete aus, wie viele Stunden sie nun schon in den Händen des Täters war. Er wagte sich nicht auszumalen, was sie gerade durchmachen musste.
Das Handy läutete, er hob ab.
»Die im Heim machen Schwierigkeiten«, sagte Stefanie. »Soll ich dich mit der Erzieherin verbinden, die den Nachtdienst
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