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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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ein Jahr.«
    »Und vorher?«
    »Angeblich hat er in Teheran im Teppichexport gearbeitet und sein Bruder ist vom Regime hingerichtet worden, weil er Demonstrationen organisiert hat. Yaver hatte Geld, mit dem er Widerstandsoperationen finanzierte. Vermutlich war das der Grund, warum wir nicht so misstrauisch waren, wie wir hätten sein sollen.«
    Decker hatte nun auch den zweiten Notverband angelegt und zog den Knoten ruckartig fest, sodass die Binde stramm um Yavers Taille lag. Wieder stöhnte er.
    Mark beugte sich über ihn. »Yaver! Hörst du mich!« Er schlug ihn auf die Wange. »Wach auf, Kumpel. Ich muss dir ein paar Fragen stellen. Danach fahren wir dich in die Stadt und besorgen dir einen Doktor. Hilfst du uns, helfen wir dir.«
    Yaver reagierte nicht.
    »Für wen arbeitest du, Yaver? Bist bei den Quds-Brigaden, Kumpel?«, fragte Mark in Anspielung auf eine Spezialeinheit der iranischen Revolutionsgarden.
    Yaver antwortete nicht. In seinem Mundwinkel bildeten sich Speichelbläschen, während er um Luft rang. Mark tätschelte wieder Yavers Wange. »Bleib wach.«
    Für einen Moment richtete sich Yavers Blick auf Mark, dann wurde er ohnmächtig.
    Mark ließ Yaver auf den Boden sinken. »Dickschädel. Pack ihn hinten in den Land Cruiser«, sagte er zu Decker. »Und fessle ihn, nur für den Fall, dass er zu sich kommt.« Er zog Yavers Handy aus der Tasche. »Und sieh zu, ob du aus dem Ding irgendwas raus bekommst. Wenn du fertig bist, schalt es aus, damit das Signal nicht trianguliert werden kann. Beeil dich.«
    Während Daria ihn beobachtete, ging ihr auf, dass nicht nur sie Geheimnisse um ihre Vergangenheit gehütet hatte. Allmählich wurde ihr klar, dass Mark nicht einfach als CIA-Analytiker auf der Karriereleiter nach oben geklettert war. Dazu war er viel zu gelassen und selbstsicher im Angesicht der Gewalt.

41
    Mark rannte zu dem Bauernhaus. Viel Zeit blieb ihm vermutlich nicht mehr, bis die Person, mit der Yaver telefoniert hatte, anfing zu überlegen, warum es so lang dauerte, bis die Bestätigung der Hinrichtung kam.
    Daria folgte ihm zu der leuchtend blau gestrichenen Eingangstür. Mark erwog kurz, sie von Decker zum Land Cruiser abführen und an einen der Sitze fesseln zu lassen.
    »Ist da jemand drinnen?«, fragte er.
    »Keine Ahnung.«
    Die Tür führte in eine Küche, wo ein ramponierter Samowar auf einem Holztisch stand und schmutzige Töpfe sich in der Spüle stapelten. Mark durchwühlte die Schubladen und warf die Lebensmittel aus den offenen Regalen, fand aber nichts Interessantes. Dann ging er in das kleine Wohnzimmer, wo eine fadenscheinige Couch hinter einem Kaffeetisch stand, auf dem sich Öllampen, alte Zeitungen aus Baku und ein abgegriffener Band mit Gedichten von Hafis stapelten – einem gern gelesenen persischen Dichter des 14. Jahrhunderts. Die Wände waren mit dunklen, handgeknüpften Teppichen bedeckt.
    Hinter einem der Wandteppiche im Schlafzimmer entdeckte Mark eine Metalltür mit einem kompliziert aussehenden Schloss. Der Knauf ließ sich nicht drehen, also feuerte er in das Schloss und warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie gab nicht nach. Er schoss noch zweimal und trat die Tür auf.
    Eine klapprige Holztreppe führte in einen kleinen Keller mit Lehmwänden. Mark machte das Deckenlicht an. Rundum an den Wänden standen Edelstahltische.
    Auf einem der Tische lagen ein Nachtsichtgerät, ein Infrarotstroboskop und eine Digitalkamera mit einem überdimensionalen Teleobjektiv.Auf einem zweiten Tisch befanden sich verschiedene Abhörgeräte und ein Miniatur-GPS-Tracker. Auf einem weiteren ein Pistolengürtel, Munitionsschachteln, zwei 9mm-Glocks, ein kleines Arsenal bestehend aus alten Kalaschnikows, einer Heckler & Koch MP5, einigen Haftminen und einem halbwegs anständigen Imitat einer CAR-15 Maschinenpistole. Von der Decke hingen ein schwarzer Taucheranzug, Flossen, ein Tauchgerät und wasserdichte Leuchtstäbe.
    »Heilige Scheiße«, sagte Mark zu Daria, die ihm die Treppe hinunter gefolgt war.
    »Das gehört nicht den Volksmudschahedin«, sagte sie langsam. »Ich meine, wir hatten schon ein paar Waffen, aber so was – so was nicht.«
    »Wussten deine Leute in Astara, dass dieser Keller existiert?«
    »Ich jedenfalls nicht. Ich dachte, das wäre nur eine Auffangstation für Überläufer aus dem Iran. Yaver hat das alles arrangiert.«
    Mark zog einige Seesäcke unter den Stahltischen hervor, stopfte, abgesehen von ein paar ramponierten Kalaschnikows, alles hinein und

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