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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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vorübergehend als externen Ermittler engagieren. Im Gegenzug würde er die CIA über jeden Fortschritt bei seinen Ermittlungen zu den Motiven der Gewalt in Baku informieren. Zweitens: Er würde trotzdem ermitteln, aber seine Ergebnisse für sich behalten.
    »Ich hab kein Problem damit, Sie als freien Mitarbeiter zu beschäftigen«, meinte Kaufman. »Morgen trifft ein neues Agency-Team in Baku ein. Sie können mit den Leuten zusammenarbeiten.«
    »Mit einem neuen Team arbeite ich nicht«, gab Mark zurück. »Und ich brauche Geld.« Er nannte eine Zahl, die Kaufman nicht gefallen würde.
    »Wir haben nicht vor, Ihren Ruhestand zu finanzieren«, erwiderte Kaufman kühl. »Zeigen Sie in Gottes Namen ein bisschen Patriotismus.«
    »Das ist der übliche Tarif für Externe.«
    »Üblicher Tarif, dass ich nicht lache.«
    »Außerdem kommen noch meine Ausgaben oben drauf, Spesen, eine Menge Bestechungsgelder –«
    »Kommt nicht infrage.«
    »– und Zahlungen an Gehilfen. Die Summe ist übrigens eine wöchentliche Rate, zahlbar im Voraus.«
    »Welche Gehilfen?«
    »Das ist meine Sache.«
    »Nicht, wenn Sie auf meiner Gehaltsliste stehen.«
    »Machen Sie, was Sie wollen.«
    »Was ist eigentlich los mit Ihnen?«, fragte Kaufman. »Glauben Sie wirklich, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um mich zu verarschen?«
    »Ihr neues Team, das gerade anreist, spricht einer von denen Aseri?«
    Kaufman schwieg.
    »Einer dabei, der schon mal in Aserbaidschan war?« Als Kaufman auch auf diese Frage die Antwort schuldig blieb, sagte Mark: »Ich kann schlecht damit umgehen, wenn Daria und ich hier den Lockvogel spielen, während Sie ein paar Blödmänner rüberschicken, die nicht vorhaben, irgendwas zu tun, außer in der Botschaft rumzuhocken und Berichte zu schreiben, in denen steht, was ihnen die Regierung vorsetzt und was sie in englischsprachigen Zeitungen lesen. Wir können uns entweder darauf einigen, einander zu nützen, oder Sie ignorieren mich und lassen es drauf ankommen. Ihre Entscheidung.«
    Eine Weile war die Leitung wie tot. Schließlich sagte Kaufman: »Bleiben Sie dran.«
    Fünfzehn Minuten später hatte Mark seine Antwort: Die Agency akzeptierte seine Bedingungen. Nach einem Zwischenstopp bei der britischen LPM International Bank, wo er fünfzigtausend Dollar von einem CIA-Nummernkonto abhob – die Fünfhundertdollarnoten passten leicht in eine kleine Umhängetasche aus Segeltuch –, rief er noch einmal Orkhan an.

16
    Die Märtyrer-Allee, ein lang gestrecktes Freilichtmahnmal für jene Aseris, die 1990 bei Demonstrationen von den Sowjets getötet worden waren, befand sich auf einem Hügelkamm hoch über den alten Stadtmauern von Baku. Ein Turm aus Kalkstein, in dem eine ewige Flamme brannte, ragte an einem Ende des Heldenfriedhofs in die Höhe.
    Orkhan strebte zielbewusst auf die Flamme zu und legte eine rote Nelke in den achtzackigen Aseri-Stern auf dem Boden. Nach einem Moment gespielter Andacht – er hielt die getöteten Demonstranten für dumm, sie hätten einfach nur auf den Zusammenbruch der Sowjetunion zu warten brauchen –, ging er auf Mark zu und blieb etwa einen Meter von ihm entfernt stehen.
    »Das ist kein idealer Treffpunkt«, sagte er nervös.
    Die Märtyrer-Allee war nicht weit vom Ministerium für Nationale Sicherheit entfernt. Die ganze Gegend war ein Tummelplatz für russische und iranische Spione. Orkhan fragte sich, ob sie im Moment beobachtet wurden.
    Er blickte hinab auf die gelben Kräne, die den riesigen Hafen weit unter ihnen einrahmten.
    »Danke, dass du dich noch mal mit mir triffst«, sagte Mark.
    Mark, stellte Orkhan fest, trug immer noch dasselbe schmutzige Hemd, das er schon heute Vormittag angehabt hatte. Auch auf eine Rasur hatte er verzichtet.
    »Was willst du?«
    »Seit unserem Gespräch heute Morgen hat es Komplikationen gegeben.«
    Die Amerikaner waren ein blutrünstiges Volk, dachte Orkhan, als Mark schilderte, was in Leonard Peters’ Wohnung geschehen war. Noch schlimmer als die Russen. Wenn man sie aber darauf ansprach,dann leugneten sie es. Sie behaupteten, sie würden die Notwendigkeit der Gewaltanwendung bedauern, die sie gerade ausführten, und irgendeinen edlen Grund anführen, um ihr Tun zu rechtfertigen.
    Aber es gab immer Blutvergießen.
    »Baku ist eine sichere Stadt«, sagte er. »Du hast das mitgebracht.«
    »Ich habe nichts mitgebracht.«
    »Dann hat es deine Regierung getan.«
    »Wir sind diejenigen, die getötet werden, wir töten nicht selbst.«
    »Warum

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