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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Knöchel. Decker zog ihn hoch und sie rannten los.

13
    Vor dem letzten Ölboom hatten Prostituierte am Brunnenplatz gestanden, jetzt aber war er nur eine Verlängerung der Einkaufsstraße Nizami. Gut gepflegte Blumenbeete waren um den zentralen Brunnen angelegt.
    Mark hielt in der Mitte des Platzes kurz an. Vorn übergebeugt, die Hände auf die Knie gestützt und schwer atmend. Eine Frau mit Kopftuch, einem schwarzen, hautengen Top, Röhren-Jeans und High Heels rempelte ihn an. Mark musterte sie – sie telefonierte mit dem Handy, was ihn misstrauisch machte, aber wahrscheinlich war er nur paranoid.
    Sein Knöchel schmerzte höllisch und Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Decker, der neben ihm stand, war nicht einmal außer Atem.
    »Ich glaube, wir haben sie abgehängt«, meinte Decker.
    Mark fragte sich, ob der Schütze auf sie speziell gewartet hatte. Oder sollte er nur die Wohnung beobachten und sehen, wer auftauchte? Wenn das Ganze nur eine Zufallsbegegnung gewesen war, konnte Mark es riskieren, zurück in seine Wohnung zu gehen, zurück zu seinem Leben. Aber wenn er persönlich ein Ziel war, wenn die wussten, dass er der ehemalige Stationschef von Aserbaidschan war und Daria geholfen hatte …
    »Willst du mir vielleicht verraten, was da los ist?«, fragte Decker.
    »Keine Ahnung.«
    Decker war auch auf dem Balkon gewesen, völlig ungeschützt, direkt rechts von ihm. Hatte der Schütze einfach eine Münze geworfen, um sein erstes Opfer auszuwählen? Oder war Mark das Hauptziel?
    Mark ging alles noch einmal durch, den Laserstrahl, den Beobachtungsposten im Kura-Araksvodstroi-Wohnkomplex und das, was er im Trudeau House gesehen hatte. Alles deutete auf eine beunruhigendhohe Professionalität und gute Planung hin. Aber bei aller Professionalität, normalerweise hätte man zuerst Decker ausgeschaltet und sich dann um den schwächeren Typen gekümmert.
    Aber das hatte der Schütze nicht getan. Was hieß, er, Mark, war die Zielperson.
    Mark brauchte noch eine Minute, um wieder Atem zu schöpfen. Als Stationschef hatte er seine Zeit hinter einem Schreibtisch zugebracht. Das letzte Mal war er vor sechs Jahren im Einsatz gewesen. »Hör zu, ich muss abhauen, aber ich möchte dir dafür danken, dass –«
    »Wohin gehst du?«
    »Ich bin mir absolut bewusst, dass du mir das Leben –«
    »Wenn du mich brauchst, ich bin verfügbar. Ich kann helfen. Du bist von der CIA, oder?«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Einer von den Marines in der Botschaft. Es war nur geraten.«
    »Ich arbeite nicht mehr für die Regierung«, sagte Mark. »Das Beste, was du jetzt tun kannst, ist zur Botschaft fahren, denen sagen, was passiert ist, und dann mit dem ersten Flug die Stadt verlassen. Es ist möglich, dass du jetzt auch Zielperson bist.«
    »Ich kann auf mich aufpassen.«
    »Offensichtlich.«
    »Und ich brauche den Job.«
    Mark dachte daran, wie schnell Decker auf Peters’ Balkon reagiert hatte. Er überlegte kurz und sagte dann: »Du bist viel zu jung, um bei den SEALs auszuscheiden. Warum bist du gegangen?«
    »Ich hatte hier Chancen.«
    Mark musterte Decker und bemerkte sein Unbehagen.
    »Ich war eine Weile hier stationiert«, fügte Decker hinzu. »Habe Kontakte geknüpft.«
    »Mit wem?«
    »Eine von den Sekretärinnen in der Botschaft.« Decker sagte einen Namen, den Mark nicht kannte. »Sie arbeitet im Büro des Botschafters.«
    »Du kennst sie beruflich?«
    »Ähm, mehr persönlich, würde ich sagen.«
    »Und so hast du den Job bekommen? Weil du eine Sekretärin vom Botschafter gevögelt hast?«
    Decker zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, sie wollten erst jemanden von Xe Services. Aber ich war der Einzige, der so schnell verfügbar war.«
    »Wie lange warst du bei den SEALs?«
    »Drei Jahre.«
    »Welches Team?«
    »Fünf.«
    »Was hast du in Aserbaidschan gemacht?«
    »Trainiert.«
    »Wen, Aseris?«
    »Eigentlich darf ich nicht …«
    »Um die BTC zu bewachen?«, fragte Mark. Die BTC war die 1768 Kilometer lange Öl-Pipeline, die von Baku über Tiflis bis zum türkischen Hafen Ceyhan am Mittelmeer verlief.
    Mark erinnerte sich, dass vor einigen Jahren eine SEALs-Crew hergeschickt worden war, um eine spezielle Aseri-Marineeinheit auszubilden, die die Pipeline bewachen sollte. »Antworte nicht, wenn es das ist, was du gemacht hast.«
    Decker sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen, antwortete aber nicht.
    »Sieh dich um, John. Zieht sich irgendwer hier so an wie du?«
    Decker sagte nichts.
    »Du kannst nichts dagegen

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