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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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erzählst du mir das?«, wollte Orkhan wissen.
    »Die Frau, die ihr in Haft habt. Ich fürchte –«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass sie unter besonderem Schutz steht, wie ich es versprochen habe. Ich hatte eine Unterredung mit dem Innenminister.«
    »Trotzdem bin ich in Sorge, dass die Gefängniswärter nicht so engagiert sind wie du.«
    »Ich habe persönlich mit dem Gefängnisdirektor geredet. Wenn ihr etwas passiert, rollt sein Kopf.«
    »Außerdem muss ich ihr wegen des Attentats auf Campbell ein paar Fragen stellen.«
    »Ich dachte, darüber wüsste sie nichts.«
    »Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, was sie weiß.«
    »Hat sie ihn getötet?«
    »Nein.«
    »Aber du glaubst, dass sie Informationen zurückhält?«
    »Ich möchte, dass sie rauskommt, Orkhan.«
    »Unmöglich. Für Gobustan ist der Innenminister zuständig.«
    »Wenn ich rausfinde, wer Campbell ermordet hat, wirst du der erste Mensch in Aserbaidschan sein, der es erfährt.«
    Orkhan antwortete nicht. Es traf zu, dass er und Mark einander im Laufe der Jahre nützlich gewesen waren, und zwar so, dass beide Seiten davon profitierten. Aber Orkhan ahnte, dass die Sache diesmal anders aussah, dass viel mehr auf dem Spiel stand.
    »Irgendwann wird sie ein Problem für euch darstellen«, sagte Mark. »Die US-Botschaft wird sich einschalten.«
    »Sie ist also Amerikanerin.«
    »Wenn die Iraner rausfinden, dass sie einen gefälschten iranischen Pass bei sich hatte, werden sie ermitteln. Und wenn sie feststellen, dass sie Kontakte zur Agency hat, werden sie vermuten, ihr hättet gewusst, dass sie für uns in Aserbaidschan spioniert und uns geholfen hat, Informationen über den Iran zu sammeln.«
    »Davon ist uns nichts bekannt.« Orkhan spürte die Migräne in seinem Hinterkopf lauern, wenn er daran dachte, dass Mark ein absoluter Mistkerl sein konnte, wenn er wollte. Der Iran machte ihm nicht solchen Kummer wie Russland oder die USA. Aber Aserbaidschan war ein kleines Land mit neun Millionen Einwohnern – der Iran hatte siebzig Millionen. Und die Iraner waren paranoid; man musste behutsam mit ihnen umgehen. Und das wusste Mark.
    »Die Iraner sind bereits darüber im Bilde, dass wir Aserbaidschan als Geheimdienstbasis nutzen und ihr uns das erlaubt, weil wir euch helfen, die Russen in Schach zu halten. Diese Sache hier wird ihrem Misstrauen Nahrung geben.«
    Orkhan biss die Zähne zusammen. »Es wäre für dein Land ebenso ungünstig wie für meines, wenn es Lieferunterbrechungen in der BTC-Pipeline gäbe.«
    »Für beide Länder gleichermaßen«, sagte Mark.
    Nach einer angemessenen Pause fügte Orkhan hinzu: »Ich möchte keine Drohungen mehr zum Thema Iran hören.«
    »Kapiert. Aber dann bleibt immer noch das Mädchen.«
    Orkhan seufzte.

17
    Mark hatte sich vorgestellt, Orkhan an diesem Punkt des Gesprächs Schmiergeld anzubieten – so etwa um die fünfundzwanzigtausend Dollar. Aber jetzt wusste er nicht recht, wie er es angehen sollte. Früher hatten die Transaktionen mit Orkhan so ausgesehen, dass Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus von den Amerikanern an die Aseris gingen und Orkhan einen Betrag, den er für angemessen hielt, oben abschöpfte.
    Aber jetzt hatte Mark keine öffentlichen Gelder im Angebot und er wusste nicht recht, wie Orkhan auf einen fetten Sack Bargeld reagieren würde. Orkhan hatte in Fragen der Ehre seine festen Regeln und manchmal fiel es Mark schwer, diese Regeln zu durchschauen.
    »Wenn es Anreize gibt, die ich meinerseits bereitstellen kann, um die Sache zu erleichtern, lass es mich wissen.« Der Riemen der mit Dollars gefüllten Schultertasche zog sich über Marks Brust wie ein Patronengurt. Um zu verdeutlichen, was er meinte, tippte er auf den Riemen und sagte: »Ich bin nicht mittellos.«
    Das entlockte Orkhan ein freudloses Lächeln. »Ich mag dich, Sava«, sagte er. »Aber du bist ein Amerikaner, wie er im Buche steht. Ihr denkt, mit einer Handvoll Dollar lassen sich alle Probleme lösen.«
    Mark verschlug es den Atem. Nach seiner Rechnung hatte Orkhan rund eine halbe Million Dollar von den Militärhilfen der Amerikaner eingesackt. Eine Handvoll Dollar, also wirklich.
    »Nur eine Überlegung.« Mark hielt Orkhans Blick stand.
    »Ich fürchte, diesmal steht es nicht in meiner Macht, deiner Bitte nachzukommen, mein Freund.«
    »Wenn es –«
    »Das ist keine Verhandlungssache.«
    Mark überlegte kurz. Wenn Orkhan sich nicht bestechen ließ, dann würde er eben die Wärter in Gobustan schmieren.
    »Tja, dann

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