Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
Vom Netzwerk:
helfen. Daher streckt er seine Fühler zu seinen Kontaktleuten in der aserbaidschanischen Regierung aus.«
    »Welche Kontakte?«
    »Wenn der Präsident möchte, dass wir diese Information dem Nationalen Sicherheitsrat zukommen lassen, müsste er eine offizielle Anfrage stellen.«
    »Unternimmt Sava Schritte, um für ihre tatsächliche Freilassung zu sorgen?«
    »Diesen Eindruck hatte ich nicht und ich wüsste nicht, was es nützen würde, selbst wenn er es könnte. Wir haben uns zwar nicht zu ihr bekannt, aber realistisch betrachtet ist ihre Tarnung aufgeflogen. Selbst wenn wir sie morgen freibekämen, könnte sie nicht weiter im Land operieren. Unterdessen ist Gobustan vielleicht nicht der schlimmste Ort der Welt, um unterzutauchen. Wenigstens ist sie dort außer Gefahr.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Sie wissen mehr als ich, Colonel?«
    »Sagen wir, ich teile Ihren Optimismus bezüglich der Sicherheit der Agentin nicht, wenn ich mir die jüngsten Ereignisse ansehe.«
    »Niemand leugnet, dass es uns ganz schön schlimm –«
    »
Wirklich
schlimm …«
    »Aber jetzt bereiten wir uns darauf vor, offensiv vorzugehen und –«
    »Sehen Sie zu, dass sie rauskommt.«
    »Wir sprechen uns in ein paar Tagen.«
    »Ich sage nur eins: Wenn Buckingham irgendetwas zustößt, dann gibt es Ärger. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden. Ich hoffe, der Direktor der Agency versteht das. Wir – und mit wir meine ich den Präsidenten«, log Amato, »lassen unsere Leute nicht im Stich.«
    Da Amatos Boss James Ellis war, der vom Präsidenten persönlich ernannte Nationale Sicherheitsberater, und weil der Präsident die nationale Sicherheit praktisch weitgehend über Ellis lenkte und Ellis wiederum die Politik des Präsidenten größtenteils durch Amato umsetzen ließ, konnte man wohl sagen, dass in Angelegenheiten, die mit dem Iran zu tun hatten, Amato tatsächlich für den Präsidenten sprach.
    Aber Kaufman ließ sich nicht so leicht einschüchtern.
    »Niemand lässt sie im Stich, Colonel. Sie ist am Leben und außer Gefahr, und wir haben die Aseris wissen lassen, dass es so bleiben soll. Wenn der Präsident andere Maßnahmen wünscht, möchte er bitte den Direktor der Agency kontaktieren. Unterdessen habe ich andere Prioritäten.«

20
    In einer weitläufigen Wüste südlich von Baku lag Mark inmitten von Schlammvulkanen in Deckung – merkwürdige kleine Kraterhügel, wie Akne im Gesicht der Wüste, die grauen Schlamm und Methan ausspuckten. Von seinem erhöhten Standort aus schaute er durch ein Zeiss-Fernglas auf eine Ansammlung von Flachbauten in der Ferne. Decker lag einen Meter rechts von ihm.
    Die Sommersonne verströmte immer noch blendend weißes Licht. Im Umkreis von Kilometern gab es keinen Schatten und der ausgedörrte Boden strahlte eine brutale Hitze ab. Jenseits des austretenden Schlamms sah Mark mit weißen Salzkristallen gepuderte Flecken, wie eine dünne Schneedecke. Die weite Landschaft war überdies mit trockenem Gestrüpp, wildem Lavendel und schwarzen Tümpeln übersät, wo das Erdöl einfach so aus dem Boden kam. Das Gefängnis von Gobustan wirkte wie eine tote Insel umgeben von einem Wüstenmeer.
    Die Straße, die zu der Haftanstalt führte, war mit Hochspannungsmasten gesäumt, Überbleibsel der Steinfabrik, die früher hier produziert hatte. Hinter dem Gefängnis lugte die untere Hälfte eines Berges hervor – die obere war weggesprengt und in Form von Kalksteinblöcken nach Baku transportiert worden. Mark wischte sich den Schweiß von der Stirn und dachte an die armen Hunde, die in dieser Fabrik für die sowjetischen Herren geschuftet hatten. Ein paar Jahrzehnte in der Hölle und dann mit vierzig in ein frühes Grab. Sein Leben war auch nicht immer nach Plan verlaufen, aber wenigstens war ihm ein solches Schicksal erspart geblieben.
    Er lenkte den Blick auf einen Punkt jenseits der Hochspannungsmasten, wo ein Tor durch den hohen Maschendrahtzaun auf das Gefängnisgelände führte.
    Um zehn nach fünf passierte ein olivgrüner Transporter, deutlich als Militärfahrzeug gekennzeichnet, das Tor. Er hatte Ähnlichkeit mit dem Wagen, in dem Mark am Vorabend abtransportiert worden war.
    »Das ist er«, sagte er.
    Sie stiegen in Marks Niva und fuhren quer durch die Wüste über Steine und Gestrüpp, bis sie vor dem Bus an einem schlecht einsehbaren Bahnübergang auf die Straße stießen. Mark wendete den Wagen in einer Staubwolke und stellte ihn kurz vor den Bahngleisen, wo die Straße schmaler

Weitere Kostenlose Bücher