Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Federmann

Der Federmann

Titel: Der Federmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
Vom Netzwerk:
Trojan.
    »Hat Jana mit Ihnen über eine Patientin gesprochen, die in letzter Zeit besonders nervös war?«
    Brotter legte die Stirn in Falten.
    »Nicht dass ich wüsste. Wir sind sehr diskret, was unsere Patienten anbetrifft.« Und süffisant fügte er hinzu: »Stellen Sie sich nur vor, sie würde mir etwas von diesem Polizisten erzählen, der regelmäßig zu ihr in die Praxis kommt.«
    Trojan warf ihm einen eisigen Blick zu.

    Dann wählte er auf seinem Handy die Nummer der 25-jährigen Patientin. Lange Zeit ertönte nur das Freizeichen. Komm schon, komm schon, dachte er, heb ab.
    Schließlich meldete sich eine verschlafene Stimme.
    »Hallo?«
    »Ist da Paola Zietlinksi?«
    »Ja.«
    »Sind Sie in Ordnung, Frau Zietlinksi?«
    »Wie bitte?«
    »Geht es Ihnen gut?«
    »Wer sind Sie?«
    »Trojan, Kriminalpolizei. Ich will mich nur vergewissern, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist. Haben Sie –?«
    Es wurde aufgelegt.
    Okay, dachte er, sie war es nicht.
    Er wählte die Nummer der 27-jährigen Patientin.
    »Sagt Ihnen der Name Franka Wiese etwas?«, fragte er Brotter.
    Der Psychologe schwieg.
    Dann sagte er: »Möglich, dass Jana diesen Namen einmal erwähnt hat.«
    »Ist sie blond?«
    In diesem Moment ertönte ein Signalton aus dem Handy, und eine automatische Ansage meldete sich: »Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar.«
    Trojan unterbrach die Verbindung, steckte das Handy ein, klappte den Laptop zu und klemmte ihn sich unter den Arm.
    »Ob sie blond ist?«, fragte er.
    Brotter schaute ihn an.

    Trojan stieß die Luft aus und eilte an ihm vorbei.
    Er war bereits an der Praxistür, als ihm der Psychologe hinterherrief: »Ich denke, ja. Eine blonde Patientin.«
    Da war Trojan längst auf der Treppe und rannte die Stufen hinab.
    Auf dem Weg in die Mainzer Straße rief er Landsberg an.
    Es war ein Uhr siebzehn in der Nacht.

FÜNFUNDZWANZIG
    D as Erste, was er sah, nachdem er die Tür aufgebrochen hatte, waren die toten Vögel auf dem Dielenboden. Dann erkannte er den schwachen Lichtschein am Ende des Flurs. Er schlich mit gezückter Waffe voran. Schließlich hatte er das Schlafzimmer erreicht. Von hier kam das Licht. Er duckte sich an der Türöffnung, streckte die Waffe aus und war mit einem Satz im Zimmer.
    Er starrte auf das Bett.
    Die Frau lag nackt vor ihm, ihr Schädel war kahl, die Augenhöhlen waren schwarz verkrustet.
    Ihr Körper war mit Striemen übersät.
    Jemand hatte mit einem Messer auf sie eingestochen.
    Das Bett war voller Blut.
    »Jana«, rief er entsetzt aus.
    Er trat langsam näher.
    Aber es war nicht Jana, es war ein anderer Leichnam.
    Er rief noch einmal ihren Namen und eilte durch die anderen Zimmer.
    Wo war sie?
    Was hatte dieser Wahnsinnige mit ihr angestellt?
    Als er hinter sich ein Geräusch hörte, fuhr er herum und riss die Waffe hoch.
    »Ruhig, ganz ruhig«, sagte eine Stimme.

    Trojan atmete schwer.
    »Ich bin’s, Nils.«
    »Hilmar.«
    Trojan ließ die Waffe sinken.
    »Bin gerade reingekommen.«
    Er holte tief Luft.
    »Was ist passiert?«
    Trojan steckte die Waffe ein und führte Landsberg wortlos ins Schlafzimmer.
    »Wer ist sie?«
    »Franka Wiese. Eine Bekannte von mir war auf dem Weg zu ihr. Und diese Bekannte hat mir auf die Mailbox gesprochen, rief mich wahrscheinlich von hier aus der Wohnung an. Sie schrie nur: ›Ein Vogel!‹ Dann war die Leitung unterbrochen. «
    »Wann kam der Anruf?«
    »Gegen halb neun. Zwanzig Uhr siebenundzwanzig, um genau zu sein. Scheiße, ich hab mein Handy zu spät eingeschaltet. Sonst hätte ich sie vielleicht noch retten können. Alle beide. Und jetzt ist eine von ihnen –. Und die andere ist –«
    Er brach ab und sah sich im Zimmer um.
    Da lag ein umgekippter Stuhl vor den zugezogenen Vorhängen am Fenster. Er erkannte die Blutspritzer auf dem Boden.
    »Ganz langsam, Nils, du meinst, hier waren zwei Frauen am Tatort?«
    Trojan nickte.
    »Eine ist mit dem Täter verschwunden.«
    »Wer ist diese Frau?«

    »Sie heißt Jana, Jana Michels. Die Tote hier war eine Patientin von ihr.«
    »Patientin?«
    »Jana ist Psychologin. Wir haben gegen halb sieben gestern Abend noch miteinander telefoniert. Sie sagte, sie sei auf dem Weg zu einer Patientin. Sie habe von ihr einen Anruf erhalten, der nach einem Notfall klang.«
    Dr. Semmler und die Kriminaltechniker trafen ein, sie trugen ihre weißen Overalls. Gerber und Krach kamen hinzu. Sie erbleichten.
    Trojan ging vor dem Bett in die Hocke.
    »Hier, sieh dir das an«, sagte er.
    Landsberg trat zu

Weitere Kostenlose Bücher