Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
Vom Netzwerk:
Meinung zu sagen, diesen Worten mit schlagkräftigen Einheiten Nachdruck zu verleihen und dann zu sehen, wie die Dinge sich fügten. Gewiss, er hatte diese Grundsätze selbst nicht immer befolgt, aber wenigstens hatte er nicht als Schnüffler Karriere gemacht – wie CIA-Division Chief Ted Kaufman.
    »Danke, dass Sie sich herbemühen.« Amato umrundete seinen Schreibtisch und streckte seinem Gast die Hand entgegen. Sie befanden sich im Eisenhower Executive Office Building gegenüber vom Weißen Haus. Es war sieben Uhr, Samstagmorgens. Amato hatte die ganze Nacht wach gelegen. »Ich wurde gebeten, die Wertschätzung des Präsidenten zu übermitteln – für alles, was Sie in dieser schwierigen Zeit getan haben.«
    Kaufman war klein von Statur, hatte einen dünnen Hals, spindeldürre Arme und ein Bäuchlein, das über seinen Gürtel ragte. Amato war ihm bei den unvermeidlichen gesellschaftlichen Anlässen in Washington schon ein paar Mal begegnet. Kaufman war ihm immer als lahmer Bürokrat erschienen, der auf der CIA-Karriereleiter so hoch geklettert war, wie er konnte.
    Kaufman beantwortete einige Fragen zum Überfall auf die CIA-Station in Baku, dann sagte er: »Sie können dem Präsidenten versichern, dass wir noch heute ein Ersatzteam vor Ort haben werden. Ich habe die Personalakten mitgebracht, die Sie angefordert hatten.«
    »Soviel ich weiß, arbeiten Sie mit der forensischen Abteilung des FBI zusammen?«
    »Das tun wir. In Kürze wird ein Team in Baku landen.« Kaufman holte einen Ordner aus seinem Aktenkoffer. »Das sind die Agency-Experten, die wir einsetzen.«
    Amato griff ein wenig zu eifrig nach der Akte und begann zu blättern. Ein ehemals in Baku stationierter Agent, der von seinem Schreibtischjob in Istanbul zurückversetzt wurde; ein junger Agent – angeblich Terrorabwehrfachmann für Zentraleurasien –, der aus Usbekistan anreiste; ein stellvertretender Chief of Station aus Moskau. Die Ermittlungen sollten von der US-Botschaft in Baku aus koordiniert werden.
    Ziemlich unbeeindruckt nickte Amato, während er blätterte.
    Dann stieß er auf Darias Foto. Er beugte sich ein wenig vor, um seine Reaktion zu überspielen. »Welchen Status hat sie?«
    »Das ist die Frau, von der ich Ihnen berichtet habe, die bei Campbell war, als er erschossen wurde. Die Aseris haben sie verhaftet und in ein Gefängnis außerhalb von Baku –«
    »Verhaftet?«
    »Das habe ich von unserem Botschafter in Baku erfahren.«
    »Die glauben doch nicht etwa, sie hätte etwas mit dem Anschlag auf Campbell zu tun?«
    »Was die denken, wissen wir nicht genau.«
    »Welches Gefängnis?«
    »Gobustan. Es ist außerhalb –«
    »Ich weiß, wo es ist.«
    »Wir glauben, dass sie noch lebt – damit wäre sie unsere einzige Agentin in Aserbaidschan, die die Säuberung überlebt hat.«
    »Was unternehmen wir ihretwegen?«
    »Tja, Sie müssen wissen, dass sie unter einer inoffiziellen Tarnung operiert hat …«
    »Sie ist dennoch amerikanische Staatsbürgerin. Der Präsident –«
    »Ihrem iranischen Pass zufolge ist sie das nicht. Aber wir haben einen Ex-CIA-Mann, der sich mit den Hintergründen des Mords an Campbell beschäftigt und ihr vielleicht auch helfen kann. Sehen Sie sich die nächste Akte an.«
    Amato blätterte um und hatte das Bild eines unauffälligen Mannes vor sich – für einen Spion eine gute Eigenschaft, räumte er ein – mit braunem, grau meliertem Haar und dunkelbraunen Augen.
    »Mark Sava«, erklärte Kaufman. »Bis vor sechs Monaten war er mein Chief of Station in Aserbaidschan. Ich habe ihn überredet als externer Ermittler wieder einzusteigen.«
    Amato überflog die erste Seite von Marks Akte.
Ausbildung: Rutgers State College, New Jersey … Theatergruppe … Fulbright-Stipendium, Georgien … geboren in: Elizabeth, New Jersey … Mutter verstorben (Selbstmord), Vater …
    Savas Vater, erfuhr Amato, war gläubiger orthodoxer Christ, der in Elizabeth, New Jersey eine Tankstelle besaß. Noch einmal betrachtete Amato das Foto und stellte fest, dass Sava doch nicht so unauffällig war, wie er zunächst geglaubt hatte. Es waren seine Augen – weit auseinanderstehende Augen, die ihn ein wenig reptilartig aussehen ließen.
    Auf der zweiten Seite der Akte stand eine Liste der Länder, in denen Sava bereits operiert hatte. »Er ist ganz schön rumgekommen«, bemerkte Amato.
    »Neben den Ermittlungen im Fall Campbell habe ich ihn auch autorisiert, sein Möglichstes zu tun, um Daria Buckingham zu

Weitere Kostenlose Bücher