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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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schleppte es zum Land Cruiser.
    Yaver lag auf der Rückbank. Seine Füße und Hände waren mit Klebeband gefesselt und an die Armlehnen gebunden. Die Augen hatte er geschlossen und er rührte sich nicht. Decker fühlte seinen Puls.
    »Ist er tot?«, fragte Mark.
    Decker schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber gib ihm noch ein paar Minuten, dann ist er’s.«
    »Täuscht er nicht nur vor?«
    Decker deutete auf die Blutlache, die sich auf dem Rücksitz des Land Cruisers sammelte und auf den Boden tropfte. »Ich kann die Blutung nicht komplett stoppen, dafür kriege ich nicht genug Druck auf seinen Bauch.«
    »Mist«, sagte Mark. Plötzlich wurde ihm schwindlig. Mein Gott, was für ein Chaos, dachte er. Was für eine Welt.
    »Wir haben die Chance verpasst, ihn zu verhören«, sagte Decker. Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Er sah Daria an.
    »Ich habe getan, was ich musste«, gab sie zurück.
    »Es hatte seinen Grund, warum ich ihn ins Bein geschossen habe.«
    »Dann hast du mit dem Feuer gespielt.«
    »Lasst das«, sagte Mark.
    Er hielt seine Hand vor Yavers Mund. Der Atem des Mannes war kaum zu spüren.
    »Hör zu, Kumpel! Letzte Chance. Sag uns, wer dein Chef ist, und wir besorgen dir einen Arzt. Wenn du nicht mit der Sprache rausrückst, bist du am Arsch.«
    Daria wiederholte Marks Drohung auf Farsi, aber Yaver bekam nichts mehr mit.
    Decker prüfte unterdessen den Inhalt der Seesäcke. »Teilweise taugt das Zeug nicht viel«, sagte er. »Aber es ist auch eine Menge dabei, was früher zu meiner Ausrüstung gehörte.« Er zog ein Teil heraus, das wie eine Atemmaske aussah. »Das ist ein Dräger-Rebreather. Damit kann man tauchen, ohne Luftblasen zu produzieren. Standard-SEAL-Ausrüstung.«
    »Benutzen die Quds-Brigaden das auch?«, fragte Mark.
    »Schon möglich.« Decker griff nach der Heckler & Koch MP5 Maschinenpistole. »Würde mich nicht wundern, wenn ein Teil der Sachen unseren Jungs geklaut wurde, die in Irak und Afghanistan stationiert sind.«
    »Pack wieder ein, wir müssen hier weg.«
    Mark setzte sich hinters Steuer, Daria auf den Beifahrersitz und Decker stieg hinten ein. Sie holten noch den Rest von Marks Bargeld aus dem Kofferraum des Lada, dann bretterten sie über die kurvenreiche, löchrige Straße Richtung Küste.
    Kaum hatten sie einige Kilometer zurückgelegt, hörten sie in der Ferne das dumpfe Schlagen von Helikopterrotoren.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Mark.
    »Die können doch nicht wegen uns anrücken, was meinst du?«, fragte Decker.
    Mark bog auf einen schmalen Feldweg ab, der an einem Teegarten entlang führte und in einem dichten Eichenhain endete.
    Er stieß rückwärts in den Wald, hielt sein Fernglas an die Augen und suchte den Himmel ab. Er sah nichts. Plötzlich herrschte Stille.
    »Sie sind gelandet«, stellte Decker fest, der die Seitentür des Land Cruisers geöffnet hatte und lauschte.
    »Beim Bauernhaus?«
    »Gut möglich. Ja.«
    »Die sind hinter uns her«, meinte Mark.
    Er suchte weiter den Himmel ab, als eine Brise das Laub rascheln ließ. Daria stand auf der anderen Seite des Wagens und ließ schweigend den Blick über den Teegarten und den Horizont schweifen.
    Er machte sich Gedanken über die logistische Leistung, einen Hubschrauber innerhalb von – wie viel? – zehn Minuten in eine ländliche Gegend Aserbaidschans zu dirigieren. Die Leute, mit denen sie es zu tun hatten, verfügten offenbar über erstaunliche Ressourcen.
    Yaver war tot. Mark zerrte ihn vom Rücksitz und legte ihn auf den Boden. Dann sammelte er Zweige vom Waldboden auf und häufte sie auf das Wagendach.
    »Wir bleiben eine Weile hier in Deckung«, sagte er. »Unterdessen wird Daria sich vielleicht endlich herablassen, uns darüber aufzuklären, was hier verdammt noch mal gespielt wird.«

42
    »Keine Lügen mehr«, sagte Daria. »Keine Geheimnisse mehr.«
    »Keine Geheimnisse«, stimmte Mark zu.
    »Nein, schau mich an. Diesmal meine ich es ernst. Ich sage euch, was ich weiß, und als Gegenleistung erzählst du mir auch keinen Mist, zum Beispiel, du hättest Decker weggeschickt. Oder du wärst CIA-Analyst gewesen.«
    »Ich war Analyst. Sechs Monate lang.«
    »In einer Karriere von zwanzig Jahren.«
    »Du hast nie gefragt, wie lang.«
    »Im Ernst, Mark. Wir machen jetzt wirklich reinen Tisch oder du kannst es vergessen.«
    »Schön«, sagte er, obwohl er in Wirklichkeit dachte, dass jede Chance, das gegenseitige Vertrauen wiederherzustellen, längst vertan war.
    Daria schaute sich um, als

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