Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
Vom Netzwerk:
könnte sich hier mitten im Wald ein Lauscher verbergen. »Also, die Sache sieht so aus – als Teil des Pipelineprojekts, von dem ich dir erzählt habe, helfen die Chinesen dem Iran bei seinem Atomprogramm.«
    »Wie sieht diese Hilfe aus?«, sagte Mark langsam.
    »Angereichertes Uran.«
    »Hoch- oder schwachangereichert?«
    »Der Großteil schwach. Vier Prozent Uran-235.«
    Verwendbar für einen Reaktor, aber nicht für eine Bombe, dachte Mark. Außerdem stellten die Iraner schon eine Menge schwachangereichertes Uran-235 selbst her. »Und der Rest?«
    »Liegt bei sechzig Prozent Uran-235, teilweise bis zu achtzig Prozent. Nicht die neunzig plus Prozent, die als waffentauglich gelten, aber –«
    »Eine Konzentration von achtzig Prozent reicht für Atomwaffen aus. Sie wären zwar nicht sehr effizient, aber sie könnten funktionieren.Ich kann nicht glauben, dass die Chinesen so verdammt skrupellos sind.«
    Aber in Wirklichkeit glaubte er es schon. Die Chinesen waren nicht davor zurückgeschreckt, im Tausch gegen Erdöl die völkermordende Regierung im Sudan zu bewaffnen oder im Tausch gegen eine Ölpipeline die geisteskranken Generäle von Myanmar zu unterstützen. Iran mit spaltbarem Material auszurüsten würde ins Bild passen.
    »Das schwachangereicherte Uran wurde unter der Bedingung geliefert, dass die Iraner damit Strom erzeugen. Dahinter stand der Gedanke, dass die Iraner zusätzliche Energiequellen brauchen, wenn die Chinesen so viel iranisches Öl kaufen.«
    »Und das hochangereicherte Uran?«
    »Angeblich zum Gebrauch in einem Forschungsreaktor und für zwei Atom-U-Boote, die Iran bauen will, um den Persischen Golf zu patrouillieren.«
    »Welche Garantien gab es, dass es nicht zum Bau einer Bombe dient?«
    »Echte? Gar keine. Die Chinesen wollen, dass Iran die Bombe baut, damit die USA und Israel es sich zweimal überlegen, ehe sie die Tankstelle Chinas angreifen. Der Bockmist über den Forschungsreaktor und die U-Boote soll nur, falls die Sache je ans Licht kommt, glaubhaft machen, die Chinesen hätten den Iranern die Bombe nicht geben wollen. Jedenfalls ist das Ende vom Lied, dass China sein Öl bekommt und die Iraner so viel hochangereichertes Uran, dass sie drei kleine A-Bomben um die zehn Kilotonnen bauen können.«
    »So klein ist das nicht«, meinte Mark. Zehn Kilotonnen waren rund zwei Drittel der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe – nicht zu vergleichen mit dem Zerstörungspotenzial moderner Atomwaffen, aber völlig ausreichend, um große Teile einer Stadt dem Erdboden gleichzumachen. »Welche Trägersysteme?«
    »Sie hätten gern was Kleines, das sich über Grenzen oder auf einem Frachtschiff schmuggeln lässt, oder besser noch auf einem Frachtflugzeug. Ein ICBM für Arme, weil ihre Langstreckenträgerraketen nichts taugen.«
    »Haben sie diese Bomben schon gebaut?«
    »Nein. Wenigstens glaube ich das nicht. Und wenn sie es versuchen, dürfte ihnen das angereicherte Uran ausgehen.« Der Schatten eines Lächelns huschte über Darias Gesicht. »Ich habe einem Physiker in Teheran geholfen, zwei Blöcke davon aus Iran herauszuschmuggeln.«
    »Mein Gott, Daria.« Du steckst da ganz tief drin, viel zu tief, war das Einzige, was Mark dazu einfiel. Ihm ging auf, dass man dasselbe von ihm behaupten konnte. »Und wo ist dieses Uran gelandet?«
    »Es sollte an die Internationale Atomenergieorganisation transferiert werden. Die Volksmudschahedin wollten es benutzen, um zu beweisen, dass die Behauptung des Irans, keine Atomwaffen zu entwickeln, eine Lüge ist.«
    »Ist der Transfer an die IAEO tatsächlich erfolgt?«
    »Keine Ahnung. Ich habe lediglich den Physiker und das Uran von Teheran nach Isfahan gebracht. Mein Kontaktmann von den Volksmudschahedin, den ich in Isfahan getroffen habe, sollte es außer Landes schmuggeln.«
    »Aber die IAEO hat davon nichts verlauten lassen«, stellte Mark fest.
    »Nein. Und das ist jetzt sechs Wochen her.«
    »Was vermuten lässt, dass die Uranblöcke von Isfahan aus ihr Ziel nicht erreicht haben. Du hast den Iranern eine Ladung Uran geklaut und jetzt ist es verschwunden.«
    »Ja, stell dir vor, da bin ich auch schon drauf gekommen.«
    »Hast du schon die Führung der Volksmudschahedin kontaktiert?«
    »Heute hab ich schon zehnmal versucht, meinen Onkel zu erreichen. Er geht nicht ran und ruft auch nicht –«

43
    Mark hob die Hand und Daria verstummte, als das Rotorengeräusch wieder einsetzte.
    Als sie es aus der Ferne lauter und leiser werden hörten, sagte Decker:

Weitere Kostenlose Bücher